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Alt 26.06.2006, 01:05
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Standard AW: Darmkrebs mit Tumor in der Blase

Hallo Gabi,

"heilen" kannst du Krebs in dem Sinne nicht. M. E. sind auch die sog. 5-Jahres-Überlebensraten nur ein statistischer Marker. Wer meint, dass er, wenn in 5 Jahren nichts war, "gesund" ist, sitzt oft einem schwerwiegendem Irrtum auf. Es gibt viele Menschen, die erst viel später wieder etwas bekommen (mein Vater nach 7 Jahren das erste Mal wieder).

Aber einige können auch mit der Diagnose Krebs sehr lange und gut leben (auch mein Vater hatte über 12 Jahre mit sehr guter Lebensqualität). Ich bin 46 und auch Darmkrebspatientin und habe nach Entfernung eines großen Dickdarmteils (noch 20 cm Rest), diversen Komplikationen, Anlage eines Ileostomas (Dünndarmausgang) und einigem mehr, statistisch betrachtet keine rosigen Aussichten. Allerdings interessiert mich diese Statistik nicht so sehr, denn mir geht es sehr gut. Nach einem Jahr bin ich jetzt endlich wieder gesund geschrieben, voll arbeitsfähig und habe mit meiner Behinderung sogar einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Eine Chemotherapie hatte ich für mich abgelehnt, u.a. weil sie meinen Körper nur zusätzlich geschwächt hätte (aber es hatte halt auch nichts gestreut).

Es ist gut, wenn ihr euch noch mehrere Meinungen einholt. Wenn dein Vater tatsächlich keine Metastasen haben sollte, kann er durchaus noch eine reelle Chance haben. Die Gesamtsituation kann allerdings nur von Ärzten beurteilt werden. In deren Reihen gibt es aber deutliche qualitative Unterschiede. Ihr müsst also schauen, dass ihr die besten findet. Mein Tumor war ein riesengroßer T4, der nicht gestreut hatte, aber durch den Dünndarm und in die Bauchdecke gewachsen war. Ggfs. besteht bei deinem Vater auch die Möglichkeit, die Blase mit zu entfernen. Dann würde dein Vater möglicherweise ein Urostoma bekommen. Je nach Lage des Tumors im Darm könnte zusätzlich auch noch ein Colo- (Dickdarm-) oder Ileostoma notwendig werden. Das hört sich alles ganz schrecklich an und ich erinnere mich gut, dass ich vor einem Jahr gesagt habe, dass ich von der Hochbrücke springe, wenn ich so etwas bekomme.

Gabi, ich bin nicht gesprungen... Das Leben macht wieder Spaß! Ich habe nette Menschen in verschiedenen Foren kennengelernt, denen es ähnlich oder auch weitaus schlechter geht als mir, u.a. hier und auch im Stoma-Forum (schaue da ruhig 'mal rein). Im Stoma-Forum gibt es nicht nur Krebskranke, aber viele Menschen, die für ihr Überleben verdammt gute Gastroenterologen und/oder Urologen brauchten. Es sind auch einige mit mehreren Stomata dort und alle verbindet, dass sie wahnsinnig gut drauf sind.

Ich weiß, dass ich bislang viel Glück gehabt habe und bin wild entschlossen, in 20 Jahren zu beginnen, meine Rente zu genießen. Nehmt die ersten Aussagen nicht einfach so hin und fragt ruhig 'mal im Stoma-Forum nach guten Ärzten... Ich hätte im letzten Jahr 3x sterben sollen, aber entgegen allen widrigen Umständen war meine Zeit trotz allem noch nicht gekommen.

Ich schicke dir ein riesiges Kraftpaket, Gabi. Knuddel deinen Pa von mir und sage ihm, dass er nicht alleine ist. Er soll sich nicht hängenlassen, lieber durchbeissen... Wenn ich sonst irgendwie mit Tipps zur Seite stehen kann, meldet euch.

LG chaosbarthi
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