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Alt 06.08.2010, 20:01
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nikita1 nikita1 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
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Standard AW: Endlich schreibe ich....

Liebe Elli,
ich finde es wunderbar, dass du dir hier mal so einiges von der Seele geschrieben hast.
Es gibt da einen Thread, schon ein wenig in der Versenkung verschwunden, wo diskutiert wurde: "was bedeutet Krebs, Vorteile und Nachteile..." oder so ähnlich.
Die Wortwahl ist sehr umstritten, denn wer sieht schon in einer so bedrohlichen Erkrankung einen Neuanfang ?

Und doch ist es so. Man ist traumatisiert, man verflucht den eigenen Körper, dem man plötzlich nicht mehr vertraut.
Aber man wird durch den Schlamassel zu einem Neuanfang gezwungen, ohne wenn und aber.
Es ist schwer, das allein anzugehen, natürlich wäre ein liebender, besorgter Ehemann ein grosse Stütze, andere Familienmitglieder oder echte Freunde...aber es ist machbar.

Doch glaube mir, die Krankheit ist ein effektvoller Tritt, man überdenkt Dinge, die man vorher zur Seite geschoben hat, man sieht die Welt mit anderen Augen, die Arbeit, das ganze tägliche Leben.

Auch bei mir hat sich vieles verändert, vielleicht nicht so grundlegend, aber dennoch verändert.
Ich lebe viel intensiver, freu mich über kleine Dinge, die ich früher nicht beachtet habe und lasse mich auch nicht mehr so vereinnahmen, wie es früher der Fall war.

Wenn der Mann so ein abgrundtief schlechter Mensch ist, so sei froh, dass du ihn los bist. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
So einen willst du doch nicht geschenkt! Du solltest dir ein neues Umfeld aufbauen, vielleicht gehtst du in einen Hundezüchterverein, dort findest du Gleichgesinnte und bestimmt auch Hilfe, wenn du mal nicht weisst, wohin mit deinem Hundi.

Was die Erkrankung betrifft, so mache ich fast alles mit mir selbst ab und hier im Forum, denn ich kann sehr gut verstehen, dass ein Gesunder damit nicht umgehen kann.
Nur als Beispiel: wenn ich im KH einen Krebskranken im Endstadium sehe, weiche ich unwillkürlich zurück...ich hasse mich dafür und will nicht so reagieren, aber selbst mir passiert es...die ich doch selbst Krebst habe.....

Das habe ich gelernt: man sollte, solange es denn geht, ganz normal auf andere zugehen, ohne an die Krankheit zu rühren. Die anderen können nicht helfen, können es wirklich nicht, niemand kann es.
Also verbanne ich das Wort Krebs weit weg aus meinem Leben und nur hier, ausschliesslich hier, benutze ich die 5 Buchstaben.
Ich fahre ganz gut damit und geniesse es, dass innerhalb von drei Jahren praktisch niemand mehr am Thema rührt.
Von meinem Rezidiv wissen nur sehr wenige Leute und das soll auch so bleiben.
Welche Reaktionen verbleiben denn ? "Du siehst soooo gesund aus" oder mitleidiges Schielen. Nichts davon ist hilfreich und das Unbehagen der anderen, man kann es fühlen.

Also sollte man sich garnicht erst drauf einlassen.
Schreib dir hier alles von der Seele, eine bessere Therapie habe ich bis jetzt nicht gefunden und ansonsten: lebe dein Leben ! Trotz klitzekleiner, unbedeutender Zwischenfälle. Gib schlechten Menschen nicht mehr Raum in deinem Leben, als sie es verdienen.
Geht man offen auf andere zu, findet man schnell neue Freunde .
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (06.08.2010 um 20:08 Uhr) Grund: Korrektur
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