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Alt 07.12.2008, 19:51
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Tine70 Tine70 ist offline
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Registriert seit: 28.06.2008
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Standard AW: Wie ist der Krankheitsverlauf bei Krebs????

Hallo Mili,

wie mein "Vorredner" schon sagt: Nein, den Verlauf kann niemand vorraussehen, erst recht keine Prognose stellen.
Bei meinem Stiefvater wurde im Juni diesen Jahres Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert und die Aussichten, damit noch lange zu leben sind ja nun ziemlich gering Dieser metastasiert ja auch sehr schnell und aggressiv, das macht ihn so gefährlich. Das hat so ziemlich alles durcheinander geworfen und was mich betrifft, meine Werte und Prioritäten völlig verändert.
Ein Arzt sagte mir sogar, er erlebe den Geburtstag meiner Mutter im November im ungünstigsten Fall schon nicht mehr, Weihnachten auf keinen Fall.
Nun ja, den November haben wir geschafft und ich bin guter Dinge, dass er auch Weihnachten erlebt. So viel zu irgendwelchen Prognosen...
Ich war zuerst auch völlig panisch und hatte tausend Fragen, von denen mir sehr, sehr viele hier in diesem Forum beantwortet werden konnten.
Das hat geholfen, denn diese Ungewissheit, was da jetzt passiert, was man tun und machen kann, wohin man sich wenden soll ist einfach furchtbar.
Ich habe jedoch auch festgestellt, dass man wirklich an seinen Aufgaben wächst, das man in der Situation oft ganz viel Kraft findet, um zu reagieren und irgendwie damit umzugehen.
Meine Familie ist dadurch sogar enger zusammen gerückt und trotz allem Leids und aller Sorgen ist das eine schöne Erfahrung.
Natürlich gibt es viel zu tun, ich habe viele Aufgaben übernommen und versuche einfach, meine Mutter zu entlasten, wo es geht und wie es meine Zeit zwischen Kind, Haus und Beruf irgendwie zulässt, aber das ist gut und in Ordnung so.
Es tut unglaublich weh, einen Menschen, der einem nahe ist, so leiden und zerfallen zu sehen, doch niemand, wirklich niemand, vermag zu sagen, wie es endet. Bei manchen ging es ganz schnell, viel zu schnell, andere kämpfen lange und leiden leider manchmal auch lange.
"Multiples Organversagen" ist wohl oft das Ende bei BSDK, doch wie und wann...ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen, ich versuche, mit der Situation jetzt klar zu kommen und das Beste darus zu machen, da zu sein.
Zeitweise ging es meinem Stiefvater sehr schlecht, er hat auch 30 kg an Gewicht verloren, kämpfte mit Übelkeit, Durchfall und Schmerzen sodass wir mit dem schlimmsten rechneten, doch es ging auch wieder bergauf und im Moment hoffen und kämpfen wir einfach. Leider ist er sehr schwach, an manchen Tagen schafft er es gerade vom Bett übers Bad auf die Couch, doch an anderen Tagen geht es wesentlich besser. Essen ist halt ein heikles Thema, ein weiterer Gewichtsverlust wäre ziemlich übel....
Im Moment ist durch die Chemo in Kombi mit Erlotinib der Tumorwachstum zum Stillstand gekommen, zum Glück, und wir hoffen, das bleibt noch lange so bzw. das Ding wird kleiner und operabel.
Natürlich habe ich auch Angst vor dem was kommt, davor, dass meine Mutter ganz schlecht klar kommt, doch auch das wird sich zu gegebener Zeit finden.

Ich denke, wenn du hier noch ein paar ganz klare Fakten erlesen hast, wird es ein wenig einfacher- ging mir zumindestens so....

Was ich nicht verstehe, warum keine erneute "Bestandsaufnahme" bei deiner Schwiegermutter gemacht wird, warum keiner schaut, was mit den Blutwerten los ist? Sie soll ja auch keine Schmerzen haben müssen, wenn es ihr ohnehin schon schlecht geht und sie sehr schwach ist....

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute,
Auch dir und deiner Frau, lieber Stefan, alles Gute!

Liebe Grüße, Martina
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An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-
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