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Alt 06.01.2005, 22:13
Gast
 
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Standard horror-trip nach chemo

Liebe Tomine
Es berührt mich sehr, wenn ich Deine Zeilen lese... Spontan kommt mir einfach nur der eine Gedanke: Eines nach dem andern... Nicht alles vermischen. Was gehört wohin? Welcher Gedanke? Welches Gefühl? etc. Ordne soviel zu kannst, vielleicht auch mit Hilfe? Nimm Dir alle Hilfe, die Du kriegen kannst.
Wieviel hat das Tief mit der Chemo zu tun? Oder doch - wie schon jemand schrieb - doch eher mit dem Bewusstwerden, was das zu bedeuten hat, Krebs zu haben. Bei mir ging das ein paar Wochen und erst bei der zweiten OP kam die Gewissheit hoch: Hey Mädchen, jetzt geht es ums Ganze! Davor war das irgendwie so ein bisschen Krebs oder so. Meine Freundin sagte: Jetzt kämpfst Du wirklich ums Ueberleben und ich fand das total krass, dass sie das sagte.
Oder vielleicht hast Du Widerstände gegen die Chemo innerlich und die plagen Dich so?
Mein Kind war 3 1/2 als alles begann. Das Muttersein in dieser Zeit war das Schwierigste. Einerseits weil ich um jeden Preis überleben wollte und andererseits weil ich einfach meinen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden konnte. Da ich eher praktisch veranlagt bin, hab ich mir einen ganzen Entlastungsplan zusammengestellt. Wer kommt wann und macht was? Dazu hab ich meinen Freunden einen Brief geschrieben: Helft mir, was ihr könnt und wollt, aber ohne Hilfe pack ich das nicht. Sie kamen und brachten Essen, spielten mit der Kleinen wilde Spiele, etc. und ich konnte viel schlafen.
Mit der Psyche ging es immer gut, wenn ich mich erholen konnte, mich den Aengsten stellte, meine Bedrohung ganz genau anschaute und mich ihr stellte und wenn die Schmerzen noch auszuhalten waren. Lief irgendetwas davon schief, dann lag ich psychisch auch flach. Das war nur an wenigen Tagen der Fall und dann ging einfach nichts mehr.
Also schau Dir ganz ganz gut oder frag jemanden, dass er für Dich den Alltag organisiert. Es gibt psychoonkologische Hilfe, es gibt weniger krasse Medikamente, die Du nicht bloss im äussersten Notfall nehmen darfst, es gibt Haushaltenlastungen via Hausarzt, etc. Es gibt ganz vieles, aber dazu musst Du Dich beharrlich für Dich selbst einsetzen und laut sagen, dass es so nicht gehe. Die stillen Patientinnen sind die einfachsten, jedoch nicht für einem selbst.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut und eine Pause zum Durchatmen.
Alles Liebe
Barbara
PS. Dein Kleiner hat das genau richtige Mami. Es ist auch seine Geschichte und auch er kann gestärkt da raus gehen. Gefühlsmässig spürt er alle Deine Aengste und Trauer. Er weiss nicht, was Krebs ist, aber er spürt die Bedrohnung. Also sag ihm in kindlichen Worten, dass Du krank bist und Deine Gefühle nichts mit ihm zu tun haben. Dann geht das schon. Er gewöhnt sich an ein Mami, dass nur noch Büchlein erzählt und nicht mehr rumtollt. Das geht schnell. Bin seit Mitte Dezember mit allem fertig und meine Kleine hat keinen Schaden genommen. Hab Vertrauen in Dich! Du kannst das.
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