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Alt 26.09.2006, 03:00
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Probleme mit Entscheidungen

Hallo Anke,

ich bin ja schon eine ziemlich "alte" Häsin hier, was die Diagnose angeht (und ein bisschen auch mein *zartes* Alter von inzwischen 53 Lenzen).
Diagnose bekam ich, als ich noch wenige Monate lang 48 Jahre alt war.

Stelle ruhig deine Fragen, es ist superwichtig, dass du dich informierst und auch gut vorbereitet in die Chemos gehst!

Also: Fluorouracil kenne ich, Endoxan auch, Farmorubicin aber nicht.

Taxotere bekam ich auch, aber Gemcitabine war nicht dabei.

JEDE Chemo, egal welche, hat (mehr oder weniger starke) Nebenwirkungen, weil ja nicht nur Krebszellen abgetötet werden sollen, sondern auch gesunde Zellen angegriffen werden (die sich aber schnell wieder erholen).

Solange das Kopfhaar nicht ausfällt, spricht man von einer "leichteren" Chemo.

Nebenwirkungen können sein: Grippeähnliche Symtome, Übelkeit, Kreislaufstörungen, Sehstörungen, Schweregefühl in den Muskeln und Knochen, Schleimhautentzündungen und eventuell (aber selten) Finger- und Fußnagelveränderungen (schlimmstenfalls mit schmerzloser Nagelablösung).
Letzteres hatte ich allerdings NICHT!

Bei 4 befallenen Lymphknoten wird grundsätzlich eine "harte" Chemo vorgeschlagen....einfach deshalb, weil man davon ausgeht, dass sich dann irgendwo im Körper (trotz Operation) noch Krebszellen befinden (können).

Was das "Bewegen" angeht: du kannst dich IMMER bewegen; Lesen geht natürlich auch (obwohl das Interesse daran erfahrungsgemäß sehr nachlässt).
Ich habe während der 3stündigen Infusion viel gedöst, aber nicht geschlafen.
Chemo hat mich müde werden lassen und zwischendurch habe ich getrunken....getrunken.....getrunken. und musste dementsprechend oft die Toilette aufsuchen.

Trinke also soviel, wie du schaffst, mindestens jedoch 2 bis 3 Liter!
Mach dir keine Gedanken wegen nächtlichen Toilettenbesuchen...Chemo führt sowieso zu unruhigem Schlaf (zumindest war es bei mir so) und viele andere Frauen hier im Forum können das bestätigen.

Während der "leichteren" Chemo bin ich nach dem Portanschließen mit dem Roll-Gestänge sogar in die Cafeteria gegangen; allerdings nie alleine (mit Göttergatte). Da verging die Zeit natürlich noch viel schneller und zu trinken gab es da mehr als genug. ;-)

Portdurchgängigkeit kann manchmal Probleme bereiten, ist aber enorm selten!
Mein Port funktionierte sehr brav und eigentlich kenne ich nur eine einzige Patientin, bei der es nicht klappte. Da musste dann leider ein anderer Port gelegt werden.

Es gab schon einmal eine Diskussion über das selbständige Autofahren....und da ist meine Meinung (und auch meine Erfahrung):
HÄNDE WEG VOM STEUER!
Die Krankenkassen zahlen nicht freiwillig die Taxifahrten...sie tun das nur deshalb, weil Chemopatienten fahruntüchtig sind!
Lass dir also einen Taxischein vom Arzt geben und dich hin- und zurück fahren!

Zum Schluss noch ein Rat, den ich hier im Forum bekommen habe und der mir unendlich gut geholfen hat.

Richte dir dein persönliches "Chemo-Nest" zu Hause ein, egal wo.
Also eine besonders bequeme Liegefläche mit kleinen und großen Kissen.
In dieses Nest kannst du noch schöne Dinge reinpacken....bei mir waren es zwei süße Teddybärchen (die ich im Krankenhaus geschenkt bekommen habe mit der Aufschrift "Gute Besserung"). Umgib dich mit DEN Dingen, die du sehr gerne hast und die dich aufmuntern können.

Neben diesem "Nest" stelle ein kleines Schränkchen, in- und auf dem alle Utensilien liegen, die du brauchst, wie: Medikamente (wenn keine kleinen Kinder zu Hause sind!), einige verschiedene Getränke und natürlich ein oder zwei Gläser und Tassen. Dazu eine Kanne mit Wasser (falls du mal Hände oder Gesicht waschen möchtest), Waschlappen und ein Handtuch. Dazu einige kleine "Leckerchen", da wirst du selbst wissen, was du gerne magst. Vergiss nicht, auch einen kleinen Löffel dazuzulegen, falls nötig.

Du solltest in den ersten 3 Tagen ein bisschen Hilfe haben, denn Haushalt erledigen könnte dann zu anstrengend sein. Könnte....muss aber nicht so sein.
(Bei mir war es aber so...).

Auf jeden Fall solltest du dich schonen und nur die Dinge tun, die DU möchtest!
Stelle alles andere in den Hintergrund, das hat Zeit bis nach den Chemos.

Frische Luft ist übrigens immer gut. Also entweder Fenster weit auf oder (falls es dir gut gehen sollte), einen kleinen Spaziergang machen. Aber nur solange, wie du kannst, nur nicht übertreiben!

Meide während der Chemos unbedingt Menschenansammlungen; also: keine Busfahrten, keine Kaufhausbesuche, keine Schule (auch nicht zu Schulversammlungen, falls du Kinder haben solltest).
Dein Immunsystem wird künstlich in den "Keller" gefahren und du wirst anfällig für Infektionen aller Art.
Bitte vergiss das nicht!

So, liebe Anke, dass waren jetzt viele Infos auf einmal.

Falls ich noch etwas vergessen haben sollte, bitte ich um Vervollständigung durch andere Leserinnen!

Anke, Chemo ist zu schaffen, es ist wahrlich keine leichte Zeit, aber machbar.

Und denk dran: jede Chemo hat zum Ziel, Krebszellen in deinem Körper zu eliminieren und zwar möglichst für immer.

Pack es also an!

So und nun habe ich endgültig fertig.

Liebe Grüße und ein liebes
Norma, wie immer schlaflos
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
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