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Alt 14.11.2016, 21:07
Benutzerbild von Geli-Emilie
Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom - Dickdarm

Hallo Ihr Lieben,

eigentlich wollte ich meinen heutigen Beitrag beginnen mit: WOW – Rekord: über 32 Stunden mit nur einer Basisplatte ausgekommen! Aber kaum gedacht, da vernahm ich auch schon einen verdächtigen Geruch und Schluss mit lustig. Immerhin: nur eine Platte innerhalb von 24 Stunden sind - gemessen an den vorherigen Erfahrungen mit 10 und mehr Plattenwechsel innerhalb von 24 Stunden - schon ein riesiger Erfolg. Hätte nicht gedacht, dass das Thema für mich mal interessant werden könnte. Man wird schon sehr bescheiden.

Aber bevor ich es vor lauter Berichten über meinen Aufenthalt und Erlebnissen hier im Forum vergesse, gehen meine herzlichen Glückwünsche zuerst an MaraM für Deinen Erfolg der durchlittenen Zeit und das Überleben über zwei Jahre. Ich freue mich mit Dir und hofffe, dass es so bleibt mit den guten Nachrichten. In welchen Abständen gehst Du jetzt zur Kontrolle?

Schon erstaunlich, wie man die Zeit im Krankenhaus so ähnlich verbringt! Und gut zu wissen, dass es anderen ebenso ging wie mir jetzt. Dass man seine Tätigkeiten ändert zu Verhaltensweisen, die man sonst nicht an sich kennt. Ich spreche jetzt von dem Dauergucken in die Glotze und das Anschauen von allen möglichen und unmöglichen Sendungen. Aufs Lesen, was ich sonst immer am liebsten getan habe, fehlt mir die Ausdauer, es ermüdet mich so sehr, dass ich mich immer wieder ertappe, wie mir nach kurzer Zeit die Augen zufallen und ich nicht mehr weiß, was ich gerade gelesen habe. Und das, obwohl ich absolut spannende Bücher dabei habe. Das Gleiche passiert bei Hörbüchern. Bleibt also nur die Glotze. Nach einer bestimmten Zeit geht der Apparat von alleine aus, wenn man sich innerhalb von 1 min nicht als „wach“ zu erkennen gibt.

Allerdings kann ich mich selbst hier nicht zu Sendungen von den „Privaten“ hingeben. Das nervt mich. Und alles, was nervt schalte ich aus, wenn möglich. Nervige Zimmernachbarinnen kann man jedoch leider nicht abschalten, geschweige denn aus. Zum Glück hat sich nach der letzten, von der ich geschrieben habe, auch das Blatt gewen det. Danach hatte ich eine Patientin hier, die ebenfalls Darmkrebs hat, mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte wie ich, ebenfalls zweimal nachoperiert, auch bei ihr hielten die Platten nicht. Nun war sie hier wegen Rückverlegung des Darms – und wieder kam es zu Komplikationen und überlangem Aufenthalt. Aber den Gedanken schiebe ich erst einmal vor mir her bis es so weit ist und falls eine Rückverlegung überhaupt möglich sein wird.

Jedenfalls habe ich durch sie wieder Hoffnung geschöpft, dass für mich die Probleme auch irgendwann ein Ende finden werden. Ein paar Tips hatte sie auch für mich bezüglich der Stoma-Anbringung. DAS optimale System habe ich immer noch nicht gefunden. Zwischendurch war ich (und das Stationsteam) so genervt von der kurzen Haftbarkeit des Stomas, dass ich darum gebeten habe, einfach alles mal 24 Std. offen zu lassen und den Darminhalt abzutupfen, damit sich die entzündete Bauchhaut mal erholen konnte. Dabei habe ich permanent mit schwarzem Tee gespült. Nachteil: noch nerviger, weil man nicht mal eine Sekunde alles vergessen kann. Zudem ist man völlig ans Bett gebunden. Also danach wieder weiter probiert. Am längsten hielt ein dänisches System, das man mir aber ungern geben wollte, weil auch hier der Darminhalt unter den Hautschutzring dringen konnte und dort zur Nichtheilung beitragen würde. Ich nehme jetzt wieder den Gürtel, darf ihn allerdings weder zu stramm noch zu locker schnallen. Dazu zur Verdickung des Darminhalts Flohsamen und Imodium. Mit Ach und Krach hält es dann für 24 Stunden.

Am Freitag, dem 9. Nov. war ich zum ?-ten Mal in Vollnarkose im OP, wo der nächste VAC-Wechsel gemacht werden sollte samt Legen einer „Spalthaut“, wobei Haut vom Oberschenkel auf die Bauchwunde transplantiert wurde. Dabei wurde wiederum eine VAC-Pumpe gelegt wurde, die nur faustgroß war. Kaum war ich aus dem Bett raus, ging schon der Alarm los, das System pumpte ohne Ende. Also ab mit dem ganzen System und wieder zurück zur großen Pumpe. Und ob die Spalthaut anwächst und nicht abgestoßen wird, wird sich zeigen. Aber dass damit die Granulierung und der Heilprozess in Gang gesetzt werden, dass sich die Wunde von alleine schließt, wage ich stark zu bezweifeln, wenn ich mir das riesige Loch im Bauch ansehe, das immer noch so groß ist, dass man ein Bügeleisen reinstellen könnte. Es ist auch nicht beabsichtigt, dort noch einmal eine Naht zu machen. 5 Tage nach der OP – also von heute an übermorgen – muss das VAC-Pflaster zubleiben. Dort darf auch kein Darminhalt o. ä. reinfließen, sondern muss total isoliert bleiben. Allerdings empfinde ich es so, als würde die Wunde einen penetranten Geruch ausstrahlen. Andere können das zwar nicht bestätigen, aber ich bekomme den Gestank nicht aus der Nase.

Ist jemand unter Euch, der Erfahrungen mit Spalthaut gemacht hat? Mich würden die Erfahrungen von Euch interessieren.

Es tat mir gut, mal eine Weile nichts mehr über meine Probleme zu schreiben und auch zu genießen, dass ich von Freitagmorgen bis heute Abend im Genuß eines Einzelzimmers war. Eine der Schwestern hat dafür gesorgt, dass zunächst alle anderen Betten belegt wurden. Erst heute Abend kam ein junges Mädchen mit Morbus Crohn zu mir. Erschreckend, WIE jung sie ist (schätzungsweise 15 Jahre?). Sie ist nach ihrer OP fast nur am Schlafen, so konnten wir uns noch nicht unterhalten.

Jetzt beginnt mein Fernsehabend im ZDF mit einem Bier – also PROST und SKÅL! Ich melde mich bald wieder zu hoffentlich guten Nachrichten. Ich wünsche Euch allen eine gute, problemlose Nacht.
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