Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 04.05.2010, 11:20
Polarlicht Polarlicht ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.04.2010
Beiträge: 24
Standard AW: Darf ich noch hoffen?

Hallo Liebe34.

Ich verstehe sehr gut deine Angst, aber glaube mir Du wächst mit deiner Aufgabe.Das hört sich vielleicht komisch an aber wenn es deinen Bruder irgentwann sehr schlecht geht so reagierst Du nur und denkst nicht mehr so viel nach. Du wirst alles daran setzen das es ihn in seinen letzten Wochen gut geht und wenn er dann seinen letzten Weg gegangen ist wirst auch Du wieder zur Ruhe kommen. Bei mir war es so das ich nach dem Tod meines geliebten Vaters nicht trauern konnte . Ich war bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm. Er schlief Abends ganz normal und ich saß neben ihn und hörte seine Atemgeräusche. In der Nacht merkte ich das er etwas unruhiger atmete und zählte leise die Abstände zwischen den Atemzügen um zu sehen ob ich mir das einbildete. -Nach einer Weile zählte ich und zählte ich und es kam kein neues einatmen mehr. Ich werde diesen Augenblick in meinem Leben nicht vergessen, diese Stille und mein Hoffen ich müßte einfach noch ein wenig weiter zählen.Ich weckte meine Schwester die im Krankenzimmer eingeschlafen war weil wir uns immer abwechselten und ich streichelte die warme Hand meines Vaters noch eine ganze Weile. In diesen Moment war ich einfach nur dankbar das er so friedlich einschlafen durfte. Sicherlich haben wir etwas geweint aber die Dankbarkeit das er sich nun nicht mehr quälen musste überwiegte. Heute glaube ich ,ich stand unter Schock weil diese Trauer fehlte, ich habe ihn doch so sehr geliebt. Nach den ganzen Formalitäten und der Stütze die wir unserer Mutter auch sein mussten flog ich nach Hause zurück ( ich wohne nicht in Deutschland und war netterweise vom Arbeitgeber beurlaubt wurden ). Hier wo ich jetzt zur Ruhe komme bricht es oft über mich herein. Abends liege ich im Bett und höre noch immer seinem Atem oder viele andere Kleinigkeiten erinnern mich an ihn. Nun beginne ich zu trauern, ich zweifelte schon an mir selbst warum diese Trauer fehlte. Ich war einfach zu sehr eingebunden in Deutschland da war für Trauer kaum Platz.
-Und trotzdem bin ich froh das ich rechtzeitig bei meinen Vater war und ihn auf seinen letzten Weg begleitet habe. Ich weiß wie wichtig es auch für ihn war das ich noch kam.
Glaube mir Liebe34 auch Du wirst es schaffen und später wirst Du sagen JA es ist gut das ich bei ihm war so oft ich konnte. Ob es so sein wird daß Du in den letzten Stunden auch da bist wirst Du heute ja noch nicht wissen aber die Liebe kannst Du ihn schon viel früher zeigen. Du schaffst es !!!
Würde mich freuen wenn wir in Kontakt bleiben. Ich schicke Euch ganz viel Kraft .
Grüsse Polarlicht
Mit Zitat antworten