Einzelnen Beitrag anzeigen
  #38  
Alt 02.11.2006, 09:33
Kicky Kicky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.10.2006
Ort: Warendorf
Beiträge: 59
Standard AW: Adenoidzystisches Karzinom an der Ohrspeicheltrüse

Hier die Antworten von meiner besseren und tapferen Hälfte:

Hallo Andreas:

Geschmacksverlust

Der Geschmacksverlust geht, wie eine Sommernacht kommt., Es wird langsam
dunkel und man sieht am Ende nur noch Grau oder Schwarz.

Angefangen hat es bei mir nach der 6 Bestrahlung.
Wir haben gegrillt und ich fand die Würstchen und den Senf total lasch.
Allen anderen hat es wie immer geschmeckt und dann wusste ich, was los ist.

Behandlung Nr. 9: Sauer macht nicht mehr lustig, ist auch nicht mehr zu schmecken.

Im ersten Drittel der Therapie tritt am Wochenende immer eine Besserung auf.
Montags morgen vor Bestrahlung kann man mehr schmecken !
Das Wochenende bringt also definitiv eine Erholung.
Dein Lieblingstag in der Zeit: Montag

"Süß" hat mich als letztes verlassen, kam aber auch am Schnellsten wieder zurück.

Das war kurz nach Ende des ersten Drittels der Therapie.

Dann ertappt man sich dabei, Dinge aus Gewohnheit zu Essen oder weil man in Gesellschaft ist
oder einfach aus Trotz.
Sobald man sich darüber klar wird, dass es nicht schmeckt, lässt man es einfach sein.
Zumindest die "ungesunden" Sachen und dummen Angewohnheiten wie Chips vor dem Fernseher.

Essen ist nun kein Genuss mehr und das war bei mir die schlimmste Nebenwirkung der ganzen Therapie.
Die Lebensqualität ist eingeschränkt, dass muss man erst selber erleben- leider.
Du wirst Dich ohnmächtig fühlen, weil es nur den Weg nach vorne gibt.
Es ist kein Spiel, wo Du sagen kannst: " Ok, hab genug. Alles soll sofort sein wie immer."
Oder "Ich geh nach Hause und lass die Nebenwirkungen in der Klinik."
Das geht nicht.
Selbst wenn Du im Schlimmsten Fall die Therapie abbrechen würdest, hast Du ja die Nebenwirkungen noch
ein paar Wochen. Das kann psychologisch belasten, Andrea.
Noch nie habe ich mich so fremdbestimmt gefühlt, wie in dieser Zeit.


Du wirst von da an nur noch Essen, um zu Leben und nicht zu viel Gewicht zu verlieren.
Der Appetit ist leider irgendwie an den Geschmack gekoppelt.


Tagebuch

Es lohnt sich ein Tagebuch mindestens mit Stichworten zu machen, um alles besser zu verarbeiten und rein aus dem Tag zu gehen und bereit zu sein für einen Neuen Tag.



Rückkehr des Geschmacks

Der Geschmack wird nicht auf einmal wieder da sein, er kommt genauso schleichend zurück, wie er gegangen ist.

Ich kann Dir keine genauen Angaben machen, weil sich das bei mir mit Beginn und Fortlauf der Chemotherapie vermischt. Aber nach ca. 2 Monaten ist alles wieder da gewesen.
Nur Schokolade- früher meine Leidenschaft - ist kaum nach ein Thema.
Sie schmeckt mir einfach nicht mehr so, wie früher.
Es ist ok, weil ich auch nicht in die alten Muster zurückgekehrt bin und mich wohl insgesammt besser ernähre als vor der Strahlentherapie.

Finde raus, was Du essen magst und kannst. Jede Woche wird anders sein.
Je flexibler Du bist, desto besser überstehst Du es.


Ich habe von diesen Sachen keine Ahnung gehabt, weil kein Arzt das selbst erlebt hat oder weil sie es Dir vielleicht mit Absicht nicht sagen oder einfach keine Zeit für diese Gespräche haben.
Ich denke manchmal, es war gut, blauäugig da reinzugehen.
Aber ich habe es trotzdem aufgeschrieben, weil ich Dir sagen möchte:
Es ist schaffbar und alles kommt zurück zu Dir. Habe keine Angst, lass alles auf Dich zukommen.
Sei wie der Schilf im Wind. ( siehe oben )
Warte nicht darauf, dass alles bei Dir so kommt, wie bei anderen. Jeder Mensch ist anders, jede Bestrahlung wird genau für Dich ausgerechnet, wie Deine Gesichtsmaske ein Unikat ist, ist es Deine ganze Therapie.



Zeit zwischen OP und Bestrahlung

Das ist ok, bei mir lagen 6 Wochen dazwischen. Deine Narben verheilen noch immer und jeder Tag extra hilft Dir.



Alles Gute für die erste Bestrahlung,
schreib wenn Du magst oder etwas wissen willst.
Wolff



und für Kirstin, schreib doch auch noch etwas dazu

Hallo Kirstin,

noch mehr Kummer für Euch. Das tut mir Leid.

Viel Kraft für Deine Oma, Deinen Vater und weiterhin Deiner Mutter auf der Zielgerade!

Deiner Schulleiterin kann man ein gutes Herz und Weitblick aussprechen.
Diese freien Tage bei Deiner Mutter zu sein, ist das Beste, was Du machen kannst.

Die Familie wächst durch die Krankheit und Therapie noch weiter zusammen.
Das ist etwas wunderbares in den schlimmen Zeiten der Krankheit.

----

Ich nehme mein Studium der Ver-und Entsorgunstechnik an der FH Münster wieder auf.
Hoffentlich kann ich in einem Jahr mit dem Diplom beginnen.

Viele Grüße von Wolff

und auch lieben Gruß von Christiane
Mit Zitat antworten