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Alt 28.11.2017, 11:38
Bea65 Bea65 ist offline
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Standard Bestrahlung bei 85jähriger mit Plattenepithelkarzinom in der Mundhöhle

Hallo,
vielleicht kann mir hier jemand einen Rat geben oder es gibt Erfahrungswerte?
Meine Mutter, 85 und an sich total fit, ist im Sommer an einem Plattenepithelkarzinom an Oberkiefer und Gaumen erkrankt. Das wurde operativ entfernt, einmal nachresektiert, jetzt ist alles draußen, allerdings auch ein Teil des Oberkiefers und des Gaumens. Dies sollte letztens in einer OP mit latissimus dorsis verschlossen werden, klappte aber leider nicht (9 Stunden OP). Sie kann nur noch Flüssignahrung zu sich nehmen und ist von 61 auf 49 kg abgemagert. Geistig voll fit, körperlich und moralisch aber nicht mehr. Sie macht inzwischen täglich wieder einen Spaziergang und trainiert ihre Beinmuskeln, ist also durchaus motiviert, diesem Sch... so lange es geht die Stirn zu bieten.
Nun wurde ihr seitens der Tumorkonferenz Bestrahlung des Oberkiefers empfohlen. Sie möchte das wegen der Neben- und evtl. Nachwirkungen eigentlich nicht, möchte aber auch jede erträgliche Chance auf ein paar Jahre besseren Lebens ergreifen.
Brustkrebs hat sie mit 80 Jahren bekommen und radikale OP, Chemo und Bestrahlung gemeistert.
Es ist sehr schwer für meine Schwestern und mich, ihr den "richtigen" Rat zu geben. Macht sie keine Bestrahlung mit, ist ein Rezidiv, denke ich, sehr wahrscheinlich, und noch so eine OP im Gesicht, evtl. Entfernung des gesamten Oberkiefers, würde sie vermutlich nicht überstehen. bzw. die Aussichten, danach irgendwann eine Oberkieferprothese zu bekommen und wieder einigermaßen sprechen und Festeres essen zu können, sind dann noch geringer als jetzt. Ihre letzte Lebenszeit elend und halb zerschnippelt im Krankenhaus zu verbringen, ist eine grausame Vorstellung.
Lässt sie sich bestrahlen, wird sie unschöne Nebenwirkungen bekommen, die ihre Lebensqualität noch weiter herabsetzen. Und ich habe gelesen, dass die 5-Jahres-Überlebensrate trotz OP und Bestrahlung nur bei 50% liegt. Abgesehen davon, dass auch eine Bestrahlung nicht garantiert, dass sie kein Rezidiv bekommt.
Wäre sie 30 Jahre jünger, würde ich vermutlich sagen, mach die Bestrahlung. Aber mit 85? Aber ich kann ihr auch schlecht sagen "lohnt sich nicht, lass es".
Gibt es hier vielleicht jemanden mit positiven Erfahrungen nach einer Bestrahlung? Oder mit negativen, gerade was eine Behandlung im hohen Alter angeht? Ich bin für jeden Rat, jede Meinung dankbar.
Ein junger Arzt meinte, wenn es seine Oma wäre, würde er ihr von der Bestrahlung abraten und ihr lieber nahelegen, ihre letzte Zeit so gut es geht zu genießen.
Aber wenn sie ein Rezidiv bekommt, ist nichts mit Genießen. Dann wird sie elend zugrunde gehen statt würdevoll ihr Leben zu Ende zu leben.
Ich weiß, dass mir hier niemand die Entscheidung abnehmen kann. Ich hoffe nur auf Erfahrungsberichte jeglicher Art. Vielleicht auch in der Richtung "Wie sage ich meiner Mutter, dass ich die Bestrahlung für nicht sinnvoll halte".

Danke!

Bea
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