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Alt 09.06.2005, 23:55
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Standard 4 Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Liebe Petra,

du hast mir als „nur“ Angehörige so aus der Seele gesprochen. Ich denke, dass niemand (es sei denn, er/sie ist selbst betroffen) auch nur annähernd weiß, wie es einem geht, wenn man Krebs hat oder ihn (evtl.?) besiegt hat.

Mir als „nur“ Angehörige gehen die mitleidigen Blicke, das „ach ich versteh dich ja“ schon so auf den Wecker – nein, nicht nur auf den Wecker, ich hasse es. Auf der einen Seite Verständnis, auf der anderen Seite soll man einfach funktionieren und so sein wie früher. Aber das geht nicht mehr. Nichts ist mehr wie es einmal war. Egal, wie es ausgeht, es verändert einen.

Ich bin seit 9 Monaten betroffen. Sicher keine Zeit und sicher auch nicht vergleichbar mit dir. Aber ich habe mich verändert. Ich sehe das, wenn ich morgens in den Spiegel schaue und ich merke das daran, dass ganz andere Dinge für mich wichtig geworden sind. Mir ist es egal, ob es mir gut geht, ich denke an meine Mom. Abends beim Einschlafen (wenn ich es denn kann) als letztes und morgens beim Aufwachen als erstes. Ich frage mich oft, wie es denn wohl meiner Mom geht, wenn sie im Bett liegt. Wie geht es dir Petra, Wolfgang, Volker und Ekki? Ich kann mir es nicht wirklich vorstellen. Nicht weil ich das nicht will, nein – ich kann es nicht – ich bin „nur“ Angehörige.

Als Angehöriger sieht man das Leid, man leidet auch ein großes Stück mit. Aber es ist sicher ein ganz großer Unterschied, ob man selbst krank ist und es vielleicht geschafft hat. Petra, du hast es offensichtlich geschafft und jetzt wird von dir erwartet, dass du einfach wieder funktionierst. Was ist das für eine Welt? Du hast die Hölle hinter dir – andere verzweifeln schon, wenn sie nur einen Albtraum hatten. Du bist bis heute noch nicht fit, es wird aber von dir erwartet, dass du wieder die „alte Petra“ bist. Die wirst du nie wieder sein. Das, was du mitgemacht hast, wünscht man keinem Feind. Ist es wirklich so verwunderlich, dass du dich verändert hast? Nein, das ist es nicht.

Petra, ich habe Hochachtung vor dir. Du hast einen harten Kampf hinter dir. Du warst am Anfang deines Familienlebens und hast gekämpft. Nicht nur für dich, auch für deine beiden Mädels, sicher auch für deinen Mann. Und es war ein harter Kampf und das ist für dich noch heute ein harter Kampf. Die Angst bleibt, die kann einem niemand nehmen und deine beschriebenen Beschwerden sind allgegenwärtig.

Dass du uns hier im KK beistehst, finde ich einfach nur klasse. Ich danke dir dafür.

Wenn es nach mir geht ;-) darfst du immer deinen Kummer hier ablassen – wenn nicht hier, wo dann? Wir machen auch nichts anderes.

Sei ganz lieb gegrüßt
Kerstin
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