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Alt 07.09.2003, 22:22
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M E D I Z I N
Bluttest erkennt individuelles Lungenkrebsrisiko
REHOVOT. Rauchen ist zwar der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für das Bronchialkarzinom. Doch welcher Raucher erkrankt, hängt stark von der Aktivität eines DNA-Reparaturenzyms ab, wie Forscher aus Israel in einer Fall-Kontroll-Studie im Journal of the National Cancer Institute (2003; 95: 1312-1319) zeigen.

8-Oxoguanin DNA N-Glycosylase (OGG) gehört zu jenen Enzymen, welche die DNA reparieren, wenn sie durch Sonnenlicht oder Strahlung von außen oder chemische Reaktionen im Körper geschädigt wird, was nach Auskunft der Arbeitsgruppe um Zvi Livneh vom Weizmann-Institut in Israel jeden Tag tausendfach passiert. Die Aktivität von OGG ist vermutlich genetisch determiniert und es gibt Menschen mit einer hohen und solche mit einer niedrigen Aktivität.

Die Ergebnisse der Forscher zeigen nun, dass etwa 40 Prozent der Patienten mit Nicht-Kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) niedrige OGG-Aktivitäten haben, während es in der Allgemeinbevölkerung nur vier Prozent sind. Es ist zwar möglich, dass die Tumorerkrankung die OGG-Aktivität herabsetzt, doch plausibler erscheint das Gegenteil: Dass nämlich eine niedrige OGG-Aktivität das Entstehen eines NSCLC fördert.

Die Forscher haben deshalb die OGG-Aktivität bei 68 NSCLC-Patienten und bei 68 gesunden Kontrollpersonen gemessen. Dies ist relativ einfach, da OGG nicht nur in der Lunge, sondern in allen kernhaltigen Zellen, also auch in Leukozyten vorhanden ist, die durch eine Blutprobe zugänglich sind. Nach Berücksichtigung von Alter und Raucherstatus kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Personen mit einer OGG-Aktivität im unteren Drittel ein fast fünffach erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben: Odds Ratio 4,8 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,5–15,9). Jeder Anstieg der Enzymkonzentration um eine Einheit verdoppelt das Risiko.

Das Risiko war unabhängig vom Raucherstatus. Das bedeutet einerseits, dass im Prinzip auch Nicht-Raucher vermehrt gefährdet sind, wenn ihre OGG-Aktivität niedrig ist. Wichtiger ist aber, dass Raucher kumulativ gefährdet sind, wenn ihre DNA-Reparaturenzyme nicht korrekt arbeiten. Die Studie ergibt folglich für Raucher mit niedriger OGG-Aktivität ein 34- oder 124-fach erhöhtes relatives Risiko, bei einer OGG Aktivität von nur 6,0 oder 4,0 U/μg Protein im Vergleich zu Nichtrauchern mit einer normalen Aktivität im Bereich von 7,0 U/μg Protein. Livneh glaubt, dass ein “substanzieller Anteil” der Lungenkrebserkrankungen durch die Kombination aus Rauchen und verminderter OGG-Aktivität ausgelöst wird. Wenn dies so wäre, dann könnte ein einfacher Bluttest jene Raucher selektieren, die besonders stark gefährdet sind.

Doch dies kann aus einer Fall-Kontroll-Studie nicht einfach geschlossen werden, meint Neil Caporaso vom National Cancer Institute in Editorial (JNCI 2003; 95: 1263–65). Er wünscht sich zunächst weitere Studien. Untersucht werden müsste, ob das Rauchen oder die Erkrankung selber die OGG-Aktivität beeinflusst. Vor einer breiteren Anwendung müsste der Test selber geprüft werden. Hierzu seien größere kontrollierte Studien notwendig. /rme (04.09.2003)

Link: http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=13761
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