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Alt 06.07.2012, 19:28
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Morgana Morgana ist offline
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Registriert seit: 25.11.2008
Ort: NRW
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heidenauerin,

auch von mir herzliches Beileid zum Tod Deines Mannes.
Ich habe Deine Zeilen gelesen...Deinen Schmerz, Deine Verzweiflung...das kenne ich noch gut.

Es ist noch alles furchtbar frisch und die Trauerfeier macht Dir Angst, das kann ich gut verstehen. Es ist die "Endgültigkeit", die da bevor steht. Dennoch: Du wirst es aushalten...für Deinen Mann, der ausgelitten hat und für Dich mit aller Liebe, die auch der Tod nicht zerstören kann. Ein Abschied in Liebe wird Dir...später mal...gut...im Gedächtnis erscheinen.

Die schlimmen Bilder vom Sterben Deines Mannes werden blasser werden, die Bilder von guten Zeiten tauchen auf...und Du wirst irgendwann dankbar lächeln. Glaubst Du nicht...jetzt, im Elend...hast Du Recht! Doch ich darf Dir Mut machen: Trauer ist keine Krankheit sondern ein schmerzhafter Weg, der gegangen werden muß...jeden Tag einen Schritt...und dann wieder zwei Schritte zurück.
Gerade jetzt wäre es schön, einen Menschen zu haben, der ein Stück mit Dir geht auf diesem harten Weg - wie Du es gerade erlebst...da "drücken" sie sich...die Mädels...gehen zum Alltag über. Das ist bitter....doch "überlebbar" - denn...es hat sich so viel in Deinem Leben verändert, da darfst Du straucheln, wüten, weinen...und...Schritt für Schritt in Dein neues Leben taumeln.
Hier im Forum findest Du Menschen, die Ähnliches erlebt haben, mit denen Du Dich austauschen kannst, die Dir manchen Tipp geben können...um wieder einen neuen Tag zu überstehen. Ilonka.
Auch die Hospizbegleitung kann Dir zur Seite stehen, gerade auch nach der Trauerfeier, wo die Leere besonders stark wirkt, wenn "anderswo"...Alltag abläuft. Vielleicht bieten sie auch Trauergruppen an? Da, wo Du merkst, dass gesundheitliche Beschwerden auftauchen, geh zu Deinem Hausarzt, der kennt Dich und Deine Situation. Nichts gegen Psychiater....Psychologen...sie können in manchen besonderen Krisen der richtige Ansprechpartner sein...doch das ist nicht der "erste" Weg.


Trauer ist ein Ausnahmezustand! Weine Dir die Seele aus dem Leib...es werden noch Wasserfälle übrig bleiben...für Zeiten...wo mal wieder Tränen benötigt werden. Empfindlich? Nein, Du bist in Trauer! Da dürfen die "anderen" einfach mal Dich "aushalten". Verkalkt? Nein, mit Sicherheit nicht. Du bist mitten in einem ganz schmerzhaften Zustand, den man Trauer nennt.
Du kannst nicht schlafen? Jaa...doch vielleicht werden es bald mal ganze 2 Stunden am Stück...zu wenig? Nein: Es braucht Zeit, sehr viel Zeit...bis Du Dich wirklich "echt" erschöpft in den Schlaf gleiten lassen kannst.

Bevor Du nun meinst: "Die hat gut Reden"
Ich bin 54 Jahre alt und mein Mann ist vor fast 4 Jahren an den Folgen einer Sarkom-OP gestorben....ich habe mit 33 Jahren meinen Lebensgefährten an Lungenkrebs verloren.

Liebe Heidenauerin, ich wünsche Dir alle Kraft, die in Dir steckt um (erstmal) die Trauerfeier zu überstehen. Vielleicht...gibt sie Dir noch Kraft zusätzlich, weil es der letzte Liebesdienst für Deinen Mann ist.
Zukunft...spielt jetzt keine Rolle...morgen ist schon ein neuer Tag, der gelebt/überlebt werden will - die Kraft reicht immer für einen Tag und das reicht.

Mein Mann ist auch anonym bestattet (Rasengrab) und ich mag diesen Rasen sehr...vermisse kein "Grab"....ist alles Natur rundherum und einfach schön zu wissen, dass er dort seine letzte Ruhe gefunden hat.

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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