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Alt 20.03.2012, 18:21
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Karin55 Karin55 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs alleine durchstehen - wem geht es auch so?

Hallo zusammen!

Als ich - für mich völlig überraschend - meine Erstdiagnose bekam (bzw. es wurde stark vermutet, dass der Knoten bösartig ist), meldete ich mich zunächst auf der Arbeit krank und bekam Trost von einer netten Kollegin über das Telefon. Aber zuhause war ich ganz allein. Mein damals 18-jähriger Sohn stand mitten in den Abiturvorbereitungen und ihn konnte und wollte ich nicht mehr belasten als nötig.

Als ich in der Folge mehrfach ins KH musste, wurde ich gelegentlich von einer Freundin begleitet; oft ging es aber auch nicht und ich stand dann ganz alleine an der Anmeldung und saß dann stundenlang alleine im Krankenzimmer - bis dann die gängigen Maßnahmen losgingen: Arztgespräch, Narkosearzt, Untersuchungen, usw. usw. Nach der OP wachte ich alleine auf, bekam aber viel Besuch von Freundinnen und natürlich von meinem Sohn. Zur Entlassung war eine Freundin da, die zufällig Zeit hatte. Es war aber nie sicher, ich musste immer fragen oder hoffen. Ein zuverlässiger Partner an der Seite hätte mir Sicherheit und Unterstützung gegeben. Ich fragte mich, wie komme ich nach Hause, ist genug im Kühlschrank, wer könnte mich unterstützen, hat jemand Zeit, überfordere ich die oder den mit meinen Wünschen und Bitten, wie ertrage ich selbst eine Absage ... Zum Glück hatte ich meinen Sohn, aber er tat mir eher leid.

Zur Bestrahlung musste ich anfangs mit Bus und Bahn fahren; mein Kreislauf drohte zu versagen. Erst einige Tage später traute ich mich, auch mit dem eigenen Auto zu fahren, zunächst sehr langsam, denn die OP-Wunden behinderten mich. Die Info, dass ich bequem mit dem Taxi hätte fahren können, bekam ich nicht. Was hätte ich darum gegeben, die Frau des älteren Mannes zu sein, die ich täglich im Warteraum sah, wochenlang. Da war einfach ein Partner, der wie selbstverständlich dabei war und wartete. Das sind nur 2 Beispiele aus der Anfangszeit. Es ging immer so weiter.

Ich weiß auch, dass das vielleicht Träume sind, die nur von außen so ideal aussehen. Ihr habt ja schon berichtet, wie es auch sein kann mit Partner. Und dann ist der Schmerz und die Enttäuschung besonders groß. Oder die Bedingungen lassen keine Hilfe zu. Ihr habt das alle so eindrucksvoll geschildert ...

Karin
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