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Alt 23.02.2006, 17:48
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rezzan rezzan ist offline
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Standard AW: Weshalb wirkt Chemo beim zweiten Mal nicht mehr?

Liebe milki1,
ich finde es toll, dass du mir so ausführlich antwortest und natürlich trittst du mir überhaupt nicht zu nahe. Es tut soo gut zu lesen, das andere einen verstehen können. Ich finde eure Geschichte grandios und freue mich ehrlich über einen so guten Verlauf, der berechtigt Grund zur Hoffnung macht
Was das Staging von meinem Dad angeht, tappe ich wie gesagt etwas im dunkeln, da ich erst nach der Diagnose etwas von einer TNM-Klassifikation erfahren habe. Übrigens auch nur durch Internetrecherchen. Bei dem Aufklärungsgespräch hieß es: "leider ganz schlechte Nachrichten für Sie, es IST Lungenkrebs, kleinzelliges BC, leider sehr aggressiv, die Lunge ist total befallen, aber wenigstens ist die gute Nachricht, dass dieser Tumor gut auf Chemotherapie reagiert, die wir auch gleich anfangen werden". Danach habe ich wie wild im Internet recherchiert. Leider konnte ich nicht mit den Ärzten alleine sprechen, da das meinem Vater sicher nicht recht wäre und in seiner Anwesenheit möchte ich eben vermeiden, dass ein Arzt allzu deutlich über Staging und ggf. "nur noch palliative Behandlung" spricht...ich weiß, klingt total doof, aber da möchte ich einfach auf ihn Rücksicht nehmen und mein Informationsbedürfnis hintenanstellen.
Was die Bestrahlung angeht, geht es wohl darum, den Tumor so klein wie möglich zu kriegen, OP ist aber auch dann nicht möglich, weil der Tumor ungünstig liegt und in die Lunge reingewachsen ist. Der Kopf wird präventiv bestrahlt, weil die Gefahr eben sehr groß ist, dass sich dort Metastasen bilden.

In zwei Wochen hat er wieder ein Thorax-CT und Kopf-CT um wieder zu checken, ob sich nicht doch schon irgendwo Metastasen gebildet haben und wie die Entwicklung aussieht. Danach geht es zu diesem echt schrecklichen Radioonkologen, der die Bestrahlung macht. Und den möchte ich wirklich nicht fragen, welchen Zweck die Bestrahlung nun genau hat...als ich den gefragt habe, ob er skeptisch sei, eine kombinierte Chemo-Bestrahlung zu machen (er schüttelte über seinen Unterlagen dauernd den Kopf und wirkte unschlüssig) und ob es vielleicht doch nicht so gut wäre, meinte der doch glatt "Was heißt schon gut in Ihrem Fall? Davon kann man so oder so nicht sprechen. So eine Kombination muss ein Patient ja auch erst mal überstehen!". Ich bin ja echt nicht zart besaitet und habe auch wirklich Verständnis für die Lage von Ärzten, aber dieser hier hat nun ausgesprochen gar kein Gespür für den richtigen Ton und da müssen dann auch noch hin....

Jetzt möchte mein Papa noch schnell vorher für ein paar Tage nach Istanbul reisen (er lebt eigentlich seit dem Tod meiner Mutter dort, und ist kurz vor Weihnachten zu mir gekommen mit CT-Bildern in der Hand und sah aus wie der Tod. Naja, und da die medizinische Versorgung in der Türkei leider nicht ganz so toll ist bleibt er jetzt eben bei mir). Einerseits freue ich mich, dass es ihm noch so gut geht und andererseits tut gerade das besonders weh - weil ich weiß, dass das nicht lange so bleiben wird. Da hat Michael schon Recht, das ist irgendwie besonders grausam. Erst scheint es so toll bergauf zu gehen...ach, Mist ich weiß auch nicht...

Aber dein Beispiel zeigt mir auch, dass es trotz aller Statistiken auch anders laufen kann. Ich glaube leider nicht, dass es bei uns so laufen wird, aber ich freue mich ehrlich, dass es für dich und deinen Dad anders aussieht. Bei manchen Menschen kann der Tumor in der Tat mehrere Jahre lang "schlafen". Alles Liebe und ich würde mich freuen hin und wieder von dir und deinem Dad zu hören/lesen.

Viel viel Kraft und Glück euch beiden
Rezzan
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