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Alt 10.02.2018, 16:31
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
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Standard AW: völlig verzweifelt

Liebe Aprilmama,

Zitat:
Die Hoffnung habe ich aber ehrlich gesagt schon aufgegeben, wir warten nur noch darauf dass Papa einschläft. Ich würde gerne optimistisch sein, die Hoffnung haben, alles wird gut. Doch ich bin zu müde, zu traurig, zu...ja, was ist eigentlich das richtige Wort? Ich kann es nicht finden, weil kein Wort dem gerecht wird, wie man sich fühlt, wenn ein Mensch viel zu früh aus dem Leben gerissen wird und leidet. Ganz zu schweigen davon, wie es Papa gehen muss.
Wenn man selbst schon solche Situationen erlebt hat, kann man den eigenen Zustand darin ungefähr so beschreiben:
Ausgebrannt, wie in Watte gepackt und betäubt.

Das Ganze kann aber auch noch viel tiefer gehen.
Bis evtl. hin zur unterschwelligen Verweigerung, die Realität zu akzeptieren.
Dazu kommen dann auch noch nachvollziehbare Gefühls-Schwankungen, die auch Du schon beschriebst.

Insgesamt wird wohl kaum jemand von uns darauf vorbereitet sein, damit ohne weiteres richtig umgehen zu können.
Zumal jeder auch unterschiedlich damit umgehen dürfte.

Zitat:
Ich glaube, du hast recht, man muss immer bei sich selbst anfangen, wenn man etwas verbessern will. Glaub mir, das tue ich. Nächtelang, Stundenlang. Wie kann ich die Situation verbessern? Ich finde nach wie vor keine Antwort!
An der Situation Deines Vaters können nur noch die Ärzte etwas verbessern/verändern.
Und Deine Situation kannst nur Du selbst verbessern.

Indem Du versuchst, aus der w.o. beschriebenen "Blase" schnellstmöglich herauskommen zu können.
Wozu natürlich auch die Erkenntnis gehört, daß es gefährlich werden kann, wenn Du im Zustand des "Ausgebrannt-Seins" weiterhin verharrst, weil das niemand länger aushalten kann, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Ferner gehört natürlich auch die Entschlossenheit dazu, das ändern zu wollen.
Du sprichst davon, keine Antworten zu finden.
Auf welche Fragen denn??

Für das Leben Deines Vaters trägst Du keine Verantwortung.
Es wurde ihm "geschenkt" und es endet zwangsläufig mit seinem Tod.
Danach z.B. zu fragen:
- warum so früh?
- warum durch Krebs?
- warum darf er nicht mehr die Geburt Deines Kindes erleben?
- usw. usw.
ist alles völlig sinnlos, weil es darauf keine Antworten geben kann.

Aber für Dein Leben und das Deines Kindes trägst Du die Verantwortung.
Bemüh Dich deshalb bitte, so schnell wie möglich aus Deiner Blase der Verzweiflung herauskommen zu können.

Ich weiß - das redet sich alles leichter daher als es dann machbar ist.
Versuch es dennoch gleich, weil es Dir ohnehin nicht erspart bleiben wird.
Dazu wünsche ich Dir viel Kraft und Erfolg.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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