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Alt 21.11.2016, 20:38
Benutzerbild von Geli-Emilie
Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom - Dickdarm

Hallo im Forum,

momentan läuft alles seinen "normalen Gang. Manche AP-Basisplatten halten ein paar Stunden, manche länger (z. Zt. liegt der Rekord bei 67 Stunden, fast 3 Tagr also), aber mit 24 Studen bin ich schon zufrieden.

Die OP-Wunde am Bauch sieht für mich grauenhaft aus. Von den Rändern über 1 cm tief, flächenmäßig oval, bzw. 7 x 12 cm, der Bauchnabel ragt freistehend schlapp und nutzlos seitlich über die Wunde rein. Der untere Teil ist mit 4 Knoten auf ca. 5 cm genäht, was immer noch sehr ziept und schmerzt. Aaaaber: Begeisterung bei jedere Visite und unisono von den Ärzten: Jubel! Mir wird allerdings weiterhin hundeübel, wenn ich die offene, feuchte Riesenwunde sehe, die auch noch nach Fisch riecht. Gerne würde ich den Jubel teilen, aber meine Skepsis bleibt, weil ich so entlassen werden soll. Chirurgisch sei die hiesige Therapie abgeschlossen, mehr könne für mich nicht getan werden. Ich möchte hier kein Foto einstellen, damit Ihr Euch einen Eindruck machen könnt – es ist ja nicht jeder so abgebrüht, solche Fotos zu sehen, und das ohne Vorwarnung. Der Kommentar meiner Schwester: „Sind die bekloppt? Was haben die mit dir gemacht, die Pfuscher. Und soooo lassen die Dich gehen?? Ich weiß gar nicht, was ich davon halteen soll.“. Diese Reaktion erhalte ich häufiger. Auch vom hiesigen Pflegepersonal. Selbst meine Stomaberaterin war sprachlos, wollte jedoch nichts gegen die ärztliche Entscheidung sagen. Eine Ärztin sagte mir bezüglich des nutzlos rumhängenden Bauchnabels: „Na ja, eine Bikini-Konkurrenz werden Sie ja sichere nicht mehr mitmachen wollen.“. Hm. Eigentlich wollte ich mich zum Wettkampf „Schönster 65-jähriger Bauch 2017“ anmelden und habe sie gefragt, wohin ich denn nun mein Nabelpiercing machen lassen soll. Eine Schwester machte den Vorschlag, rundrum Ringe zu piercen und dadurch Bänder ziehen und wie beim Korsett täglich nachziehen. Aber im Ernst: sie sagte, wenn die OP-Fläche noch größer wäre und der Nabel infolgedessen entfernt werden müsste, würde der Mensch „seine Mitte verlieren“. Und bei Entfernung des Nabels hätte man einen künstlichen Nabel gemacht. Ich bin mir nun unsicher, was davon zu halten ist oder ob sie mich mit dieser Aussage „aufbauen“ wollte. Ich kann mir das nicht vorstellen, dass im Alter der Bauchnabel eine so große Rolle spielen soll.

Also komme ich morgen in die Reha, die ich bereits aus der Zeit meiner Halslymphknotenmetastasen bei unbekanntem Primärtumor vor 11 Jahren und danach noch zwei Rehabilitationen kenne und von der ich auch nach 3 Aufenthalten restlos begeistert bin. Das Problem ist, dass ich befürchte, auch dort könne mein subektiver Eindruck bestätigt werden, dass ich noch gar nicht rehafähig bin. Ich fühle mich noch viel zu schwach, kann nicht einmal 20 Treppenstufen ohne Pause laufen, aufrechter Gang ist nur möglich mit Nordic Walking Stöcken, mit denen ich nur noch unterwegs bin - selbst bei kurzen Gängen im Flur. Schon merkwürdig: statt höchstens 3 Wochen bin ich nun schon fast 3 Monate stationär hier mit allen Höhen und Tiefen, aber jetzt habe ich Bedenken gegen meine Entlassung. So kann es gehen. Zumindest würde ich noch eine Woche hierbleiben, bis ich mehr Sicherheit im Wechsel von AP-Platten habe und zumindest auf das Pflaster und den Verband der Wunde verzichtet werden kann. Die Stellen am Oberschenkel sind nach der Hauttransplantation immer noch nässend und schmerzhaft. Es heilt bei mir scheinbar alles sehr schwer. Die Spalthaut entwickelt sich gemäß Aussage der Ärzte sehr gut – ich sehe leider überhaupt keinen Unterschied zum Zustand von vor zwei Wochen. Natürlich sehe ich das auch nicht mit den Augen der Chirurgen, die ein anderes Ästhetik-Verständnis haben als ich. Ich werde aber versuchen, es ebenso positiv zu sehen. Dazu brauche ich scheinbar leider immer etwas länger als andere Patienten. Ich sehe allerdings auch mit Freude, dass ich als „geheilt“ entlassen werde. Und das sollte die Hauptsache sein und bleiben. Dagegen kann ich auch ein paar „Gebrauchsspuren“ mehr in Kauf nehmen, auf die Medaille für den „Schönsten 65- jährigen Bauch 2017“ verzichten und mich auf meine andere Qualitäten berufen.

Ich melde mich aus der Reha wieder und wünsche Euch allen eine schöne Woche.

Geändert von gitti2002 (21.11.2016 um 23:15 Uhr)
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