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Alt 06.11.2011, 14:18
banni banni ist offline
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Standard AW: erfahrungsbericht meiner prophylaktischen mastektomie

Hallo zusammen,

nachdem ich eure Beiträge als stille Mitleserin schon eine ganze Weile verfolge, melde ich mich nun auch zu Wort.
Bei mir wurde Ende Juni Brustkrebs diagnostiziert. Der anfängliche Behandlungsplan der Ärzte war: Chemo vorab, (wahrscheinlich) brusterhaltende OP und im Anschluss daran eine Bestrahlung. Da ich mit 30 Jahren für diese Krankheit ja noch recht jung bin und meine Großmutter väterlicherseits mit Anfang 40 an Brustkrebs verstarb, wurde mir eine genetische Beratung empfohlen. Dieser Empfehlung bin ich auch gefolgt und bekam vor kurzem meine Befürchtung bestätigt: Mutation im BRCA1-Gen.
Aufgrund der Diagnose scheidet für mich nun eine brusterhaltende OP aus. Das Risiko einer Wiedererkrankung möchte ich soweit wie möglich reduzieren. Mein „Favorit“ ist nach der Brustdrüsenentfernung der Wiederaufbau mit Implantaten. Vor einem Wiederaufbau mit Eigengewebe schrecke ich ein wenig zurück, da ich nicht noch mehr Narben haben möchte (habe durch den Port und Lymphknotenentfernung welche) und gut Respekt vor so einer langen Operation habe. Abgesehen davon würde mein Bauchspeck nicht für beide Seiten ausreichen und bei der Gewebeentnahme aus dem Po habe ich Angst, dass ich dann Probleme mit dem Sitzen bekommen könnte (habe einen Bürojob).
Momentan werde ich in Frankfurt (Main) behandelt und fühle mich dort auch sehr wohl. Die Chemo hat –soweit man das bisher sagen kann- zum Glück sehr gut angeschlagen. Kommende Woche habe ich die letzte Chemo vor mir und bis zur OP ist es dann auch nicht mehr allzu lange hin.
Da Implantate von den Ärzten ja nicht gerne genommen werden wenn man bestrahlt wurde, war ich bei einem Arzt aus der Strahlentherapie und habe mich erkundigt, ob eine Bestrahlung denn überhaupt noch notwendig sei, wenn ich mich ohnehin für eine Mastektomie entschieden habe. Dort wurde mir gesagt, dass es rein von der vorliegenden Erkrankung nicht sein muss (es gibt gewisse Richtlinien, wo es ein Muss ist, aber von denen trifft nichts auf mich zu), aber es wegen meines Alters empfohlen wird.
Darüber habe ich dann mit einem Arzt des behandelnden Brustzentrums des Krankenhauses gesprochen. Er hat mir folgende OP-Möglichkeit empfohlen: sollte ich mich für die Bestrahlung entscheiden, würde die gesunde Seite mit einem Implantat wieder aufgebaut werden und die „böse Seite“ mit Eigengewebe. Dies fand ich ein wenig merkwürdig. Schließlich altert eine Brust mit Eigengewebe mit, die mit einem Implantat nicht.
Da dieser Arzt aber selbst nicht operiert, habe für übernächste Woche einen Termin mit einem plastischen Chirurgen (Oberarzt aus dem gleichen Krankenhaus in dem ich behandelt werde) ausgemacht, der mich wahrscheinlich auch operieren würde. Ich denke zwar, er wird mir die gleiche Operation vorschlagen, aber darüber möchte ich mit ihm noch mal reden. Zumal ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich die Bestrahlung überhaupt möchte. Erst einmal ist es wie gesagt „nur“ wegen meines Alters eine Empfehlung und außerdem wird ja immer gesagt, dass jemand der diese Genmutation hat, auf Strahlen noch empfindlicher reagiert. Meine Befürchtung ist, dass man durch die Bestrahlung mehr kaputt machen könnte, als es bewirkt.
Durch eine Freundin bin ich nun auf einen Arzt aus einem anderen Brustzentrum aufmerksam geworden und habe mir auch dort eine Meinung eingeholt. Dort sagte ich auch, dass ich mir mit der Bestrahlung unsicher sei. Er hat meine Befürchtung geteilt und gesagt, dass er eine Bestrahlung in meinem Fall auch nicht wählen würde. Außerdem ist er der Meinung, man müsse einen gesunden Mittelweg finden: einerseits eine Wiedererkrankung soweit wie möglich ausschließen, aber auch ein Ergebnis erhalten, mit dem ich auch leben kann. Sein Vorschlag: keine Bestrahlung und Wiederaufbau auf beiden Seiten mit Implantaten.
Der Arzt selbst hat viel Erfahrung auf seinem Gebiet (Chefarzt) und ich hatte bei ihm auch ein gutes Bauchgefühl.

Nun möchte ich noch den Termin mit dem plastischen Chirurgen abwarten und auch dort noch mal meine Bedenken mit der Bestrahlung ansprechen. Außerdem möchte ich dann auch sagen, dass ich keinen Wiederaufbau mit Eigengewebe auf der einen und Implantat auf der anderen Seite möchte. Entweder das eine oder das andere (wobei ich wie gesagt lieber Implantate möchte). Je nachdem wie dieses Gespräch ausfällt, werde ich mir dann Gedanken machen, welche Operation wirklich sinnvoll und notwendig ist und wo mein Bauchgefühl besser war.

So, schon einmal ein großes Dankeschön fürs Durchhalten Ist ja doch ein laaaaanger Text geworden.
Stand oder steht denn jemand von euch vor gleichen oder ähnlichen Fragestellung?
Klar kann mir leider niemand meine Entscheidung abnehmen, aber vielleicht war ja schon jemand in der gleichen Situation oder einer von euch kennt Alternativen, an die ich bisher noch nicht gedacht habe.

Schon einmal vielen Dank!

Viele Grüße,
banni
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