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Alt 16.08.2006, 00:30
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solaris solaris ist offline
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Standard AW: Lymphknoten befallen

Hallo Martina und alle anderen!

Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt wieder melde, ich bin in Reisevorbereitungen erstickt es geht morgen nach Barcelona

Ich versuch, es möglichst verständlich auszudrücken, sodass es auch für chemische Laien nachvollziehabr ist.

Das Erbgut ist aus sog. Nucleotiden aufgebaut, die aneinandergereiht werden, sie heißen Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin und Uracil. Bei 5-FU ist bei dem Uracil ein Wasserstoffatom durch ein giftiges Fluor-Atom ersetzt. Wenn also bei einer Zellvermehrung statt dem normalen Uracil das 5-FU verwendet wird, wird das Erbgut geschädigt und ein bestimmtes Enzym durch Folgereaktionen gehemmt. Außer, die Zelle schafft es, sich selbst zu reaprieren. Da man bei Chemo (und auch bei Betrahlung) davon ausgeht, dass Krebszellen über schlechtere Reparatur-Mechanismen verfügen als gesunde, soll so der Zelltod einer Krebszelle herbeigeführt werden. Das ist grob gesagt die generelle Grundphilosophie der Behandlung überhaupt.
Natürlich schädigt das 5-FU aber auch gesunde Zellen (vor allem Darm- und Knochenmarkszellen), wenn diese sich nun nicht reparierein können und ungünstige Mutationen entstehen, führt das dazu, dass eben neue Krebszellen entstehen, also Metastasen (wobei die Frage auftaucht, ob das dann als Metastase bezeichnet werden kann, weil sie genau genommen nicht vom Ursprungstumor stammt).

Dass Zystostatika selber zu Krebs führen können, ist in Fachkreisen übrigens bekannt, es wird nur nicht gern gesagt. Der ehemalige Präsident des Nationalen Krebisinsituts der USA schrieb das in einem Lehrbuch nieder, obwohl er ein Verfechter der Chemo ist und auch in der deutschen Ausbildungsliteratur ist es zu finden. Auf jeden Fall erhöht es das Risiko von neuen Tumoren und auch von Leukämie.

In manchen Fällen mag es vielleicht angebracht sein, es ist eben die Frage, ob man das Risiko eingehen will. Fluoruracil wird schon seit den 60er Jahren als Chemotherapeutikum eingesetzt, sollte es wirklich effektiv sein, müsste BSDK doch eigentlich schon heilbar sein, genug Zeit zum testen hatten sie doch.

Deswegen kann ich es nicht verstehen, wie man deine Schwiegermutter "vorbeugend" damit behandeln konnte, das macht mich richtig wütend, wenn ich ehrlich bin. Man gibt doch auch keinem gesunden Menschen "vorbeugend" Antibiotikum. Man sollte froh sein, dass keine oder fast keine Tumorzellen mehr im Körper sind, es wäre doch eher angebracht, den Körper zu stärken?

Zu Studien ist noch anzumerken: die Patienten werden vorher meist ausgewählt, ob sie daran teilnehmen dürfen, das heißt, es kommen nur die kräftigsten in eine Studie hinein, dementsprechend erhöht sich dann auch der Überlebenszeitraum gegenüber einer eventuellen Kontrollgruppe. Patienten, die zwischendurch aufhören, fallen noch zusätzlich aus der Statistik heraus (streng genommen nicht richtig, aber es wird so gehandhabt). Mindestens ein Drittel bis die Hälfte (laut Cochrane-Institut) aller medizinschen Studien wird nie veröffentlicht, was ist mit diesen, vielleicht sind dort andere Ergebnisse herausgekommen? Dass man keiner Statistik trauen sollte, die man nicht selbst gefälscht hat, das ist zwar ein ausgelutscher Spruch, aber stimmen tut er leider

Jetzt gute Nacht und bis nächstes mal, ich versuche, auch während des Urlaubs mal reinzuschauen

solaris
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