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Alt 28.12.2012, 14:47
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Cut-Yoah Cut-Yoah ist offline
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Standard Abschied von ZtGabi

Hallo ihr Lieben,

ich melde mich nach einer sehr sehr langen Zeit wieder im Forum. Ich hatte damals (2008) von meiner Mama berichtet, die zu dieser Zeit die Diagnose Eierstockkrebs erhielt. Habe durch das Forum sehr viel Hilfe erhalten und Kraft schöpfen können. Ich empfahl damals meiner Mama auch mal in das Forum reinzuschauen, um Tipps zu bekommen sowie sich über das ein oder andere auszutauschen.
Manch einen ist eventuell der Name "ZtGabi" im Forum bekannt, dies war meine Mama. Sie war in den vergangenen Monaten nicht mehr regelmäßig online, was auf ihren Gesundheitszustand und mehrere Krankenhausaufenthalte zurückzuführen war.
Meine Mama schlief am 14. Dezember im Hospiz um 5.30Uhr ganz friedlich ein, zwei Tage vor ihrem 59. Geburtstag. Die letzten 4 Wochen vor ihrem Tod waren für sie und auch mich als Tochter anstrengend, da ihre Pflegebedürftigkeit konstant zunahm und sie zunehmend unter Schmerzen litt. Trotz allem hatten wir in dieser Zeit noch Hoffnung, dass es ein Tief ist und der Körper vorübergehend schlapp machte. Aber das Wasser in Beinen, Bauch, Händen und am Ende in den Armen ließ meine Hoffnung kurz vor ihrem Tod schwinden. Trotz Lymphdrainage wurde der Zustand schlimmer. Sie lief auf Krücken und nach und nach war dies auch nicht mehr möglich sowie das selbständige Aufstehen. Ich war jede Minute an ihrer Seite und pflegte sie und versuchte ihr soweit zu helfen wie ich nur konnte, was ich nicht konnte, war ihr die Schmerzen zu nehmen. Sie wollte noch keine Schmerzpumpe haben, da dies schon immer nach einer endgültigen Sache klang und wie gesagt die Hoffnung groß war, dass alles wieder bergauf geht. Zwei Tage vor ihrem Tod bekam sie die Schmerzpumpe (sie wollte diese dann unbedingt) und konnte ihre Schmerzen somit ein wenig lindern, mit der Hoffnung die letzte Nacht in ihrer Wohnung schmerzfrei zu verbringen (klappte nicht ganz, der Wunde Steiß machte ihr sehr zu schaffen). Am 13. Dezember wurde sie gegen 11.30 Uhr abgeholt (ich durfte mitfahren) und ins Hospiz gebracht. Es war das erste mal seit Wochen, dass die Mutti lächelte und sich freute und dieses Bild werde ich nie vergessen. Sie fand das Zimmer im Hospiz sehr schön und vorallem das Bett. Seit Wochen saß sie Tag und Nacht in ihrer Sofaecke, weil sie nicht mehr liegen konnte, aufgrund der Schmerzen. Nun hatte sie ein großes und bequemes Bett und ihr großer Wunsch war es, einfach im Bett zu liegen und ohne Schmerzen zu schlafen, der Wunsch wurde ihr in ihrer letzten Nacht erfüllt. Ich war die ganze Zeit bei ihr und auch einen Teil der Familie aus Sachsen sowie beste Freunde kamen sie besuchen und da war mir klar, dass die Mama in der Nacht gehen wird, da sie all ihre Liebsten gesehen hat und es nichts mehr gab worauf sie warten müsste. Ich habe ihr in der Nacht gesagt das sie gehen darf und sie alles in ihrem Leben erreicht hat. Sie war so schön und zum knuddeln wie sie da lag und tief und fest schlief. Die Anzeichen waren da, dass sie sich fertig macht für ihre Reise, das erklärten mir auch die Hospizschwestern, die sich liebevoll um die Mama und mich kümmerten. Ich hielt die ganze Zeit ihre Hand, die bis zum letzten Atemzug schön warm war und pünktlich halb 6 entschied sie sich auf ihre Reise zu begeben! Sie hat es mir sehr leicht gemacht, weil es zum einen schnell ging und zum anderen in den letzten Stunden ohne Qualen und da bin ich sehr stolz auf sie! Sie war bis zum letzten Moment einfach sehr stark und versuchte wenige Stunden vor ihrem Tod alleine zu trinken und war in diesem Punkt auch sehr stur, das ist meine Mama!! Morgen wird die Beerdigung sein, ein schwerer Tag, aber mit den Gedanken bei der Mama finde ich die Kraft, die ich brauche. Sie zeigte mir fast 5 Jahre was es heißt zu kämpfen und sie hat den Kampf nicht verloren sondern, wie sagt man so schön "Der Klügere gibt nach" und sie hat sich für die schmerzfreie Variante entschieden.

Ich weiß, dass die Mama hier viele nette Bekanntschaften kennen lernte, viele Erfahrungen sammeln konnte und immer jemanden fand mit dem sie reden bzw. schreiben konnte, der sie besser versteht als ihr Umkreis. Ich bedanke mich für diese Unterstützung und wünsche allen Betroffenen viel Kraft, ich ziehe den Hut vor jeden, der diesen Spagat zwischen kämpfen und leben meistert und sich nicht unterkriegen lässt. Ich kann dies nur als Angehörige nachvollziehen, wie stark man sein muss und welches Leid man zu oft ertragen muss. Auch allen Angehörigen wünsche ich die Kraft, den Weg mitzugehen. Ich weiß das man als gesunder Mensch auch an seine Grenzen kommt, aber gemeinsam schafft man das.


Die Mama ist nicht weg sondern nur woanders und im herzen immer dabei!

In stiller Trauer
Katja (ZtGabis's Tochter)

Geändert von gitti2002 (04.01.2013 um 01:03 Uhr) Grund: Eigenen Abschiedsthread erstellt
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