Thema: Stammtisch
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Alt 08.01.2011, 21:06
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Manchmal kann das Leben so grausam sein, dass es unerträglich weh tut. Man denkt, es kann nicht weitergehen. Alles tut so weh, dass man eigentlich auch gar nicht möchte, dass es weitergeht.

Vor über 6 Jahren war das bei mir der Fall. Und so bin ich hier gelandet, verzweifelt, am Ende, ohne Hoffnung, dass für mich irgendwann die Sonne noch einmal scheinen könnte. Die „Normalen“, deren Leben scheinbar unbeschwert verlief, die nicht um den Tod des Ehemannes und Vater der gemeinsamen vier Kinder weinten, erteilten gut gemeinte Ratschläge. Sprüche, die die Welt nicht braucht, nannten wir sie damals. Ich wollte es nicht hören, wollte mir nicht sagen lassen, wie ich mein Leben ohne meinen geliebten Mann zu gestalten habe, welche Verantwortung ich meinen Kindern gegenüber hätte und dass die Welt sich weiterdreht.

Nur hier im Forum fühlte ich mich aufgefangen und verstanden, nur hier im Forum gelang es dem ein oder anderen, mich zu trösten. Dem ein oder anderen gelingt es noch bis heute.

Manchmal kann das Leben aber auch so unglaublich schön sein, dass es weh tut.. Augenblicke, die tatsächlich nach dem Tag X möglich geworden sind.

Da sind Menschen, denen es wichtig ist, einen Teil ihrer Zeit zu verschenken, um dabei zu sein, um Päckchen von Nord nach Südwest zu schicken, um zu gratulieren und Glück zu wünschen. E-Mails mit wunderbaren persönlichen Worten, die fühlen lassen, dass es wichtig ist. Menschen, die es Wert sind, dass sie mir wichtig sind.

Mein 50. Geburtstag war der schönste Tag, den ich seit dem Tag X erleben durfte. Voller Seelenfrieden und Gleichklang.

Danke Briele für deine liebe Geste. Du weißt schon, dass du nicht unschuldig daran bist....

Danke auch dir Baghira für die wunderbare E-Mail, jede Zeile hat unendlich gut getan.

Und heute sitze ich am Stammtisch und möchte mal wieder ein Gläschen mit euch trinken. Auf das Leben vor dem Tod, das tatsächlich manchmal schmerzhaft schön ist.

Am Donnerstag haben Steffen und ich geheiratet, mit Saski und Micki als Trauzeugen. Unter anderem im Beisein von Claus Mutter und meiner Schwästerin, deren Segen und gute Wünsche so unendlich kostbar für mich sind. Mit allen Menschen an unserer Seite, die wirklich zählen. Und natürlich wie immer und überall mit Claus und Robert in unseren Herzen.

Da ist ein Land der Lebenden
und ein Land der Toten,
und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe -
Das einzige Bleibende, der einzige Sinn.

Thornton Wilder


So lassen wir beide uns also erneut ganz und gar auf unser Leben, unsere Liebe und unser Glück ein. Wenigstens solange bis das Schicksal einen von uns beiden wieder erinnert, dass das Leben manchmal so grausam sein kann, dass es unerträglich weh tut.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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