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Alt 08.04.2005, 20:08
Gast
 
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Liebe Petra,

ich habe alles mit großer Aufmerksamkeit gelesen und möchte Dir zuerst mein Beileid aussprechen.

Sowohl hier, als auch in anderen Beiträgen und natürlich auch in meiner eigenen Trauerbiographie kommt immer wieder der Gedanke, der Satz: ist das noch normal? Ich glaube fast die Frage ob es noch normal ist, ist normal.

Was die Tränen betrifft ist das etwas, was für Außenstehende anscheinend selten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Quantität ist. Erst ist es schnell zu wenig, zu selten, kaum sind ein paar Wochen vergangen heißt es man müsse jetzt aber aufhören sonst mache man den Toten unglücklich. Ich habe dann gedacht, wer weiß das schon, vielleicht ist es erst gut, wenn ich einen See voll Tränen geweint habe.Ich glaube der eigene Körper regelt es für einen. In den Zeiten der Krankheit, der Sorge, des Kummers um meine Eltern habe ich selten geweint, beim Begräbnis auch nicht. Ehrlich gesagt hab ich mir nicht viel Gedanken darüber gemacht, ich hatte das Gefühl wenn ich jetzt anfange, dann kann ich nicht mehr aufhören und ich brauchte Kraft um Dinge zu erledigen.
Dann habe ich sehr lange und viel geweint. Ich habe fest gestellt daß diese Trauertränen irgendwie anders sind, in ihrer Konsistenz und vielleicht geschieht etwas im Körper, wird etwas abgebaut und ausgeschwemmt.

Ich habe hier im Forum schon einmal geschrieben, ich empfand meine Trauer wie ein wildes Tier, das mich ohne Vorwarnung von der Seite anspringt. Und bei einer so schmerzhaften Attacke bei der ich wieder dachte, mein Gott tut das weh, ist das schrecklich, da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, den Du jetzt schon hast. Ich dachte, ja es ist schrecklich, aber die Zeit der Krankheit, der Sorge, der Angst, des Kummers, des Mitleidens, der Ohnmacht die war auch schrecklich.

Der Tod eines nahen Angehörigen ist eine Zäsur.Man ist danach nicht mehr derselbe Mensch. Das ist so. Manchmal verliert man nicht nur den Angehörigen, den Liebsten,manchmal verliert man gleich andere Leute mit. Das ist traurig wie jeder Verlust, aber es kann auch bereinigend sein. Manche Menschen tun einen weh, manchmal so weh, daß man nicht mehr gut sein kann, anderen kann man vielleicht vergeben oder sie verstehen. Und es gibt noch eine Möglichkeit: manchmal treten durch diesen schrecklichen Verlust Menschen in unser Leben, die ein Geschenk sind.

Natürlich sagt man sich, ach, auf das könnte ich alles verzichten. Und Du,liebe Petra, bist derzeit in einer Phase in der es darum geht, daß man erst einmal Tag für Tag einfach überlebt mit seiner Trauer, seinem Schmerz.

Es tut mir schrecklich leid, daß Dein Mann so früh sterben mußte.

Ich wünsche Dir alles Gute und denke an Dich.
Briele
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