Thema: Bewunderung
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Alt 21.12.2001, 02:10
Gast
 
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Standard Bewunderung

Hallo,

erstmal möchte ich gern sagen, dass ich sehr froh bin, diese Seite gefunden zu haben.
Ich hoffe hier jemanden kennenzulernen, mit dem ich mich austauschen kann. Nun erstmal zu meiner Geschichte.
Angefangen hat alles 1991...In diesem Jahr sind die Eltern meines Vaters und die Mutter meiner Mutter an Krebs gestorben (Lungenkrebs und Gebärmutterkrebs) , auch meine Mutter hatte 1991 zum ersten mal Krebs. Damals war es Gebärmutterkrebs. Zu diesem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt und meine kleine Schwester war 13 Jahre alt. Nach einer Totaloperation ist meine Mutter damals als "geheilt" entlassen worden. Wir waren heilfroh und haben uns immer an diese Frist von fünf Jahren gehalten...Wenn innerhalb von fünf Jahren kein Krebs mehr kommt, hat man uns immer gesagt, hat man gute Chancen...
Jetzt haben wir 2001 und meine Mutter ist im Juli gestorben, diesmal war es Lungenkrebs.
Es hat uns total unerwartet getroffen, obwohl meine Mutter immer wieder über starke Schmerzen im rechten Arm geklagt hatte. Diese hatte der Arzt auf ihre Osteoporose zurückgeführt...Schulter-Arm-Syndrom hat er gesagt und wollte meine Mutter am Schluss sogar in die Psychatrie einweisen, da sie angeblich Tablettensüchtig sei...Auf den Gedanken, dass der Krebs ganz leise zurückgekehrt ist, ist anscheinend keiner gekommen. Als sie es schliesslich nicht mehr ausgehalten hat vor lauter Schmerzen, hat sie der Notdienst vom Roten Kreuz endlich ins Krankenhaus eingewiesen. Dort vermutete man zuerst eine Lungentuberkulose, weshalb meine Schwester und ich uns immer total vermummen mussten. Bis wir nach zwei Wochen und nach unzähligen Untersuchungen endlich das Ergebnis bekamen...Lungenkrebs. Es stellte sich heraus, dass der Tumor wohl in der Lunge entstanden war, jetzt auch hinten an der Wirbelsäule sass und auch sonst alles voller Metastasen war. Keiner der Ärzte hatte vorher bemerkt( auf Röntgenaufnahmen), dass der Krebs bereits zwei Rippen zerstört hatte...Meiner Mutter wurde gesagt, dass sie nicht mehr aufstehen dürfe, damit die Wirbelsäule nicht zusammenbreche. Bis zu ihrem Tod etwa sechs Wochen später ist sie nie mehr gelaufen. Was ich eigentlich zum Thema Bewunderung sagen möchte ist, dass ich einen riesigen Respekt vor meiner Mutter und allen anderen Krebspatienten habe. Obwohl sie gewusst hat, dass sie unheilbar krank ist, hat sie sich nie beklagt, ganz im Gegenteil. Noch auf dem Sterbebett hat sie uns getröstet und versucht uns Hoffnung zu machen. Dazu muss ich sagen, dass meine Mutter an ein Leben nach dem Tod geglaubt hat. Sie war der Überzeugung, dass wir uns irgendwann wiedersehen...ich hoffe es so sehr. An diesen 17. juli erinnere ich mich noch ganz genau. Ich kam wie jeden Tag ins Krankenhaus, doch diesmal hat mich die Stationsschwester schon vorm Zimmer abgefangen. Meine Mutter war die letzten Tage schon zeitweise etwas verwirrt gewesen. Jetzt war sie nicht mehr ansprechbar...Plötzliches Organversagen. Sie lag einfach nur noch da und rang nach Atem. Zehn Stunden später hatte sie den kampf verloren, meine Mutter starb mit 51 Jahren an Lungenkrebs. Im nachhinein bin ich dankbar dafür, dass sie einfach aufgehört hatte zu atmen, denn der Arzt hatte uns immer wieder gesagt, dass sie ersticken würde. Sie hatte solche Angst davor. Ich bin sehr traurig, denn ich habe meine Mutter über alles geliebt. Nie werde ich es verstehen können, dass man in der heutigen Zeit Menschen klonen kann, aber immer noch kein Mittel gegen Krebs kennt. Ich möchte euch allen sagen, dass man trotz allem Schmerz die Hoffnung nie aufgeben sollte. Die betroffenen Menschen sind so tapfer, sie verdienen unser aller bewunderung.
Es hat so richtig gutgetan, mir hier alles ein bisschen von der Seele zu schreiben...Vielen Dank!
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