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  #706  
Alt 10.09.2008, 15:52
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Gabi,

inzwischen teile ich auch die Auffassung, dass ein CT ausreichend ist. Aber ich kenne auch sehr gut die Auffassung, dass man ihn nicht aus den Augen lassen sollte. Meine Mutter wollte eine zeitlang auch eine PET. Aber sie hat sie dann doch nciht gemacht. Inzwischen kann sie in den Zeiten zwischen den Tagen der Wahrheit sogar recht gut abschalten. Frei nach dem Motto: Cape diem
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  #707  
Alt 10.09.2008, 16:13
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Zitat:
Hallo Ihr Lieben, liebe Bibi,
jetzt werde ich mich hier auch mal mit einklinken, dass wir nicht überall verstreut schreiben und außerdem ists bei Euch wirklich warm und heimelich.
Außerdem weiß ich nicht recht, wo ich es sonst loswerden kann. Wo, wenn nicht bei Euch.
Mama geht es ganz schlecht. Sie bekommt ja jetzt schon über 2 Monate keine Chemo mehr, weil sie nichts mehr verträgt und Stillstand eingetreten ist.Dennoch atmen jetzt natürlich die Lebermetas auf. Es sind viele und einige Leberwerte sind deswegen auch schon schlecht. Sie ist furchtbar gelb im Gesicht und in den Augen. Das Schlechtsein ist unerträglich. Kein Appetit, keine MCP-Tropfen helfen - nichts. Zu Hause sein, rumliegen und warten bis es vorbei ist.
Ich habe gerade letzt Woche an der Ostsee in Prerow in der Klinik für uns reserviert (ihre geliebte Ostsee und "Abschiedsurlaub" für uns) ab dem 16.11.Sie meinte aber schon den wird sie nicht schaffen. Manchmal glaub ich das auch langsam. Ich weiß nun nicht wie ich mich jetzt auch den Tag x vorbereiten soll ?
Hat hier jemand ERfahrung ?
Es ist alles bürokratische geklärt und auch sonst alles klar. Wir sind beide keine großen Redner, die noch Liebesbekundungen und Versprechen abnehmen, davor scheue ich mich auch. Gruß an Bibi -> Mama soll wissen, dass es mir danach gut geht und ich stark bin :-)
Naja, also auch bei mir seit 1 Woche ungefähr "unten-Tage".

Traurige Grüße
Didi
Liebe Didi,

es tut mir so leid, das von Dir lesen zu müssen.

Ich würde Dir so gerne raten und helfen. Habe lange überlebt, was ich Dir sagen soll. So individuell jeder Mensch ist, so auch seine Vorstellung vom Abschiednehmen. Daher denke ich, wirst Du, die Du Deine Mutter sehr gut kennst, intuitiv das Richtige tun.

Mancher Mensch will bestimmte Dinge noch klären - darüber reden. Andere schweigen lieber, aber sind froh, nicht alleine sein zu müssen. Ich denke sie wird ihren Bedürfnissen Ausdruck verleihen. Wenn nicht mit Worten so reichen zwischen Mutter und Kind oft Blicke, Gesten - egal was. Ich glaube dieses "Einander blind verstehen" - wird ganz intensiv werden.

Sich auf den Tag X vorbereiten - das ist glaube ich unmöglich. Vertrau auf Eure Bindung und auf Dein Gefühl und lasse Dich davon leiten.

Ich umarm Dich

Annika
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  #708  
Alt 10.09.2008, 16:21
Tristanne Tristanne ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Didi,

meine Mam und ich waren auch keine großen Redner. Wir haben uns immer alles gesagt, auch ohne viel oder überhaupt etwas sagen zu müssen. Es hat dann auch oft ein "Du weißt schon....." gereicht. Und man wußte.... Oder ein Blick, eine Berührung...
So scheint es euch bei euch zu sein, und dann ist doch alles gut, wenn Dir nichts mehr auf der Seele brennt und wenn Du vor allem spürst, daß es Deiner Mutter auch so geht.

Wie Du bin ich auch keine Freundin von großen (Dankes)Reden.
Und ich finde allgemein, man sollte man auch unterscheiden und sich wohl überlegen, ob das, was man glaubt noch alles sagen oder machen zu müssen, der Mutter hilft, oder ob man "nachher", doch eigentlich aus egoistischen Gründen sagen will: "Ich habe alles gesagt/getan ich habe mir nichts vorzuwerfen, ect."

Ich sage es ehrlich, ich habe meiner Mutter nicht gesagt, daß ich sie "gehen lasse" oder ich sie "loslasse" (diese Begriffe, besonders letzterer in der Kombination mit "müssen" sind aus meinem Sprachschatz eigentlich gestrichen und meine Mutter hätte diese Formulierungen auch unangebracht und fremd für ihre Tochter gefunden - aber das weiß jeder selbst), denn ich wollte nicht, daß sie sich irgendwie bedrängt fühlt oder daß sie sieht, daß ich es nicht mehr aushalten kann.
Als der Zeitpunkt da war, bevor sie die Augen geschlossen hat, habe ich ihr gesagt, daß sie sich um mich keine Sorgen zu machen braucht, ich käme schon klar.. (aber heute brauche ich sie doch so sehr, brauche ihre Hilfe... ) Doch damals ging es nur um sie. Und daß ich das gesagt habe, geschah plötzlich ganz ohne Vorbereitung.

Aus Deiner Sicht gesehen: Ich kann mir auch vorstellen, daß es vielleicht etwas beruhigend sein könnte, daß Deine Mam gesagt hat, daß sie nicht mehr möchte. Meine Mam hat das nie gesagt, sie hat bis zum Schluß noch an ein Wunder geglaubt - heute glaube ich, daß es mir jetzt in meiner Trauer leichter fallen würde, wenn sie nicht mehr gewollt hätte.
Aber heute weiß ich auch, daß das Wunder, nicht immer "überleben" bedeuten muß. In all dem großen Leid bin ich dankbar für das Geschenk, daß sie mir gezeigt hat, daß das Sterben etwas ganz Natürliches ist, vor dem man keine Angst zu haben braucht. Und daß ich in ihrem Sterben erfahren habe, daß der Tod nicht das Ende ist und eigentlich ein Erwachen. Danke Mami.

Obwohl ich, ehrlich gesagt, auch Angst hatte und in ihrem großem Leid nur noch gehofft und gebetet habe, daß sie es bald geschafft hat.
In diesem Sinne denke ich auch, daß Deine Frage mit der "Vorbereitung" auch aus der Angst kommt, nicht? Ich kann es so gut nachfühlen.

Du wirst Deine Mutter in Liebe begleiten, zusammen geht ihr immer ein Stückchen weiter... und darauf braucht man sich nicht vorzubereiten und mann kann es auch gar nicht.
Ja, es ist die Liebe. Sei einfach Du selbst, so wie Deine Mutter dich liebt und so wie Du sie liebst. Auch dazu braucht es keine Vorbereitung.

Alles Liebe,
Anne
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Danke. Hab Dich so lieb. Für immer.


"Weißt Du, ich glaube nicht, daß man völlig tot sein kann. Wir haben doch auch nicht völlig gelebt".
aus: Thomas Lehr "Die Erhörung"
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  #709  
Alt 10.09.2008, 17:04
Gitta aus Nürnberg Gitta aus Nürnberg ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo liebe Bibi,
die Sache mit dem Schwingschleifer hört sich im ersten Moment komisch an. Ich werde mir dies aber merken, irgentwie glaube ich, kann man damit etwas erreichen.
Bis bald
Gitta
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  #710  
Alt 10.09.2008, 20:34
Hopesomuch Hopesomuch ist offline
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Standard AW: SOS - Erste Hilfe gegen Husten ?

Hallo!

Inhaliert Deine Mutter nicht ?? Allein zur "Pflege" sollte man mit NaCl inhalieren, die Schleimhäute feucht halten. Gefässerweiternde Medikamente müssen mit Vorsicht gegeben werden. Meiner Mutter hilft Cortison gut , damit ist der Husten sehr viel erträglicher geworden. Er hat sie auch geschüttelt ....

Viel Glück!
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  #711  
Alt 11.09.2008, 10:21
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: SOS - Erste Hilfe gegen Husten ?

Hallo ihr Lieben,

gestern war das Gespräch mit dem Arzt und sie hat sich fürs erste dagegen entschieden, behält die Option aber im Ärmel. Krabbe hat recht, das Problem ist, dass man sich jetzt nicht sicher ist, ob der Tumor die Bronchie durchdrungen hat, oder sie von außen zusammendrückt. Im ersten Fall hilft Lasern null - und feststellen kann man das erst mit der Bronchoskopie. Im zweiten Fall hilft es, aber dann gibt es immer noch das OP Risiko und die Frage, wie lange? Also setzen Doc und meine Mutter auf die Chemo und ich hoffe sie behalten recht damit.
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  #712  
Alt 11.09.2008, 10:39
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Meine liebe Tristanne,

ich staune über Deine Beurteilung - und frage mich schon, woher Du diese Beurteilungsfähigkeit nimmst???

"Wie Du bin ich auch keine Freundin von großen (Dankes)Reden.
Und ich finde allgemein, man sollte man auch unterscheiden und sich wohl überlegen, ob das, was man glaubt noch alles sagen oder machen zu müssen, der Mutter hilft, oder ob man "nachher", doch eigentlich aus egoistischen Gründen sagen will: "Ich habe alles gesagt/getan ich habe mir nichts vorzuwerfen, ect."
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  #713  
Alt 11.09.2008, 11:22
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi

Dein Beitrag hat mich, wie viele andere Deiner Worte auch, nun wirklich fast die ganze Nacht beschäftigt. Beschäftigt deshalb, weil ich so... so.... ehrfürchtig bin. Wie toll ist das Gefühl zu wissen, man hat sich alles gesagt. Und in Deiner Schreibe klingt das so, als wenn da nicht ein klitzekleiner Fatz Zweifel ist.
Es ist nicht so, dass wir riesige Baustellen hätten. Aber ich würde meiner Mutter gerne auch mal verbal sagen, wie sehr ich sie liebe, dass ich sie immer geliebt habe, trotz der schwierigen Zeiten, die wir durchgemacht haben, etc. pp. Aber: es kommt nicht in meinen Mund. Wir sind recht innig und herzelig und auch grabbelig (das Wort klingt so negativ, aber mir fällt gerade nichts anderes ein), aber die grossen Gefühle kommen bei mir verbal nicht raus. Das finde ich für mich schade. Nun habe ich überlegt, ob ich einen Brief schreiben soll. Das könnte bei ihr aber wieder so endgültig ankommen. Und da sie psychisch und auch physisch gerade aufgrund der Chemo am Anschlag ist, wäre das wiederum´kontraproduktiv.
Eigentlich möchte ich Dir nur sagen, dass ich Dich (ebenso wie auch einige andere hier), in vielerlei Hinsicht bewundere.
Heute ist für mich auch kein guter Tag. Gestern hatte ich ein Telefonat mit meiner Schwester, die mich dann zum ersten Mal fragte, ob ich glauben würde, dass Mama wieder gesund wird. Und... das war ähnlich schlimm, ob wir die Ärztin mal nach einer Prognose fragen sollten. Ich habe mich dagegen ausgesprochen, weil nun wirklich jeder Krankheitsverlauf unterschiedlich ist und ich aus meinen Statistikvorlesungen weiss, wie diese zustande kommen. Ich glaube nicht daran. Ich glaube sehr wohl, dass ein Arzt absehen kann, wenn es sich nur noch um Tage oder Stunden handelt, aber mehr... woher soll er es wissen. Jeder Mensch ist unterschiedlich.
Ich bin traurig heute. Weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, ohne meine Mum zu sein. Sie ist doch mein Leben.

Euch also einen schöneren Tag,

Alles Liebe,
Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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  #714  
Alt 11.09.2008, 12:30
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Thessa,

was ich mit meinen Worten sagen wollte, vor allem auch mit der offensichtlichen und ernst gemeinten Kritik an Tristanne war, dass jeder seinen eigenen Weg wählt, Dinge auszusprechen. Es gibt den Weg, Gefühle zu benennen, weil man vielleicht auch einfach so tickt und so erzogen wurde, und den Weg, sie einfach nur zu zeigen. Es gibt auch beides zusammen. Es gibt ebenso Menschen, die in der Familie Gefühl nicht zulassen. Für alles gibt es manigfaltige Gründe. Wichtig ist nur, dass es echt ist. Und das es ein Bedürfnis ist.

Ich glaube, wer von Liebe und nicht Besitztum geprägt ist, der verwechselt das NIEMALS mit Egoismus. Das war in meinen Augen eine dumme Wortwahl, denn ich schrieb nie davon, dass ich meine Mutter zur Rede gestellt hätte, dass ich ihr meine Gefühle aufgezwungen hätte. Schade wenn manche das Wechselspiel des Ganzen nicht herauslesen konnten.

Was mich aber viel mehr beschäftigt als das (denn ich weiß ja - und zwar nicht nur subjektiv - wie es bei uns zuhause ist), weil ich diesen Weg für mich gewählt habe heißt es noch lange nciht, dass es auch Euer Weg ist. Wenn ihr Euer Leben lang Liebe gezeigt habt, indem einfach Dinge ohne Worte erledigt wurden, man über seine Grenze manches Mal hinausgeht, ihr Euch in den Arm nehmt und einfach nur, egal wie schwer es gerade ist, füreinander da seid, dann kann das soviel mehr wert sein als ein Satz den man sagt, bei dem man sich aber nicht wohl fühlt - eben weil es nie so war.

Bei mir war es damals so, dass ich im Nachhinein wünschte, ich hätte meinem Vater noch einiges gesagt. Ja. Aber ich kann den Egoismus darin nicht finden. Ich habe mir damals zum Beispiel gewünscht, ich hätte eine Lüge die mir damals über die Lippen kam (bitte bedenke, ich war 15) gerade gestellt und ich hätte mich getraut, ihm zu sagen dass ich ihn lieb habe. Schriftlich habe ich das damals gemacht. Eine Zeit lang habe ich fast täglich einen Brief ins Krankenhaus geschickt.

Natürlich ist es auch dieses Gefühl von damals, was mich heute im Bezug auf meine Mutter beschäftigt. Meine Mutter und ich hatten aber auch schon immer ein sehr "verbales", ein sehr emotionales, häufig sehr wechselhaftes und aufbrausendes Verhältnis. Meine Mutter zum Beispiel fordert mich sehr, sehr oft zum Reden auf wenn sie merkt dass mich etwas beschäftigt und hört manches Mal nicht eher auf bis ich weine und sie mir dann sagt: Es ist gut so. Lass es raus, ich weiß doch dass Du mich lieb hast und ich finde es auch schlimm, dass ich gehen muss.

Lange hatte ich Schwierigkeiten damit. Wollte sie nciht belasten. Und dann sagt sie mir, manchmal habe sie das Gefühl, ich sei abgeklärter, würde Emotionen nicht mehr zulassen. Sie fühlt sich dann ausgeschlossen aus meinem Leben.

Weißt Du, mir schrieb hier im Forum damals jemand (ich glaube Krabbe, Gitta, und Lissi wählten damals ähnliche Worte) eine Mutter spürt das.

Das hat damals gesessen. Seit dem versuche ich immer "authentisch" zu sein. Wenn ich traurig bin versuche ich schon, das in den Griff zu bekommen. Natürlich. Aber manchmal gehört eben auch das dazu. Ich versuche, meinem Bauch zu folgen. Sehr habe ich Berührungen vermisst. Und genau deshalb weiß ich, dass das schlichte in den Arm nehmen kann manchmal soviel wichtiger ist als ein Satz oder ein Wort.

Bitte mach Dir nicht so viele Gedanken. Aus Deinem Text spricht soviel Liebe dass ich mir nciht vorstellen kann, das sich Deine Mom dessen nicht bewusst ist. Handele so, wie Dir in dem Moment danach ist. Und wenn Dich das wirklich so beschäftigt, dann sag ihr dass Du sie lieb hast. ICh wüßte nicht, was daran falsch sein kann.

Meine Mutter kannte als Angehörige meines Vaters, der ja nunmal auch Krebs hatte, auch diese SEite. Daher weiß sie auch, was sie damals vermisst hat. Wir sind einfach etwas anders als die anderen Kinder. Aber ich glaube nicht, dass es falsch ist. Denn ich glaube, jeder Weg, der so gegangen wird wie er gegangen wird, eben weil man sich lieb hat, ist richtig. In dem Wort "Liebe" ist kein Platz für Egoismus. Deswegen schließt sich das für mich ohnehin aus.

Meine Mom fordert ständig dass ich ihr alles sage. Manchesmal ist das schlimm, denn manchmal will sie eben auch alles wissen, was mit der Krankheit zusammen hängt und hinterfragt Dinge, die ich lieber für mich behalten würde. Eben um sie zu schützen.

Jede Beziehung ist anders. Bitte wäge ncith immer ab, was jetzt richtig wäre. Lass Dir ruhig mal freien Lauf, ich denke, schaden würdest Du Deiner Mom bei der Liebe, die Du empfindest, im Leben nicht. udn die Rücksicht und das gute Gefühl für unsere Mütter, die steckt uns im Blut.

Liebe Tristanne,

"Warum den Toten Blumen schenken?
Warum denn im Leben nicht?
Wenn lebend man mehr Blumen schenkte -
so lebte länger manches Herz"

Ich finde, Liebe zu empfinden ist auch eine Blume.
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  #715  
Alt 11.09.2008, 12:34
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Thessa,

dass Dir das nicht über die Lippen will...mit dem Liebhaben - ich verstehe Dich sehr gut.

Du weißt genau, dass sie dann irgendetwas dazu sagen würde - sie würde das nicht nur so im Raum stehen lassen. Und weil das was folgt nicht vorhersehbar ist, nicht einkalkulierbar - meidet man das. Weil es auf beiden Seiten sehr gut, aber auch sehr weh tun würde. Man meidet es nicht nur, um des anderen Willen. Das Eis brechen ist manchmal nicht leicht und tut weh - denke aber, auch dafür findet sich ein Zeitpunkt, wo es einfach passiert, ohne vorher groß darüber nachzudenken.

Ich wünsche mir für Dich, dass Deine Traurigkeit, die heute so intensiv ist, wieder loslässt und das Kopfzerbrechen freudigeren Ereignissen weichen kann.

Liebe Grüße

Annika
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  #716  
Alt 11.09.2008, 13:00
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Annika,

da schreibe ich Romane, Du zwei Sätze. Satz und Sieg nennt man das glaube ich.

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  #717  
Alt 11.09.2008, 14:23
Tristanne Tristanne ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Zitat:
Zitat von Bianca-Alexandra Beitrag anzeigen
Meine liebe Tristanne,

ich staune über Deine Beurteilung - und frage mich schon, woher Du diese Beurteilungsfähigkeit nimmst???

"Wie Du bin ich auch keine Freundin von großen (Dankes)Reden.
Und ich finde allgemein, man sollte man auch unterscheiden und sich wohl überlegen, ob das, was man glaubt noch alles sagen oder machen zu müssen, der Mutter hilft, oder ob man "nachher", doch eigentlich aus egoistischen Gründen sagen will: "Ich habe alles gesagt/getan ich habe mir nichts vorzuwerfen, ect."

Meine liebe Bibi,

ich schrieb nicht von "meiner eigenen" "Beurteilung", genausowenig von "meinen" "Fähigkeiten".
Es geht überhaupt nicht darum, ob ich eine solche Urteilsfähigkeit in bezug auf das von mir Angesprochene besitze oder nicht.
Ich schrieb auch gar nichts davon, daß man ein "Urteil" fällen soll (ein Urteil setzt ein Ergebnis bzw. eine Lösung voraus, und auch darüber schreibe ich nichts, es war nur als Denkanstoß gedacht), sondern davon, daß man sich meiner Meinung nach überlegen sollte, wem damit vor allem geholfen ist, da ich der Meinung bin, daß man seine Gewissensinteressen während der Begleitung zurückstellen sollte. Aber das hatte ich ja geschrieben. Also bitte lesen (oder auch nicht), dann gibt's auch nichts zu "staunen".

Meinungen kann man sich auch objektiv bilden, man muß nicht immer von sich selbst ausgehen. Ich habe - bei mir nahestehenden Menschen - miterlebt, daß sie angesichts der Krebsdiagnose noch viel bereinigen wollten. Zum Beispiel bei einem guten Freund. Der Vater ist vor 2 Jahren an Magenkrebs gestorben. Der Freund hat sich mit dem Vater aussprechen wollen, nachdem feststand, daß das Leben des Vaters begrenzt ist. Der Vater hat ihm zu verstehen gegeben, daß es ihn JETZT auch nicht mehr interessiert. Das kann man so sehen, daß es ja schließlich der Sohn es ist, der mit der Schuld bzw. mit unbereinigten Dingen weiterleben muß und die Aussprachebereitschaft des Vaters wäre nötig. Kann man aber auch so sehen, daß der Sohn in seinem Leben genug Gelegenheiten gehabt hat, mit dem Vater ins Reine zu kommen und nicht erst im Angesicht der Diagnose. Natürlich betrifft es nicht immer den einen ODER den anderen, sondern beide zusammen, nur, das Leben des einen ist begrenzt.
Das Problem aus der Sicht des Angehörigen, das ich angesprochen hatte, gibt es (auch hier im Forum) genauso wie viele (stille) Mitleser - und nicht nur die, die das große Glück einer harmonischen Beziehung vor der Diagnose hatten.

Die von Dir "bestaunte" Textstelle war genau wie der ganze Beitrag kein Kommentar zu Deiner Mutter und zu Dir, vgl. dazu auch das Wort "allgemein".
Warum Dir das, was ich geschrieben hatte, offenbar so gegen den Strich geht, daß Du mir auf recht ironisch-verachtende Weise (Empfindung der Empfängerin) Dein Mißfallen bzw. Dein Unverständnis ausdrücken mußt; oder ob es gar um etwas anderes geht, weiß ich nicht. Du wirst es wissen.
Es tut mir leid, falls ich mich unverständlich oder umständlich oder unsinnig oder sonst wie ausgedrückt habe, aber eine Nachfrage/Kommentar die/der für das Gegenüber, das man nicht kennt, möglichst neutral klingt, tut's auch. Danke.

Grüßle,
Anne
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Danke. Hab Dich so lieb. Für immer.


"Weißt Du, ich glaube nicht, daß man völlig tot sein kann. Wir haben doch auch nicht völlig gelebt".
aus: Thomas Lehr "Die Erhörung"
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  #718  
Alt 11.09.2008, 15:14
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Tristanne,

ich hatte schon den Eindruck, dass Du Dich auf meinen Text beziehst, deswegen habe es natürlich auch so empfunden, dass Du mich mit dem Egoismus gemeint hast.

Du hast ja schon geschrieben, dass Du das so nicht gemeint hast.

Aber ich denke, Du hast schon recht mit dem was Du in Deinem letzten Beitrag schreibst, vor allem im Bezug auf die Bekannten. Meine Mom und ich hatten sicherlich nicht durchweg ein harmonisches Miteinander, da waren schon im Laufe der Jahre viele Zwiste. Das, wovon Du sprichst, ähnelt mehr dem, das man sich als Angehöriger die Absolution von demjenigen holen möchte, der an einer Krankheit wie dieser leidet. Und Du hast ganz recht, bzw. ich kann denjenigen gut verstehen der dann sagt dass es jetzt zu spät dafür ist und natürlich anderes als die - in dem Fall - egoistische Sorge des Angehörigen im Vordergrund steht.

Dinge, die wir ausgesprochen haben waren eher Dinge, die im Laufe der Jahre in irgendeiner Weise wichtige Stellen eingenommen haben, aber immer in Gesprächen "umschifft" wurden. Und wo - sowohl meine Mom, als auch ich - den Austausch bisher einfach nicht gewagt hatten. Absolutionen in dem Sinne standen Gott sei Dank nie im Raum. Wohl aber hatte mir meine Mom ein paar Monate vor ihrer Diagnose gesagt, sie hätte jetzt ein neues Leben (neu verheiratet) und sie hielte nichts von diesen regelmäßigen, sonntäglichen Besuchen, sie sei lange genug Mama gewesen ....

Daraufhin zum Beispiel war ich ganz schön eingeschnappt und habe mich natürlich sehr zurück gezogen. Dennoch war ich die erste, die sie anrief, noch bevor sie zum nächsten Arzt fuhr als die Röntgenbilder des Tages den Verdacht nahe legten. Und ich war sehr schnell bei ihrem behandelnden Arzt, noch bevor sie aus der Besprechung zurück war. Solche Themen haben wir dann schon besprochen, ich wollte wissen wieso sie mich auf Abstand bringen wollte. Wollte wissen woher das kam. Es lag auch viel an ihren Erkrankungen und es war gut und richtig, das zu verstehen. Auch zu verstehen, dass sie mit gewissen Handlungsweisen von mir nicht klar kam.

Für meine Mom und mich war es gut, über alles gesprochen zu haben. Und auch jetzt versuchen wir immer, alles sofort zu klären. Das war schon immer meine Denkweise. Es entspricht ein bißchen dem "Carpe diem", nur das eben vor dem Hintergrund einer solchen Erkrankungen allen auf einmal sehr viel bewusster wird, wie schnell die Chance verstreichen kann etwas richtig zu stellen.

Ein gesprochenes Wort zurücknehmen zu wollen
hieße,
das gefallene Blatt wieder an den Baum zu nageln.
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Geändert von Bianca-Alexandra (11.09.2008 um 15:17 Uhr)
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  #719  
Alt 11.09.2008, 16:17
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Hallo,

möchte auch noch was dazu sagen - ganz auf mein Verhältnis zu meiner Mutter bezogen.

Wir haben uns sehr lieb, und hängen sehr aneinander. Genauso gerne zoffen wir uns manchmal. Wir vertrauen einander, aber es gibt gesunde Grenzbereiche. Oft denken wir wohl, jeder aus seiner Perspektive, darüber nach, was da auf uns zukommen wird. Davor haben wir beide große Angst. Jeder auf seine Art und Weise.

Jeder Mensch ist verschieden, ebenso wie jeder Krankheitsverlauf, jedes zwischenmenschliche Verhältnis und alles eben was uns und unsere Lieben ausmacht. Oft lese ich hier Sachen, die ich noch vor 2-3 Monaten mit völlig anderen Augen gesehen hätte, die ich unterdessen aber verstehen kann.
Selten kann man sagen:"Ja, ganz genau so ist das bei uns auch." Darum ist es auch schwer, in individuellen Situationen einen guten Rat zu erteilen. Ich habe hier gelernt, dass man sich irgendwie weiterentwickelt und manchmal distanziere ich mich von manchen Schreibern, weil ich einfach denke, wenn ich jetzt das schreiben würde, was ich denke - oder von der Erfahrung die ich gemacht habe, dann wäre das einfach nicht richtig, weil derjenige erst an der Stelle steht, wo ich selber vor geraumer Zeit noch gestanden habe. Es ist eine Entwicklung - ein stetig foranschreitender Prozess - manchmal muss man einander die Zeit und den Raum lassen, bestimmte Dinge mit sich selbst auszumachen und diese zu erfahren.

Unterdessen habe ich gelernt, dass mein Bauchgefühl eigentlich ein zuverlässiger Partner ist. Oftmals ist darauf Verlass und in Verbindung mit der Tatsache, dass meine Mama und ich uns nahezu in- und auswendig kennen, vertraue ich darauf, irgendwann einfach vom Gefühl her, das mich leiten wird, das Richtige zu tun.

Im Gespräch mit der Trauerbegleiterin haben wir uns mal über dieses "Loslassen - den anderen gehen lassen" unterhalten. Auch das ist wieder ganz individuell und etwas sehr persönliches. Man kann nicht sagen...das ist richtig oder falsch. Aber es wird sich zeigen, und da verlasse ich mich auf mein Gefühl, ob es dessen bedarf oder nicht.

Ich finde es sehr wertvoll, wenn hier Menschen bereit sind, einen an der eigenen Erfahrung teilhaben zu lassen. Es erweitert wieder die Sichtweise auf das, was evtl. möglich sein kann und wie andere Menschen empfinden, damit umgehen und denken.

Liebe Grüße

Annika
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  #720  
Alt 11.09.2008, 17:06
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Liebe Thessa,

schlussfolgere ich richtig, dass am 22.7. die Chemo aufgrund einer Kontroll CT umgestellt wurde? Dann wäre ja um den 22.9. wieder eine, oder? Ist der Rythmus bei Euch anders?

Es ist gut und richtig, dass Du Dich nciht auf solche Aussagen einlässt. Statistiken - das hast Du schon gelesen, sie machen nur eins: Angst. Abgesehen davon, meine Mom mit Kleinzeller - ich bin so froh, dass sie die dummen Zahlen Lügen straft. Auch was die Prognose des Arztes angeht hast Du völlig recht. So vernünftig wie Du konnte ich erst sehr, sehr viel später nach vielen blauen Augen werden.

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