Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 10.08.2006, 18:28
shalom shalom ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 222
Standard AW: streicheleinheiten und sex...

@ Achim,

Du bist sehr einfühlsam und damit Deiner Frau eine verläßliche Stütze. So wie Silverlady es ausgedrückt hat, ist es auch bei uns gewesen: Die gemeinsame Zeit während der Krankheit war so intensiv wie nie zuvor auch wenn der Sex eher eine untergeordnete Rolle spielte. Das Zueinanderhalten und sich im Arm halten, das war es, was wir beide brauchten. Wir konnten miteinander reden oder miteinander schweigen, wir konnten uns ganz nahe sein. Petra_S hat sehr einfühlsam beschrieben, was in in ihr als Betroffener vorging, wenn es nicht so einfach möglich ist, sich mit Worten auszutauschen, da die Krankheitssituation die persönlichen Belastungsgrenzen des Kranken überschreitet.

Wir als Gesunde oder wir als Kranke haben so viel zu bedenken, zu erfahren oder zu erfühlen, dass es uns schier zerreißt. Geduld, Einfühlsamkeit, Verständnis aufzubringen für den Kranken mit seinen Bedürfnissen ist schon schwer genug, geschweige denn mit der eigenen seelischen und gefühlsmäßigen Situation als Begleiter der Krankheit klar zu kommen.

Jeder gemeinsame Tag ist ein Tag für mich gewesen, meiner Frau nahe zu sein, ihr damals die Krankheit (1996-2000) erträglicher zu machen, ihr die Selbstkontrolle dabei zu lassen, zu erfühlen, was sie wollte und was sie brauchte. Klar, auch ich hatte Bedürfnisse, aber irgendwie hatten sie gar nicht eine so hohe Priorität, weil ich ganz auf das Helfen und das Einstellen auf meine Frau fixiert war.

Zärtlichkeit und Nähe bekamen (so wie es Silverlady und Petra_S ähnlich beschrieben haben) eine ganz denkwürdige Gewichtung und hatten vielleicht eher weniger mit dem direkten Sex zu tun. Es war rückblickend die intensivste und - trotz der schweren Erkrankung schönste - gemeinsame Zeit, die wir verbringen konnten. Aber diese intensive Zeit war leider von unausweichlich begrenzter Dauer, unwiderbringlich und nicht wiederholbar.

Im Angehörigenforum (Oktober 2003) und im Brustkrebsforum wurde die Problematik von Nähe, Erotik, Sex während einer Krebserkrankung schon mal angeschnitten.

Dort habe ich meine ganz persönlichen Erfahrungen bzgl. dieses Themenkomplexes geäußert und mit anderen Betroffenen ausgetauscht..

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ead.php?t=4390

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...04&postcount=6

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...8&postcount=10

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...2&postcount=19

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...2&postcount=20

Achim, wenn es Euch möglich ist, so findet in Gesprächen heraus, was Euch beiden gut tut. Genau das wird das Richtige sein.

Genießt in Liebe die gemeinsame Zeit, die ihr habt.

LG
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
Mit Zitat antworten