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Alt 04.08.2017, 16:53
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Liebe Bettina.
Ich lebe allein in einer eigenen Wohnung, habe aber eine eins zu eins - Versorgung. Das heißt im Klartext, ich bin 24 Stunden von fremden Menschen umgeben. An Angehörige habe ich eine Schwester, die meine Betreuung übernommen hat und sämtliche Bürokratie, wie Antragsstellungen zur Bewilligung von Leistungen, Beschaffung von Medikamenten und Pflegehilfsmitteln Apothekenbesuche, und die Versorgung mit warmen Essen als zusätzliches Abendbrot übernommen hat. Wir sehen uns zweimal wöchentlich.
Ich bin von einer maschinellen Beatmung abhängig. Damit ist mein Bewegungsraum auf einen halben Meter beschränkt. Selbst ein Toilettengang ist ohne Begleitung nicht möglich.
Was meine Gefühle und Empfindungen betrifft, so "darf" ich keine haben. Mitunter bin auch ich völlig verzweifelt. Aber herzige Bemerkungen in der Art: Warum weinen Sie, es gibt keinen Grund, machen mir dann klar, wie gut es doch ist, dass es Menschen gibt, die das beurteilen können. Es ist nur nicht schön, wenn zu so einem Tiefpunkt unvermittelt die Tür aufgerissen wird und ein fremder Mensch betritt das Zimmer. Für das Pflegepersonal bin ich letztlich nur ein Werkstück, an dem vorgeschriebene Leistungen mehr oder weniger gut zu erbringen sind. Eigene Gefühle sind da fehl am Platz.
Ich kann Deine Ängste vor einem Besuch verstehen und das Problem, die Tränen zu unterdrücken, wenn der geliebte Mensch so hilflos daliegt und scheinbar nicht reagiert.
Mit Deiner Fröhlichkeit hilfst Du ihm nach meiner Meinung am meisten. Vieles registriert Uwe unterbewusst auch dann, wenn er sich später nicht mehr daran erinnern kann. Das tut auch Dir gut, dich so zu geben.
Ich schicke Dir ein dickes Kraftpaket, damit Du Uwe weiterhin begleiten kannst.
Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
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