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Alt 15.12.2010, 09:23
mia32 mia32 ist offline
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Standard AW: Nicht übers Sterben gesprochen

Hallo Anna,

mir geht es ganz genau so wie Dir! Auch meine Mutter ist heute vor 4 Wochen von uns gegangen und wir hatten kein ausführliches Gespräch über den Tod. Sie hat nur einige Male gesagt, dass sie sehr große Angst davor hat und im Krankenhaus haben wir einmal gemeinsam geweint als die genaue Diagnose feststand. Sie hatte ein Lungenkarzinom (Superior Sulcus Tumor, bzw. Pancoast Tumor) mit 11cm Durchmesser. Man konnte rein gar nichts mehr für sie tun, da ihr Allgemeinzustand zu schlecht war und der Tumor schon in die Rippen eingewachsen war. Meine Mutter hatte einen Graus vor allem, was mit Krankheit, Ärzten und Krankenhaus zu tun hat. Erst als die Schmerzen groß wurden, konnte ich sie überzeugen mit mir zum Arzt zu gehen. Vorher hat sie immer vehement abgelehnt, was für mich auch eine sehr große Belastung war. Nach Diagnose wurde sie nur noch palliativ möglichst schmerzfrei gehalten. Sie ist nur 1 Monat und 17 Tage nach dem ersten Röntgen Zuhause verstorben. Ich hatte ihr noch ein paar schöne Tage bereitet. Wir waren noch in ihrem Lieblingscafé, in der Natur und im Tierpark. Nachdem sie die Schmerzmittel bekam, hatte man anfangs den Eindruck, es würde ihr wieder ganz gut gehen, aber das täuschte leider. In den letzten 2 1/2 Wochen hat sie rapide weiter abgebaut, so dass wir (meine Schwester und ich) mit Hilfsmitteln und weiteren Medikamenten gar nicht mehr richtig hinterherkamen. Die letzten 3 Tage war sie nicht mehr ansprechbar und in einer Art "Zwischenwelt".
Im Großen und Ganzen hat sie kaum über ihre Ängste gesprochen und ich weiß auch nicht sicher, ob sie am letzten klaren Tag gespürt hat, dass sich das Ende nähert. Der Arzt hatte gesagt, dass sie Weihnachten noch erleben würde... Einmal hatte sie während einer Atemnotsphase gesagt, dass sie nicht glaubt, dass sie die Woche noch überlebt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da ich ihr immer Mut machen wollte. Ich habe sie (nach Gabe von Sauerstoff und Tavor unter die Zunge) einfach nur gestreichelt. Diese ganze Situation hatte uns so überrannt, dass wir diese 1 1/2 Monate so dermaßen unter Strom standen ... Ich frage mich auch, ob wir zum Schluss noch offener über Ängste, Sterben und dergleichen hätten reden sollen, aber ich glaube, dass sie das überfordert hätte. Sie war sowieso Weltmeister im Verdrängen und ich glaube, dass das auch hier ihr Weg war ...

Mir geht es auch sher schlecht und ich vermisse meine Mutter unendlich. Trotzdem versuche ich mich nicht verrückt zu machen. Ich bin mir sicher, dass auch Du Dein Bestes in dieser schweren Zeit gegeben hast und Deine Mutter wird Deine Liebe gespürt haben!
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