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  #1  
Alt 03.09.2007, 10:55
komet_ komet_ ist offline
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Registriert seit: 03.09.2007
Beiträge: 1
Standard Was soll ich tun?

Hallo,
ich weiß nicht mehr weiter, bin völlig ratlos und erhoffe mir jetzt durch euch ein paar Denkanstöße und ggf. Hilfe.
Mein Vater erkrankte 1991 schon an Lymphdrüsenkrebs, dieser wurde dank erfolgreicher Behandlung besiegt. (3 Bestrahlungen, Chemo, 2 Stammzelltransplantationen)
Nun nach gut 15 Jahren stellte man erneut Speiseröhrenkrebs im 3 Stadium fest. Dieser wurde ebenfalls durch einer sehr hohen Bestrahlungsdosis von 71 grey (da Sorge vor Immunität bestand) besiegt. Allerdings entwickelte sich durch diese Bestrahlung in kürzester Zeit ein neuer Speiseröhrenkrebs im ersten Stadium, der jetzt auf die Luftröhre drückt. Ein Luftröhrenschnitt war notwendig und nun kämpft er ständig mit Atemnot. Dies kann aber nicht mehr lange so gehen.
Die Ärzte sind nach der Menge an Bestrahlungen ratlos und denken, dass er eine weitere Bestrahlung nicht aushalten wird. Nun müssen wir leider nur noch abwarten...
Ich selbst habe dieses Jahr mein Abitur hinter mich gebracht und hatte geplant ein Jahr ins Ausland (Australien) zu gehen. Geplant war nächste Woche mittwoch. Das Visum (was nur einmal im Leben erteilt wird), Auslandsversicherungen etc wurden alles schon beantragt und sind erledigt. Nun da mein Vater nun erneut erkrankte bin ich mir sehr unsicher meine Reise anzutreten. Ich bin hin und hergerissen. Soll ich gehen oder nicht?
Wenn ich gehe, werde ich mir Vorwürfe machen, wenn er in dieser Zeit stirbt und ich nicht bei ihm war. Aber auch Vorwürfe, bzw. ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater und meiner Familie machen. Wenn ich allerdings nicht fahre mache ich mir Vorwürfe gegenüber mir. Ich hätte somit ein Jahr bis zum Anfang des Studiums nächsten Oktober nichts getan und nur daheim rumgesessen und gewartet. Somit hätte ich eine große Lücke in meinem Lebenslauf für später und meinen größten Traum Australiens nicht erlebt. Dieser Traum wäre dann endgültig gerstorben, weil ich dann das Visum nie mehr bekommen würde.

Selbst wenn ich den Flug nach hinten verschiebe, wie nach dem Vorschlag meiner mutter könnte ich nicht guten gewissens fliegen. aber dabei wäre nicht gesagt, ob er schon innerhalb eines halben jahres sterben wird. Laut ihr soll ich noch zu Lebzeiten bei ihm sein.
Und wenn ich meinen Flug antrete kann ich vielleicht nicht rechzeitig zurückgeflogen sein, wenn er im sterben liegt. (der flug ist jederzeit umbuchbar).

Ich hätte nun 2 Alternativen:
- ich bleibe bei meinem Vater und nehme in Kauf praktisch nur darauf zu warten, dass das schlimmste eintritt...
- ich fliege und werde mir vorwerfen, dass ich nicht da war, wenn er stirbt.

Liebe Grüße
komet
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  #2  
Alt 03.09.2007, 13:21
Benutzerbild von lima-mali
lima-mali lima-mali ist offline
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Registriert seit: 09.07.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 105
Standard AW: Was soll ich tun?

Lieber Komet,

das Ganze scheint mir in erster Linie eine Sache zwischen deinem Vater und dir zu sein. Hast du ihn gefragt, was er sich von dir wünscht? Wie er sich an deiner Stelle entscheiden würde?

Vielleicht ist seine Antwort darauf die Lösung dienes schweren, inneren Konfliktes...

Alles Liebe!

lima-mali
__________________
Weitergehen - und nach dem Wunder Ausschau halten.
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  #3  
Alt 03.09.2007, 14:34
Maja.Berlin Maja.Berlin ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 8
Standard AW: Was soll ich tun?

Lieber Komet,

ich denke auch, dass Du mit Deinem Vater unbedingt eingehend sprechen solltest. Nach Deinen Schilderungen hört es sich wirklich nicht besonders gut an was die Ärzte prognostizieren. Dennoch weiß man da ja nie...
Ich habe meine Mutter letzten November verloren und sie auch bis zum Schluss betreut. Ich habe viel dadurch aufgegeben, aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich sie "im Stich" gelassen hätte. Meine Mutter hatte aber auch nur mich und unser Verhältnis war ein sehr, sehr enges. Ich weiß nicht wie das zwischen Dir und Deinem Vater ist. Du musst das für Dich abwägen auch wenn es schwer ist. Verbringe mit ihm noch viel Zeit und werde Dir im Klaren darüber, dass Du ihn eben eventuell nicht mehr wiedersehen könntest falls Du fährst.
Ich für mich würde denken, nach Australien kannst Du immer nochmal, aber Deinen Vater hast Du nur einmal und ihn kann auch niemand ersetzen.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Tage!
Du wirst das richtige tun!

Liebste Grüße von Maja
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  #4  
Alt 03.09.2007, 22:33
martinaIna martinaIna ist offline
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Ort: Nordhessen Knüll
Beiträge: 221
Standard AW: Was soll ich tun?

Hallo Komet,

kann man wirklich nur einmal ein Visum für Australien bekommen? Klär das nochmal ab. Ruf da an.

Ansonsten kann ich Dir nur mal vorschlagen Dir vorzustellen, Du bist 10 Jahre älter. Du bist im Beruf oder hütest Zuhause die Kinder. Und Du sitzt an einem Küchentisch und blickst zurück. Blickst zurück auf die letzten Tage bei/mit deinem Vater oder die Zeit in Australien. Stell Dir beides als Rückblick vor. Genau. In Einzelheiten. Und dann blick auf und frag dich, bei welcher Erinnerung Du dich in 10 Jahren besser fühlst.
Und dann komm zurück ins Heute.
Vielleicht hat die Zeitreise Dir geholfen zu klären. Vielleicht überfordere ich auch deine Phantasie.

Viel Glück
martina
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  #5  
Alt 07.09.2007, 14:28
Verena Verena ist offline
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Registriert seit: 18.10.2004
Beiträge: 39
Daumen hoch AW: Was soll ich tun?

Hallo Komet!
So ungefähr kann ich mir vorstellen,wie du dich fühlst.
Bei mir ging es zwar nicht um ein Jahr Auslandsaufenthalt,aber um meine Arbeit.
Meine Mutter war auch an Speiseröhrenkrebs erkrankt.Da meine Mutter 200 km von mir entfernt wohnte und ich in der Nacht gearbeitet habe und drei Kinder hatte,konnte ich nicht jeden Tag zu meiner Mutter fahren,als feststand sie hat nicht mehr lange zu leben.Ich habe einige Zeit überlegt und dann meine Arbeit gekündigt,damit ich bei meiner Mutter sein konnte und das nicht nur am Wochenende.
Ich muss zugeben,ich bereue es nicht,eine sichere Stelle für meine Mutter aufgegeben zu haben,denn anschliessend ging alles ziemlich schnell,und ich bin froh,das ich und meine Kinder meine Mutter noch so oft wie es ging sehen konnten.
Eine Stelle oder einen Auslandaufenthalt kann man immer kriegen,aber Eltern bekommt man nur einmal.
Ich habe mich auch auf meine Kindheit zurück besinnt und mir die Frage gestellt"Was habe meine Eltern für mich nicht alles aufgegeben?"
Und nun war eben die Zeit gekommen,einen Teil wieder zurüch zugeben,und meiner Mutter viel Zeit mit ihren Kindern und Enkelkindern zu geben.
Und sie hat auch die Zeit genossen,in den letzten Tagen ist sie noch einmal so richtig aufgeblüht.
Auch wenn sie niemals zu mir gesagt hätte,gebe deinen Beruf für mich auf,ich brauche dich bei mir und die Enkelkinder.
Ich will dir jetzt nicht soviel reinreden,aber überlege es dir gut,ob du nach Australien gehst.
Ich weiss nicht,wie der Gesundheitszustand von deinem Vater ist,aber wie gesagt,bei meiner Mutter ging es schnell.
Im Oktober die Diagnose und im Januar ist sie dann gestorben.
Wie gesagt,nach Australien kannst du immer,aber einen Vater hast du nur einen.
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  #6  
Alt 07.09.2007, 15:50
Tristanne Tristanne ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.08.2007
Beiträge: 119
Standard AW: Was soll ich tun?

Hallo Komet,

ich war nach dem Studium ein Jahr in Übersee und ich weiß, welchen Traum man hat und wieviel er für das eigene Leben und auch Berufsleben bedeutet. Diesen Traum konnte ich mir damals erfüllen.

Meine liebe Mami ist am dritten August gestorben, und ich konnte bei ihr sein, als sie die Augen zugemacht hat - und ich konnte sie auf dem Weg dorthin begleiten. Dies ist durch nichts im Leben zu ersetzen. Es gibt keine Alternativen.

Mami und ich hatten ein sehr inniges Verhältnis und sonst keine nahen Verwandten mehr, und ich habe meine Mutter unendlich geliebt. Ich kenne die Persönlichkeit Deines Vaters natürlich nicht, aber wenn ich das mit meiner Mutter besprochen hätte, hätte sie, selbstlos wie immer, gesagt, ich soll an mich denken und fliegen. Ich persönlich hätte sie das also nicht gefragt.

Du schreibst als Alternative: "Ich bleibe bei meinem Vater und nehme in Kauf praktisch nur darauf zu warten, dass das schlimmste eintritt". Ist es für Dich wirklich ein "in Kauf nehmen" und "nur" ein "Warten"....? und ein "Rumsitzen" (schreibst Du an anderer Stelle).
Ich verstehe, was Du meinst, aber Du bist ja gerade erstmal 18 oder 19 (vermute ich, da Du Abi gemacht hast).
Du kannst noch soviel für Dich tun. Träume sterben nie, und ich glaube, es gibt immer einen Weg, sie zu verwirklichen.
Tu jetzt etwas für Deinen Vater und sei dankbar, daß Dir die Möglichkeit gegeben ist, noch einige, intensive Zeit mit ihm zu verbringen.Dies ist meine persönliche Meinung und Erfahrung.
Ich wünsche Dir viel Kraft für Deine persönliche Entscheidung,

Tristanne
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