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  #241  
Alt 03.12.2005, 23:32
doris stephan doris stephan ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo Ihr Lieben,

ich will Euch heute mal etwas erfreuliches schreiben, da lese ich mir die letzten Beiträge von Euch noch mal durch und nun sitze ich hier, mir laufen die Tränen und ich kann garnicht so richtig schreiben.

Das mit dem Podest gefällt mir, ja auch mein Jürgen steht da oben und ich schaue zu ihm rauf, auch ich sehe unser gemeinsames Leben durch die rosarote Brille, denke nur noch an die schönen Dinge, die wir zusammen hatten.

Unser Sohn hat seit dem 1.12. einen Arbeitsvertrag. Wie hätte Jürgen sich gefreut. Das lag uns beiden so am Herzen. er hatte schon seit der Lehre sehr viel Pech, wenn er dann mal eine Arbeit gefunden hat, haben die Arbeitgeben nicht pünktlich den Lohn gezahlt.

Und noch eine gute Nachricht. Ich habe mich mit Lilo getroffen, wir haben zusammen ein Käffchen getrunken, und das werden wir jetzt öfter machen.
Lilo ist eine ganz Liebe und die Gespräche mit ihr tun mir gut.

Ich habe mir eine schöne Erkältung eingefangen, ich hoffe bis Montag ist es wieder o.k.

Seid nun alle ganz lieb gegrüßt

Doris.
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  #242  
Alt 03.12.2005, 23:35
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Doris,

da bin ich aber froh, dass ich vor dem Schlafengehen nochmal vorbei geschaut habe. Das klingt doch alles wieder ein Stück weit mehr nach ein wenig Lebensmut. Ich freue mich sehr für Dich, deinen Sohn und natürlich Lilo. Finde ich ganz toll, dass ihr euch persönlich unterhalten könnt. Ist doch nochmal ein Stück intensiver, als den Monitor dazwischen.

Liebe Dani,

auch deine Nachricht ist sehr positiv. Schön, dass du dich mal wieder gemeldet hast und es deinem Sohn offensichtlich ein wenig besser geht.

Zwei positive Meldungen am späten Abend. Das lässt doch hoffen.

Ich wünsche uns alle eine angenehme Nacht. Mit hoffentlich schönen Träumen, damit wir auch morgen optimistisch den Tag hinter uns bringen.

LG
Andrea
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Geändert von AndreaS (03.12.2005 um 23:37 Uhr)
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  #243  
Alt 03.12.2005, 23:56
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

@Wolke,

wollte schon die ganze Zeit schreiben: Danke für deinen kurzen aber treffenden Beitrag. Aber es ist wohl wahr, wir wurden geliebt so wie wir waren. Und als das, was wir sind haben wir unsere Lieben begleitet. Nach bestem Wissen und mit aller Liebe. Mehr ging nicht.

Manchmal vergisst man es einfach, vor allem wenn man besonders traurig ist.

LG
Andrea
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  #244  
Alt 05.12.2005, 20:28
doris stephan doris stephan ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo Ihr Lieben alle,

eigentlich wollte ich mir die folgenden Worte für Silvester aufheben, aber ich weiß nicht, wie es mir an diesem Tag gehen wird. Silvester hält man ja immer so ein Rückblick auf das vergangene Jahr, das zu ende geht und dieses Jahr war jeder Tag voller Schmerzen.
Ich möchte Euch allen ganz lieb danken, daß Ihr mir immer mit Rat und tröstenden Worten zu Seite standet, egal was war, einer von Euch hatte immer liebe Worte parat.
Ich weiß nicht, wo ich ohne Euch wäre, allein hätte ich das alles nicht geschafft, Ihr habt mir gezeigt, daß diese schlimmen Schmerzen dazu gehören, daß das der Preis ist den man zahlen muß, wenn man den geliebten Partner verliert.
Jedesmal, wenn ich tief am Boden lag und dachte es geht nicht mehr, ich um Hilfe "rief", war immer einer von Euch da, und hat mir geholfen wieder aufzustehen.
Ich hatte oft daran gedacht, nicht mehr zu schreiben, weil ich meine Gefühle nicht so in Worte fassen kann. Aber ich habe dann gelesen, was ich täglich tat, wie ich vermißt wurde und das war ein schönes Gefühl.
Hier bin ich nicht allein mit meinem Schicksal. Beim Lesen hier im Forum habe ich erfahren, daß es weitaus viel schlimmere Schicksale gibt.
Nicht zuletzt habe ich auch durch dieses Forum und durch Euch Lilo kennengelernt. Im täglichem Leben drauß wäre das nie passiert, wie denn auch. Lilo ist so eine starke Frau, da kann ich mir noch eine ganz große Scheibe von abschneiden. Wir wollen auch noch einiges zusammen unternehmen, außer Kaffee trinken. Ich werde Euch dann berichten.
Es ist so schade, daß Ihr alle so weit weg wohnt, es tut wirklich sehr gut sich auch mal persönlich zu unterhalten.
Im Moment geht es mir nicht ganz so schlecht, aber manchmal habe ich das Gefühl, als würde man mir das Herz rausreißen, so tut es weh.

So ich wollte damit mal sagen: Danke, daß es Euch gibt, ich brauche dieses Forum und Euch.

Ich grüße Euch ganz lieb

Doris
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  #245  
Alt 05.12.2005, 21:06
Christa CK Christa CK ist offline
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Standard AW: Und nun?

hallo liebe doris,

habe gerade gesehen das du hier bist und es dir ein klein
wenig besser geht *freu*
schön das ihr beiden frauen gemeinsame unternehmungen plant.
ich wollte dich nur schnell grüssen bevor du wieder weg bist.
wir lesen wie immer wieder per pm voneinander.
ganz liebe grüsse
christa CK
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  #246  
Alt 05.12.2005, 22:53
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Doris,

wie immer kurz vor dem Schlafengehen mein letzter Blick nach euch! Es ist schön, deine Zeilen zu lesen, ich sehe es ganz genauso. Auch ich habe durch dieses Forum eine liebe Freundin gefunden, die ich nun nach Weihnachten endlich persönlich in die Arme schließen werde. Sie selbst schreibt nur noch per mail mit mir, hat ihren eigenen Weg gefunden. Aber sie kennengelernt zu haben ist eine der wenigen positiven Ereignisse der neuen Zeitrechnung. Wäre ohne unser gemeinsames Schicksal mit Sicherheit nicht passiert.

Ich hatte mich zu früh gefreut, dachte ich hätte wieder einen Schritt geschafft. Aber leider hält es mich nach wie vor gefangen und so unwahrscheinlich es klingen mag, es ist schrecklicher als ich es jemals in den vergangenen 14 Monaten erlebt habe. Wirklich kaum zu ertragen und regelrecht mit körperlichen Schmerzen verbunden.

Weihnachten und der bevorstehende Jahreswechsel, das Jahr 2 der neuen Zeitrechnung kommt unaufhaltsam näher. Ein ganzes Kalenderjahr, das mein geliebter Mann nicht mehr erlebt hat, keine Sekunde dieses Jahres 2005 und ich lebe weiter, atme ein, atme aus und hab den Alltagsmüll um den ich mich "sorgen" muss, als wäre nichts passiert. Ich denke, ich werde noch eine Weile in meinem Loch verharren, von Besserung war wirklich nur stundenweise etwas zu spüren..

Ich wünsch uns allen eine angenehme Nacht.

LG
Andrea
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  #247  
Alt 06.12.2005, 08:48
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Und nun?

Guten Morgen,

wir haben eine Magen-Darm-Geschichte durch die Familie gereicht und den Kids geht es wieder wunderbar, aber mich nimmt sowas banales immer länger mit.

Mir fällt der Einstieg hier im Moment etwas schwer. Gestern waren es vier Kalendermonate. Schon? Erst?
Ich lese das Beate ihren Mann verloren hat, wie es euch geht.
Alles ist Chaos und doch gehts mir nicht unbedingt schlecht.
Ich will weiter gehen, anfangen zu leben, nicht nur zu funktionieren.

Aber nun gehe ich wieder in mein Bett und wenn es mir besser geht,
werden meine Gedanken geordneter sein.

Nikolaus ohne Papa.
Krank ohne Trost von Männe.

Alles abschmeissen und in eine Schublade legen, nie vergessen, aber
"Ich darf das jetzt" ausleben.
Schuldgefühle, aber warum nur?

Es grüsst euch eine verwirrte Susanne.

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  #248  
Alt 06.12.2005, 13:15
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe verwirrte Susanne

ich hoffe du hast dem Darmvirus schon eine Kündigung geschrieben und er ist bald verschwunden.

Ich wünsche dir gute Besserung für alle "Baustellen"

Liebe Grüße Wolke
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  #249  
Alt 06.12.2005, 21:51
doris stephan doris stephan ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo Euch allen,

liebe Andrea,

es tut mir leid, daß Du wieder ins tiefe Loch gefallen bist, aber ich weiß, wie Du dich fühlst, da braucht es keiner großen Worte, und daß ist das was ich meine, was so schön an diesem Forum mit Euch ist. Jeder weiß, was der Andere gerade empfindet.
Das freut mich für Dich, daß Du eine Freundin gefunden hast und sie auch bald persönlich kennenlernen wirst.
Ich wünsche Dir, daß es Dir bald wieder besser geht und nehm Dich mal lieb in den Arm.


liebe Susanne,

ja heute am Nikolaustag habe ich die Leere auch wieder sehr gespürt, Die Lücke, die mein Jürgen hinterlassen hat, sein Schuh, den ich nicht füllen durfte, mein Schuh der auch leer blieb, da waren sie wieder, diese schrecklichen Schmerzen...
Unsere Angriffsflächen zum Empfang von Krankheiten sind bei uns jetzt auch groß, deshalb erwischt es uns jetzt auch schneller und auch heftiger.
Ich hoffe, daß es Dir bald wieder besser geht. Es ist so "still" hier.

Nun wünsche ich alle hier eine friedliche Nacht.

Es grüßt Euch ganz lieb

Doris.
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  #250  
Alt 07.12.2005, 03:15
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Und nun?

Guten Morgen,

ich weiss auch nicht. Wir dachten es ist vorbei und nun rennt der erste schon wieder ins Bad. War also nichts mit Kündigung und ich hoffe nur das der Rest verschont bleibt. Interessant ist die Erfahrung das eine harmlose, aber eklige Erkrankung wirklich alles verdrängen kann. Zwischendrin hat mir zwar der Trost von Männe gefehlt, aber ich war einfach zu kaputt um wirklich etwas zu empfinden. Mir drängt sich dann die Frage auf: Wie soll ich es einmal aushalten, wenn ich ernsthaft krank bin? Wie hat Ewald das so tapfer ausgehalten?
Anfälliger sind die Kinder und ich, das stimmt. Ich habe in diesem Halbjahr so viele Entschuldigungen für die Schule geschrieben wie noch nie. Auch ich selber kann an keinem *schnief* vorbei gehen ohne ihn zu bekommen. Was soll´s, das gibt sich wieder.
Beim quer durchs Forum lesen habe ich leider viele traurige Nachrichten gesehen und bin dadurch sehr angeschlagen. Zu genau kann man doch mitfühlen, was es für die Betroffenen bedeutet. Zu sehr fehlt ein echter Trost, den ich geben könnte. Auch das Andrea wieder im Loch sitzt, aus meiner Sicht nach so langer Zeit, ich weiß nichts was helfen könnte.
Da hofft man das es nach dem Trauerjahr doch ein wenig anders wird, aber Zeit spielt keine Rolle.
Wo liegt aber der Unterschied zwischen uns und denen die besser (anders, schneller... ist alles nicht das richtige Wort) weiter machen können?
Ich glaube nicht das sie weniger geliebt haben. Das sie besser loslassen können. Oder verdrängen.
Ein Onkel von mir hat seine Frau lange Zeit gepflegt. Alzheimer und Parkinson hatte sie. Ihr könnt euch vorstellen wie schwer das war. Ihm wurde geraten seine Frau in ein Pflegeheim zu geben, er hat abgelehnt und sie wunderbar bis zu ihrem Tod versorgt. Tränen um sie geweint beim Abschied.
Nicht lange danach hatte er eine Freundin und Ewald und ich fanden das nicht verkehrt. Hatte er doch alles, wirklich alles und noch mehr für seine Frau getan, warum sollte er nun nicht sein Leben noch positiv ausfüllen?
Wieso kann ich das nun nicht für mich genauso sehen? Ich bekomme das nicht in den Kopf. Nun meine ich nicht gleich eine neue Partnerschaft, eher das ich einfach in Liebe an Männe denken kann, ohne den Schmerz und mein Leben, das ICH weiter leben kann. Manchmal klappt das schon, ab und zu, ganz kurz. Dann aufeinmal geht nichts mehr und ich frage mich wie ich die Zeit herum bekommen soll. Es schmerzt dann so, alles was er nicht mehr erleben durfte, alles was wir verbockt haben. Stunden später kann ich wieder akzeptieren und annehmen, haben wir doch unser bestes getan und das Schicksal kann man nicht beeinflussen. Zwischendrin geht es sogar auch mal gut, einfach nicht glücklich und nicht unglücklich, alles fühlt sich normal an. Das ist das Schlimmste, denn dann fühle ich mich schuldig. Das darf doch nicht sein. Also verbiete ich mir selber, wenn auch mehr unbewusst, das ich Trauerarbeit leiste und weiter komme. Klammere mich an dem Schmerz fest, nur, wem bringt das etwas? Das taugt genauso wenig wie die Blumen und Kerzen die Ewald nun auf´s Grab gestellt bekommt. Diese Stippvisiten hätte er in seinen letzten Wochen von manchen gerne gehabt, nun sieht er sie vielleicht auch, aber "das wahre Grab der Toten ist das Herz der Lebenden".
Ich habe sein Bild aus meinem Schlafzimmer verbannt und ehrlich gesagt geht es mir besser dabei. Warum kann ich nicht beantworten, denn hier vor mir steht ein grosses Bild von Ewald und das schaue ich laufend an und grübele dabei oder rede mit ihm. Versuchsweise habe ich auch die Eheringe, ich trage witwenmässig beide auf dem Ringfinger, abgezogen. Das fühlte sich falsch an, also trage ich die Ringe erstmal weiter. Es scheint alles mittendrin zu sein, kein vor und kein zurück, kein falsch, kein richtig. Also immer noch verwirrend.

Lieben Gruss,
Susanne
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  #251  
Alt 07.12.2005, 08:36
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

ich finde ehrlich gesagt, das hört sich schon ganz gut an. Immerhin testest du verschiedene Dinge aus, wie mit dem Bild und den Ringen und machst es dann so, wie es für dich richtig ist. Außerdem hast du gesagt ab und an fühlt es sich schon mal richtig an und du bist ohne Schmerz. Ich finde das ist schon ein toller Anfang

Liebe Grüße Wolke
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  #252  
Alt 07.12.2005, 09:54
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

mal wieder: Mein Wirrwarr im Kopf - Dein Beitrag - stimmig!

Woran mag es liegen? Ich weiß es auch nicht, denke aber, dass wir vielleicht einfach zu wenig Zeit hatten, uns im Vorfeld an den Gedanken zu gewöhnen. Zwischen Heile Welt und Beerdigung lagen bei uns gerade einmal 8 Monate. Diese 8 Monat waren vollgepackt mit OP. Arztbesuchen, medizinischen Notfällen und Existenzängsten, die ich niemals in dieser Form für möglich gehalten hatte. Ich bin marschiert, habe funktioniert und im Nachhinein frage ich mich oft: Wie hast du das durchgehalten, ohne Pause, ohne Unterlass einfach weiter. Niemals der Gedanke, es könnte so ausgehen wie geschehen. Ich war bei Claus letztem Atemzug dabei, ich habe es erlebt, habe gesehen, was geschehen ist und konnte es dennoch nicht glauben, habe gewartet, dass er weiteratmet. Er musste doch weiteratmen, wieso atmete er denn nicht mehr? Ich hätte es wissen müssen, nein eigentlich wusste ich es, aber ich wollte es nicht wahrhaben.

Und danach? Wieder keine Zeit. Schmerzen ohne Ende, aber ich musste dafür sorgen, dass wir nicht alles verlieren, was wir in 28 Jahren aufgebaut hatten. Die Rente – sehr wenig – das ist der Preis dafür, dass wir „gelebt“ hatten und deshalb sehe ich auch keinen Fehler darin. Aber jetzt heißt es halt, irgendwie über die Runden zu kommen. Das erste Weihnachtsfest, der erste Jahreswechsel: Ich weiß nicht mehr, wie wir es rumbekommen hatten. Es war, als würden wir neben uns stehen, eine fremde Familie beobachten. War das wirklich UNSER Schicksal? Wir haben eher beobachtet, als gefühlt. Aber dieses Jahr ist es anders. Jetzt 14 Monate später, ein Ansatz an Erkennen. Es fühlt sich schrecklich an. Und je mehr Zeit vergeht, um so schlimmer wird es, denn wo die Umwelt nach ein paar Wochen schon mit Unverständnis reagiert, ist nun, über ein Jahr später erst recht kaum jemand, der sich noch interessiert.

Die Liste fast abgearbeitet. Aber auch die körperliche Heilung tut sich schwer. Einen Zahn gezogen bekommen. War nicht so schlimm, unangenehm ja, aber ich habe erlebt, WAS WIRKLICH SCHLIMM ist. Aber, die Wunde heilt nicht, wie ich es gewöhnt bin. Auch hier ein Zusammenhang zwischen Seele und Körper? Die Wunde heilt nicht zu, aber diese sieht man, hierfür hat man eine Erklärung: Du hast ja einen Zahn gezogen bekommen, das braucht halt Zeit. Ja, und mein Mann ist tot, vor einer halben Ewigkeit gestorben, und das braucht keine Zeit?

Schuldgefühle, Verzweiflung, Existenzängste. Jeder einzelne Posten alleine würde reichen, Schwierigkeiten zu bereiten. Ich möchte mir gerne Zeit lassen, alles wieder auf die Reihe zu bekommen. Nur manchmal holt mich das „Leben“ wieder ein, es verbietet ein Innehalten dann, wenn ich es wirklich bräuchte. Und der Schmerz fordert seine Aufmerksamkeit immer dann, wenn zu lange verdrängt wurde.

Ich werde ihn annehmen. Und ich werde lernen, mir selbst zu verzeihen. Ich werde mir erlauben, wieder glücklich zu sein. Ich werde wieder mehr oder weniger glücklich werden. Ich werde mein Leben nicht länger vergeuden. Ich werde wieder begreifen, dass das JETZT wichtig ist. Ich werde die Vergangenheit dankbar in mir tragen und daraus Kraft schöpfen, aber nicht weiter nur im Gestern verharren. All das werde ich tun, nur noch nicht heute....

LG
Andrea
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  #253  
Alt 07.12.2005, 14:38
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Zum Thema Ehering:

Auch ich habe aufprobiert. Hatte eine Zeitlang Claus Ehering (den er immer getragen hatte) am Finger. Es fühlte sich nicht gut an, ich wollte nicht dieses optische Sympbol für meinen neu erworbenen Status: WITWE. Ich habe mich anders entschieden, ich bin nach wie vor verheiratet. Bis dass der Tod uns scheidet? Was für ein Blödsinn. Ich war, bin und bleibe die Frau meines Mannes, egal wo er sich zwischenzeitlich ohne mich aufhält, wir sind nur vorübergehend unfreiwillig getrennt lebend. Deshalb trage ich meinen Ehering nach wie vor, wie seit 24 Jahren, als einziges Schmuckstück an meiner linken Hand. Eine verheiratete Frau, die alleine zurecht kommen muss, aber doch nach außen symbolisieren möchte, dass ihre Seele nicht mehr zu haben ist....
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  #254  
Alt 07.12.2005, 15:46
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Und nun?

Den Ehering "einfach" als diesen weiter zu tragen finde ich auch schön. Im Grunde deines Herzens bist du ja auch nicht frei für jemand anders und verheiratet sowieso noch. Für mich jedenfalls.
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  #255  
Alt 07.12.2005, 17:39
Misa Misa ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo zusammen,

zum Thema "Ehering" möchte ich mich auch mal wieder melden. Ich war zwar nicht mit Micha verheiratet, aber wir hatten trotzdem einen gemeinsamen Ring. Ich habe ihm diesen Ring mit ins Grab gegeben. Er trägt ihn am linken Ringfinger. Genau wie ich meinen auch noch immer. Dadurch fühle ich mich irgendwie mit ihm verbunden. Hört sich vielleicht komisch an, aber irgendwie kann ich auch immer noch nicht wirklich begreifen, dass er nie wieder kommt. Irgendwie ist er für mich immer noch da. Ich denke ständig an ihn, rede über ihn, als wär er gar nicht weg. Bei der Arbeit ist alles wie immer, aber da war er ja auch nie. Das war mein Reich. Und abends zu Hause ist es so, ja, als ob er gerade halt mal nicht da ist. Aber doch nicht für immer!!!!!!!! Das geht doch nicht. Neeeiiiiin. Ich verdränge und funktioniere und wenn ich es mir wirklich mal bewusst mache dann ist es kaum auszuhalten. Dann rollen die Tränen in Bächen und es tut soooo weh. Also schnell verdrängen. Aber der Druck bleibt, dieses komische Gehühl irgendwas stimmt nicht. Irgendwas läuft hier falsch. Nichts geht mehr. Ich bekomme nichts mehr auf die Reihe. Wenn ich bedenke, was ich während seiner Krankheit alles gemacht und geschafft habe und was jetzt noch geht. Kaum zu glauben. "Früher" hatte ich den super "Putztick". Jetzt bekomme ich nichts mehr geregelt. Bin nur noch total kaputt, könnte ewig schlafen. Komme kaum aus dem Bett, trotz machmal 12 Stunden schlaf. "Früher" hatte ich manchmal nur 5 Stunden. Kein Problem.

Ich hoffe ihr versteht mein wirres Durcheinander.

Die meist stille Mitleserin
Sandra
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