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Alt 03.02.2013, 16:24
Freudenkind Freudenkind ist offline
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Standard Zwischen Diagnose und Tod nur 4 Wochen.

Vorweg ein freundliches Hallo in die Runde,

Selbst vom Krebs betroffen bin ich hier regelmäßig und verfolge mit Interesse das eine oder andere.

Der Anlass meines Thema ist, dass immer wieder staune darüber lesen zu müssen was Menschen trotz unvermeidlichem Ende des Versuches Willen noch angetan wird.

Erst vor 2 Wochen habe ich erst meine Schwiegermutter (78) an den Folgen des Lungenkrebs gehen lassen müssen. Erst Anfang Dezember 2012 haben wir im Rahmen einer anderen Untersuchung die Diagnose Lungenkrebs erhalten. Es war also ein Zufallsbefund. Bei vorherigen Untersuchungen nicht aufgefallen weil diverse Begleiterscheinungen auch Ursache anderer akuten Erkrankungen haben sein können. Wer denkt da schon an Krebs! Kleinzelliges Bronchialkarzinom, mit 7 Metastasen in Leber, Niere und dem Lymphsystem. Keiner dieser Metastasen war kleiner als 3cm!

Also im expandiertem Stadium, ohne Aussicht auf Heilung.

Ob ich es nun in all den Lektüren nachlesen konnte oder ob ich mich auf die Aussage "meines" Arztes war, es war immer der selbe Tenor " ... ab Stadium 4 gibt es (schon aus Kostengründen) nur noch eine palliative Therapie...". Meiner Meinung nach gehört eine Chemotherapie nicht dazu Lebenserhaltende Maßnahmen um jeden Preis und ohne Aussicht auf Erfolg, lehne ich auch in Zukunft ab.

Trotz des Stadium und der diversen anderen nicht unerheblichen Grunderkrankungen, wie den Folgen eines Schlaganfall, Diabetes, COPD, Bluthochdruck und vorangeschrittener Demenz, an denen meine Schwiegermutter litt wollte man zuerst unsere Schwiegermutter und dann auch uns als Angehörige zu einer Chemotherapie überreden. "Genesung" war das Lockmittel !!! Meiner Meinung nach sollte sie (wie viele andere in ihrer Situation) für Versuche dienen. Von wegen "mal schauen wie weit wir in diesem Stadium noch kommen".

Wir waren vorbereitet . Denn schon bei Einlieferung ins Krankenhaus bzw. auch zu früheren Zeiten und Anlässen haben wir immer wieder auf eine auf unser Namen lautende Betreuungsvollmacht sowie Patientenverfügung verwiesen und im Original vorgelegt. Wir kannten den Unterschied zwischen vollmündig und entscheidungsfähig, den viele Ärzte stellen (dürfen) und danach Ihre Behandlung richten (können).

Im Wissen der Konsequenz(en) haben wir in Gegenwart und für unsere Schwiegermutter eine Chemotherapie abgelehnt sowie uns für eine reine schmerzlindernde Behandlung (eine echte palliative Behandlung) entschieden. Palliative Behandlung bedeutet eine Behandlung ohne das Leben zu verkürzen oder das Ende zu verlängern. Ab dem Zeitpunkt der Entscheidung haben wir in Absprache mit den Ärzte auch die Behandlung aller anderen Erkrankungen aufgegeben und die Gabe an Medikamenten auf das notwendigste reduziert.

Meine Schwiegermutter konnte die ihr verbliebene Zeit bis 2 Tage vor dem Tod bewusst erleben. Sie nahm trotz der einen oder anderen immer stärker werdenden Einschränkung am täglichen Geschehen teil. Wir holten Sie zur Pflege zu uns nach Hause und hatten so Gelegenheit schon zu Lebzeiten Abschied zu nehmen und loszulassen. Sie war froh, zu Hause und im Kreis der Familie ihren Frieden finden zu können. Würdig und ohne Schmerzen. Es ist gut so, wie es geschah.

Zwischen Diagnose und dem Tod lagen nur 4 Wochen. Eine aufreibende Zeit die viele Erfahrungen und Eindrücke hinterlassen hat. Die Entwicklung war rasant.

Was ich damit sagen möchte ist, wir müssen lernen loszulassen. Wir müssen akzeptieren, das der Tod unvermeidlich ist.

Nur dann finden wir mit uns selbst Frieden.

LG
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