Thema: 29 Jahre Alt
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Alt 22.02.2006, 14:37
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Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard AW: 29 Jahre Alt

Hallo Coray,

ich finde, es ist schon ein guter Schritt nach vorne, dass Du hier im Forum schreibst. Du hast ja selbst schon viele Beiträge gelesen, nehme ich an, und weißt daher, dass Du mit Deinen Problemen nicht alleine stehst.

Als ich in Deinem Alter war, ging es mir ebenso wie Dir: voll mitten im Sportleben, Reitturniere, Leistungsturnen, Wettkämpfe, Deutsche Meisterschaften - und dann die Diagnose Unterleibskrebs. Ich habe das eigentliche Problem sehr ignoriert, stand ziemlich neben mir und wollte den Krebs nur los werden. Also habe ich mir für eine Totaloperation entschieden, den andern aber nie die Wahrheit gesagt, weil ich sie selbst nicht wahrhaben wollte. So stand ich ganz alleine da. Das war vor ca. 28 Jahren. Danach sah alles prima aus, außer, dass ich Rheuma bekam, auch bedingt dadurch, dass ich keine Hormone einnahm, weil ich dachte, der Körper wird sich schon auf die neue Situation einstellen. Es war so schlimm, dass ich ein paar Monate im Rollstuhl saß, nicht mehr fähig, auch nur ein Stück Papier durchreißen zu können, nicht die Zahnpastatube aufschrauben, musste von meiner Mutter gepflegt werden (was noch das Schlimmste war), und keiner gab mir mehr die Hoffnung, jemals wieder aus dem Rollstuhl zu kommen.

Ich konnte es nicht ertragen, dass andere jetzt mein Leben führen sollten und schluckte 80 Adumbran mit einer Flasche Cognac runter. Ich wachte wieder auf, weil ich mich im Schlaf wegen des Alkohols übergeben hatte und hatte danach weder Mut zum Wiederholen noch zum Weiterleben. Aber für eines musste ich mich entscheiden. Also fürs Weiterleben. Nach hartem Kampf, mehreren Krankenhausaufenthalten und eisernem Training kam ich wieder auf die Beine und konnte endlich mit meinen Ski die Berge wieder unsicher machen, als wäre nie etwas gewesen.

Diesen Werdegang finde ich, solltest Du Dir ersparen. Mit 52 (vor etwa 1 1/4 Jahr) bekam ich aus heiterem Himmel die Diagnose Halslymphknotenmetastasen, wobei allerdings der Krebsherd nicht gefunden wurde (CUP-Syndrom). Ich spare es mir jetzt, Weiteres dazu auszuführen, denn darum ging es wohl auch bei Deiner Frage nicht. Jedenfalls habe ich es diesmal anders gemacht und bin offen mit meiner Krankheit umgegangen. Ich finde, je introvertierter jemand ist, desto mehr muss er leiden. Im Umgang mit der Krankheit und der Hilfe meiner Familie und Freunde komme ich sehr gut mit allem klar.

Also versuche, Deine "dummen Gedanken" abzulegen und befasse Dich intensiv mit Deiner Genesung. Zwar kenne ich mich mit Rippenfellkrebs nicht aus, aber Du findest hier andere, die ebenfalls dagegen kämpfen. Die Medizin ist ja Gottseidank schon sehr weit fortgeschritten, so ist es auch längst nicht an der Zeit, schon am Anfang die Flinte ins Korn zu werfen. Die Angst haben/hatten wir alle. Auch der Anfangsschock ist ganz natürlich. Wenn Dir jetzt z. B. eine Chemo nahegelegt wird, versuche, möglichst angstfrei an die Therapie zu gehen. Jeder reagiert anders darauf, und vieles ist meiner Meinung nach Kopfsache. In der Abteilung in der Klinik, wo ich meine Therapie machte, gab es einige, die schon anfingen zu brechen, obwohl gerade die Vorwässerung durchlief. Ich hatte überhaupt keine Probleme und bin sogar samt angehängter Chemo mit dem Infusionsständer im Fitnessraum der Klinik gewesen und habe trainiert. Das habe ich auch während der Strahlentherapie durchgehalten. Zwar war ich zum Ende hin nicht mehr ganz so fit wie am Anfang, aber je besser die körperliche Konstitution ist, desto besser verkraftet der Körper die ganze Prozedur auch.

Wenn Du hierzu noch Fragen hast, dann kannst Du mich gerne im Forum "CUP-Syndrom" besuchen, da ich nicht immer die Threads verfolge, in denen ich einmal geschrieben habe (für den Fall, dass ich hier nicht antworte).

Also: Kopf hoch und weiterkämpfen!

Liebe Grüße
Geli
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