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Alt 28.06.2003, 11:51
Gast
 
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Standard tja, wieder einer mit so einer diagnose...

Hallo Holger,
hallo Rudolf,

es ist wahnsinnig schwer (finde ich), die richtigen Worte für Dich, Holger, zu finden. Vor etwas mehr als einem Jahr stand ich vor der Situation: Diagnose - neben einer bevorstehenden Bypass-OP doppelseitiges Nierenzellkarzinom. Nach meiner Vorstellung war ich in 3-4 Monaten tot. Warum sollte es mir anders ergehen, als meiner Mutter (ca. 3 Monate nach Diagnose Leberkrebs) oder meinem Vater (ca. 4 Monate nach der Diagnose Lungenkrebs). Beides ist ca. 5 bzw. ca. 15 Jahre her.
Irgendwann hatte ich mich mit dem Tod abgefunden - aber nicht mit dem Sterben. Das war (und ist irgendwie immer noch heute da) die größte Angst: Wie wird es sein? Schmerzen? Bei Bewußtsein oder nicht? oder - oder - oder ?????

Bei allem, was Ulrike für mich seinerzeit gesucht und gefunden hatte, war auch Simonton. Ich habe mir zwei Bücher und 1 CD gekauft. Am Anfang klappte das sehr gut -dann überhaupt nicht mehr. Dann haben wir nach langem Suchen "meine" jetzige Psycho-Therapeutin gefunden, die sowohl Erfahrung in der Behandlung von Krebspatienten hat als auch mit Visualisierung arbeitet.

Ich bin zwar heute nicht mehr sicher, ob das, was ich mit Visualisierung mache, so ganz "nach Simonton" ist - ist mir aber auch egal. Ich denke, ich habe vieles für mich "modifiziert" - und damit komme ich fantastisch zurecht. Selbst die Therapeutin ist ganz begeistert von meinen Visualisierungsfähigkeiten (obwohl mir manchmal Angst und Bange wird, da vieles fast in den Bereich des "spiritistischen" hineinreicht - wenn man anfängt, "nach Beweisen und Gründen und Ursachen" zu forschen (ich bin nun mal immer der "kopfgesteuerte" Kaufmann gewesen und nicht der gefühlsbetonte "Bauchmensch").
Wer sich ernsthaft dafür interessiert, dem könnte ich Erlebnisse/Ereignisse erzählen, die ich vor oder nach OP's und in sonstigen ganz schwierigen Zeiten mit "meinem Schutzengel" hatte. Einem Schutzengel, mit dem man reden kann, den man um Hilfe bitten kann, und der hilft. Das kann man hinnehmen oder nicht. Als ich das vorher bei Simonton gelesen hatte, konnte ich das nicht nachvollziehen. Heute sieht das anders aus.
Oder die Tatsache, daß ich meinen Körper fragen kann (und meistens Antwort erhalte), wo in meinem Körper "Gefahr droht", wo z.B. Metastasen sind. Oder die "Kämpfe" zwischen meinem Tumor in der rechten Niere und mir im Zusammenhang mit der Embolisation und Thermoablation.
Manchmal habe ich selbst den Eindruck, ich sei nicht ganz dicht (im Kopf) - es klingt verrückt, ich habe keinerlei Beweise - die brauche ich auch in diesem Falle nicht (mehr). Ich weiß, daß das vielleicht nur für mich zutrifft. Daher kann ich zwar jedem empfehlen, es auch zu versuchen. Dringend empfehlen. Aber ob es klappt ? Ich weiß es nicht. Eines steht aber sowieso fest: Wenn man davon ausgeht, daß eine "negative Psyche" Krankheiten verursachen kann, dann gibt es für mich einen Umkehrschluß: Dann kann eine "positive" Psyche zumindest stark daran mithelfen, bei der Krankheitsbewältigung etwas zu bewirken. Und damit ggfls. auch Leben zu verlängern - zumindest die Auswirkungen erheblich zu vermindern.
Das ist genau das, was Rudolf geschrieben hat. Da stimmen wir, wenn ich es richtig aufgefaßt habe, völlig überein.

Aber wie gesagt, nach den ersten erfolgreichen Versuchen mit Visualisierung war ich völlig verzweifelt, als nichts mehr ging. Erst als wir nach entsprechender Suche meine jetzige Onko-Psychologin mit Erfahrung in Visualisierung gefunden hatten, kam der Erfolg wieder. Mit ihrer Hilfe, Unterstützung - auch "moralische Aufrüstung, wenn ich absolut down war" bringt es jetzt den gewünschten Erfolg (ehrlich gesagt, soviel hatte ich nie erwartet oder gehofft - es hat alles übertroffen).

Ob jetzt das oder die Immun-Chemo oder beides daran "Schuld" ist, daß die patologische Untersuchung meines entfernten Lymphknotens ergeben hat: "....ausgeprägte regressive Veränderungen" - sprich "Rückgang" - wer weiß.

Ich glaube, es ist alles zusammen. Einschließlich dessen, was Ulrike unermüdlich für mich/mit mir macht.

Was immer jemand in dieser Situation machen wird, es MUSS
S E I N Weg sein. Man kann sich Informationen, Erfahrungsberichte (aber bitte selbst erlebte - keine ....ich habe gehört oder gelesen...) etc. geben lassen. Aber letztendlich muß man für sich selbst den Weg finden und gehen.
Den eigenen.
Ich habe immer den Weg der Schulmedizin gewählt, aber würde auch die Mistel unter entsprechenden Umständen akzeptieren, sowie Simonton (der ja auch nicht Schulmedizin ist, aber von dort anerkannt) (über Methoden der Hufeland-Klinik werde ich erst dann reden, wenn ich eigene Erfahrungen habe - falls ich mich nach meinem Vorstellungsgespräch dort dafür entscheiden sollte. Bis dahin kann ich nur sagen: Es gibt sie, sie hören sich gut an - aber mehr kann ich dazu nicht sagen. )

Ansonsten hatten wir schon immer Leute die "gebackene Hühnerkacke" (entschuldigt meine Ausdrucksweise, habe ich in diesem Falle übernommen) als "Allheil-Mittel" mit falschen, unbewiesenen Versprechungen für unrealistisch teures Geld verkaufen und Kunden finden, die in ihrer Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit sich an jeden Strohhalm klammern. Und wenn mir jemand "Versprechungen" von 90 % macht für "Heilung von Krebs" durch eine Öl-Eiweiß-Diät - dann bitte BEWEISEN (ich weiß, ich wiederhole mich immer wieder, egal ob bei zweifelhaften Nahrungsergänzungsmittelchen oder sonstwas -).
Es gibt auch genügend Privat-"Kliniken", an denen keine Schulmediziner tätig sind und die ihrem "Kundenkreis"(hoffnungslose, austherapierte Patienten)
mit falschen Versprechungen das Geld aus der Tasche ziehen.

Aber das hatten wir ja hier alles schon reichlich genug.

Wer glaubt, daß man die lebensgefährdende Krankheit Krebs mit Vitaminchen, Pilzen, Diäten, Ölen oder ähnlichem ALLEIN heilen kann - der soll es bitte machen. Erstaunlicherweise (oder vielleicht auch gerade deswegen) sind die, die hier schreiben, auf andere Weise geheilt worden oder zumindest gab es einen Krankheitsstillstand. Zumindest die, die das BEWEISEN können.

Lieber Holger,
Du siehst, wie schwer es ist, seinen Weg zu finden. Ich habe über 1/2 Jahr gebraucht, um meinen Weg zu finden und dann auch dahinterzustehen. Zwischendurch war ich auch unsicher und wollte "aussteigen". Jetzt bin ich froh, daß ich mit meinem Motto "Ich will...." durchgehalten habe. Und wenn ich Rudolf richtig verstehe, hat auch er etwas Zeit gebraucht, SEINEN Weg zu finden.
"Der schlechteste Versuch ist der, den man nicht macht" - auch ein Motto in meinem Leben. Egal, wofür Ihr Euch entscheidet, ich wünsche Euch viel Kraft und Ausdauer. Und wenn Du mehr von meinen Erfahrungen hören möchtest, darfst Du mich gerne danach fragen und ich werde antworten.
Alles Liebe und Gute
Jürgen
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