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Alt 07.03.2014, 15:06
The Witch The Witch ist offline
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Standard AW: Adeno, wie gehts nach der Bestrahlung weiter

Mich würde das sehr interessieren, denn ich habe da so meine Zweifel.

Ich habe mal - Mitte bis Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts - Medizinische Informatik studiert. Bereits damals ist anfangs mit großer Euphorie darüber diskutiert - und das Ganze dann beerdigt worden. (Das war für mich der Grund, dieses Studium abzubrechen, weil das eigentlich das war, was ich machen wollte - und danach blieb nur die Großgerätetechnologie bei Siemens und Konsorten übrig, was ich wiederum auf keinen Fall wollte.)

Die Gründe waren vielfältig und einige davon existieren noch heute unverändert: In allervorderster Front steht da der Datenschutz - man überlege sich bitte einmal, welches Theater jetzt seit Jahren (!!!) um die elektronische Gesundheitskarte aufgeführt wird. Die wurde 2003 gesetzlich beschlossen, sollte zum 1. Januar 2006 eingeführt werden und eine elektronische Krankenakte enthalten. Was davon geblieben ist und nun zum 1. Januar "diesen Jahres eingeführt wurde, ist ein Lichtbild. Das war's. Und selbst da wird diskutiert, ob die Karten eben wegen des Bildes, das von den Kassen nicht geprüft wurde, gesetzwidrig ist. Eine elektronische Patientenakte werde zumindest ich wohl nicht mehr erleben. Zumal man sich inzwischen auch noch geeinigt hat, dass - sollte sie denn tatsächlich mal kommen - die Angaben darauf absolut freiwillig gespeichert würden. Was sie natürlich komplett nutzlos machen würde. Auch bei einer Übermittlung von Patientenbildern müsste theoretisch in jedem einzelnen Fall der Patient seine schriftliche Zustimmung geben. (Und der regt sich ja sogar gerne schon mal auf, wenn er unterschreiben soll, dass seine Daten an die Krebsregister weitergegeben werden dürfen.)

Das nächste ist, dass unsere kassenärztlichen Vereinigungen und die Universitätsmedizin (die hier den Vorreiter spielen müsste) wie so vieles in "diesem unserem Lande" bundeslandspezifisch organisiert ist - hoch lebe mal wieder unser Förderalismus! Jedes Bundesland hat da dann so seine eigenen Vostellungen - und baut seine eigenen Netzwerke auf.

Als drittes streiten sich Krankenkassen, Kliniken und Ärzte um die Abrechnung. In diesem Jahr wird es wohl als allererstes die Fernüberwachung von Herzschrittmacher- und Transplantationspatienten in den Abrechnungskatalog schaffen. Mit mehr ist vorläufig nicht zu rechnen. Die Abrechnungs- und Eigentums(!!!)-Fragen bei radiologischen und nuklearmedizinischen Bildern wird im Übrigen immer brisanter, seit immer mehr Radiologie-Abteilungen dem Outsourcing unterliegen und in medizinischen Versorgungszentren untergebracht werden.

Wenn irgendwas laufen wird in naher Zukunft, dann ist das HiTech-Überwachung von Risikopatienten, gerne auf dem platten Land, wo erste knapp sind. Wobei mir bei manchem nicht klar ist, wie das laufen soll: Da sollen - ausdrücklich !!! - ältere, alleinlebende Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfallrisiko irgendwo in MeckPomm regelmäßig ihre medizinischen Daten per PC in ein Notfallzentrum weiterleiten. Wo doch derzeit schon ein Aufschrei durchs Land geht, weil Rentner ihre Steuererklärungen zukünftig mit ElStEr machen müssen.
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