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Alt 18.12.2012, 16:02
Hajo Hajo ist offline
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Registriert seit: 17.12.2012
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Standard AW: Tonsillenkarzinom

Hallo allen, die hier schon länger registriert sind.
Ich bin schon längere Zeit dabei, allerdings nur lesend und nicht angemeldet .
Nun möchte ich mich und mein Leiden kurz vorstellen. Bin 62, nun im Vorruhestand und wohne in Cottbus. Wurde im Sommer 2009 erstmals operiert und es wurde ein Tonsillenkarzinom entfernt. Mit anschließender Neck dissection links. Genau genommen wurde ein Oropharyxkarzinom links pT2 pN2b L1 VO (musste erst mal den Ordner (Band 1) rauskramen) entfernt.
Bis die Diagnose feststand ist fast ein halbes Jahr vergangen, aber dann ging es erst mal alles drunter und drüber. September 2009 dann Entlassung aus dem Karl-Thiem Klinikum und anschließend 38 Bestrahlungen. Den gesamten Dezember, bis 31.12.2009 zur AHB nach Buckow, Märkische Schweiz, hat mir sehr gut getan. So gut, dass ich ein Jahr später nochmal hin bin. Inzwischen bin ich wieder wohl auf. Zwischendurch, das, was die meisten auch schon durchgemacht haben, nach 9 Monaten nächste OP - PEG entfernen, nach 2 Jahren Metall aus dem Unterkiefer entfernen (war während der 1. OP gespalten worden) und diese Jahr im Februar wieder eingesetzt und um ein weiteres Teil verstärkt worden, weil der Knochen leider nicht zusammengewachsen ist. Nun bleiben die Metallschienen drin und die Zahnsanierung konnte begonnen werden. Denn meine Zähne trugen echt Schäden von der Bestrahlung! Und auch bei der OP wurden 2 Zähne entfernt. Dadurch, dass der Unterkiefer nicht wie gewünscht zusammengewachsen ist, mussten auch unten drei Zähne aus der Mitte gezogen werden. Sie wackelten nur noch und waren auch total aus der Reihe gewachsen. Übermorgen kommen nun die 3. rein das hat auch seit Oktober gedauert. Mit Antibiotika-Behandlung. Schlimm ist ja auch beim Zahnarzt, wenn im Mund gebohrt und geschliffen wird läuft das Kühlwasser vom Bohrer einfach so weg, in den Hals. Ich kann es nicht stoppen. Wir haben uns so verständigt, wenn ich den Arm hebe geht sie mit dem Werkzeug so schnell wie möglich aus meinem Mund (was wegen der geringen Arbeitshöhe in meinem Mund auch nicht so einfach ist) damit ich schnell abhusten und ausspucken kann. Aber wem sage ich das, sind ja alles Leidensgefährten, die das lesen.
Hab mich aber hier nicht gemeldet, um zu klagen, sonder wollte eigentlich Mut machen. Denen, die es noch nicht so weit überstanden haben. OK, man ist behindert, was man auch immer wieder mal merkt, aber eigentlich geht (fast) alles wieder. Habe in diesem Jahr mit meinem kleinen Kajütsegelboot eine 4-Wöchige Reise zur Müritz unternommen (alleine!), war im Mittelmeer Segeln, hatten Urlaub auf Madeira gemacht und auch sonst geht wie schon gesagt wieder sehr viel. Leider muss ich oft alleine Reisen, da meine Freundin nicht so viel freie Zeit hat.
Das die Zeit wie im Fluge vergeht liegt bei mir auch daran, dass ich viele Hobbys und Beschäftigungen habe, die mir keine Zeit für lange Weile lassen. 2-3 mal in der Woche Tanzen (Line Dance), 1-2 mal in der Woche Sport (Tischtennis), im Sommer bei schönem Wetter Segeln, Angeln und fast ständig Gartenarbeit und Hausarbeit, an Wochenenden zu meiner Freundin (90 km). Ja, da bleibt echt kaum Zeit zum jammern
Von den Nebenwirkungen der Bestrahlung stört mich persönlich die Mundtrockenheit und die trockenen und spröden Lippen am meisten. Wenn man mit dem Flieger verreist ist das schon stressig, mit Wasser und anderen Flüssigkeiten (Mundspülung)durch die Kontrollen zu kommen.

Man könnte noch ewig darüber reden und über andere Kleinigkeiten. Das will ich euch aber, heute zumindest, ersparen. Will mich einfach nur bei denen bedanken, die mir, wenn auch unbewusst, geholfen haben, die schlimme Zeit zu überstehen. Allen ein schönes Weihnachtsfest und viel Kraft, das was noch auf uns zukommt zu überstehen.

Gruß Hajo
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