Einzelnen Beitrag anzeigen
  #62  
Alt 15.09.2005, 18:14
Yvette Zauter Yvette Zauter ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 12.09.2005
Beiträge: 2
Daumen hoch AW: Eierstockkrebs mit 21!

Liebe Judith,

lass Dir von mir Mut machen, auch wenn Du mit 21 Jahren einfach zu jung für eine solche Diagnose bist. Leider ist die Natur grausam und ungerecht.

Im September 2003 wurde bei mir (ich bin 55) beidseits Eierstockkrebs festgestellt (Figo Ic G3 (G = Grading = Größe). Erfolgreich operiert (alles im Gesunden reseziert) folgte bereits 10 Tage nach der Op die 1. Chemo mit Taxol und Carboplatin. Dies ist eine Zweierkombination Zytostatika. Vor Gabe dieser Mittel bekam ich noch 4 Begleitmedikationen. Kevatril gegen evtl. Übelkeit, Xantix als Magenschutz, Methadexason (Kortison) und Tavergil gegen Allergien. Auf Taxol und Carpoplatin reagieren kleinste Mikrometastasen hochsensibel und werden abgetötet, damit sie nicht wieder Unsinn anrichten.

Nachdem ich mich seinerzeit von dem ersten Schock erholt habe, bin ich mutig und mit voller Power in die erste Chemo gegangen. Ich habe sie in einer onkologischen Praxis ambulant gemacht und nicht nur die erste wunderbar vertragen, sondern alle 6 Zyklen. Ich war nur am Tag der Chemo krankgeschrieben. Sie wurde in 3wöchigen Abständen immer freitags gegeben, so dass ich mich Samstag/Sonntag erholen und Montag wieder arbeiten konnte. Auch das gehört zur Therapie. Arbeit lenkt ab und lässt die negativen Gedanken nicht ganz so hoch kommen.
Es ist auch eine Kopfsache, wenn man kämpfen will, dann geht alles. Ich habe mir nicht gesagt: ohweia, ich werde mich übergeben müssen, oweia dies und jenes. Und siehe da, es hat funktioniert. Es gibt nämlich auch ein Leben "neben" dem Krebs und nicht mit ihm. Ich habe ihn mir nicht gefragt, also soll er wieder verschwinden. In jeder Chemo, wenn die Mittel in die Venen flossen habe ich mir innerlich gesagt: so Freunde, jetzt geht es Euch an den Kragen.

Im Juli diesen Jahres wurde bei mir nach 2 Jahren ein Rezidiv (Rückfall der Erkrankung) festgestellt. Wieder erfolgreich operiert, keine Metastasen, kein Bauchwasser, keine Lymphome und morgen geht es ab in die 3. Chemo, auf die ich mich freue.
Ich hatte Glück im Unglück, bin aber frohen Mutes und gut drauf und gehe wie damals arbeiten!!! Natürlich gibt es auch Tage, die sind nicht so berauschend. Eine gute Packung Freunde, seelische Ausgeglichenheit, Mut und Kraft, sich vielleicht auch in der Krankheit nicht allzu ernst zu nehmen, so habe ich das bisher geschafft. Ein schwerer Weg, aber man kommt da hin, Füßchen vor Füßchen.

Ich wünsche Dir Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und eine genauso gut verträgliche Taxol-Carboplatin-Chemo.
Und ich würde mich sehr freuen, wenn Du nach Deiner 1. Chemo berichtest, wie es Dir geht.

Mit lieben Grüßen aus Aachen

Yvette
Mit Zitat antworten