Thema: es tut so weh
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Alt 23.11.2003, 15:23
Gast
 
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Standard es tut so weh

Hallo Juana,
das Wochenende ist bald vorbei, diesmal hab ich´s ohne Absturz hinter mich gebracht. Am Freitag war ich kurz in der Stadt, aber es tut so weh alle Geschäfte weihnachtlich geschmückt zu sehen. Die Menschen sind alle so voller Erwartung, Weihnachten steht vor der Tür!
Ich bin einfach nur traurig und kämpfe mit den Tränen wenn ich durch die City gehe.
Du hast Recht, ich habe keine Kinder. Wir haben beide nie welche gewollt, eine bewußt Entscheidung die ich auch nicht bereue. Ich weiß für viele Frauen in meiner Situation bedeuten Kinder einen Halt, eine Stütze in der schweren Zeit. Ich bin jedoch froh, dass ich in meiner Trauer nicht noch Rücksicht auf Kinder nehmen muß, sondern mich so verhalten kann wie meine Gefühle sind.
Noch vor ein paar Tagen war ich selbst über mich erstaunt, kam ich doch mit der Situation ganz gut klar und die Phasen des heulenden Elends waren auch seltener geworden. Ich hatte schon Gewissensbisse weil ich glaubte, zu fröhlich zu sein, nicht angemessen zu trauern, wenns das überhaupt gibt.
Aber mit der dunkeln Jahreszeit und dem "drohenden" Weihnachtsfest vor Augen geht´s mir wieder schlechter. Wir wollen Weihnachten diesmal bewusst anders feiern, an einem anderen Ort, mit anderem Essen. Die lieb vertrauten Rituale würden doch sonst nur an ihn erinnern, uns noch deutlicher vor Augen führen was wir verloren haben.
Seiner Mutter geht es noch schlechter als mir, sie kommt mit dem Tod ihres Kindes gar nicht klar. Sie lehnt die Abwechslungen fast gänzlich ab, möchte sich in ihrer Trauer nicht über etwas freuen. Ich gehe für mich einen anderen Weg, aber jeder Mensch geht mit so einem Schicksalsschlag ja auch anders um.
Ich werde jetzt gleich zu seinem Grab fahren und ihm erzählen, was in der letzten Zeit so alles passiert ist. Eine Kerze wird für ihn brennen und ich schaue mir sein Photo an und hoffe, er hört mich. Ich bin mir nicht mehr so sicher ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube, früher habe ich es getan. Aber der Gedanke das mit dem Tod alles enden soll ist mir ein Graus. Ich stelle mir vor, dass er jetzt in einer anderen Welt ist, ganz ähnlich der unseren und das er dort wieder alle Dinge tun kann die er geliebt hat. Das er jetzt wieder ganz gesund ist und nicht mehr unter den körperlichen Einschränkungen der Krankheit leiden muß. Ich könnte schwören er ist beim Skifahren, das hat er so geliebt.....
Oh Gott - ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen.
Viele traurige Grüße
Heike
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