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Alt 30.01.2003, 09:30
Gast
 
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Standard Interferon-Therapie

Liebe Pelle,
ich bin's nochmal, Birgit. Habe gestern viel an Dich und die Aussagen der anderen hier im Forum gedacht. Mir fiel auf, daß die Grundtendenz meistens in Richtung "ich muß kämpfen", "halte durch", "mein Leben soll so normal wie vor der Diagnose weitergehen" usw. geht. Meine eigene Erfahrung und auch die mit vielen anderen Betroffenen ist: so geht das eben nicht. Das Leben mit einer Krebserkrankung ist anders. Und "gegen die Krankheit zu kämpfen" kostet viel Kraft und macht nur Streß - ich habe gelernt, daß man lernen muß, "mit der Erkrankung zu leben"! Sie ist, schon allein der Therapie, der Nebenwirkungen und der Ängste wegen, im Moment ein Teil deines Lebens geworden. Irgendwann, wenn alles überstanden ist, wird die Krankheit in den Hintergrund rücken. Das eigenen Leben hat sich durch sie und die aktive Auseinandersetzung mit ihr jedoch verändert, bei mir zum Guten.
In Deiner Situation kannst Du nicht einfach wählen zwischen "aushalten" und "abbrechen". Du mußt Dich für beide Seiten hinsichtlich weiterer begleitender Maßnahmen informieren und Dich aktiv mit beiden Varianten auseinandersetzen, herausfinden, was Dir zur Unterstützung und Begleitung des einen Weges, bzw. des anderen Weges dient. Dein Leben wird ja nicht wieder so wie vorher, nur weil Du Dich vielleicht zum Abbrechen der Therapie entscheidest, in der Hoffnung dann z.B. wieder arbeiten zu gehen. Wie willst Du z.B. dann mit Deiner Angst umgehen?
Hol' Dir z.B. mal Informationen über psychoonkologische Unterstützung bei www.biokrebs.de in der Broschüre "Wege zum seelischen Gleichgewicht, oder lies' mal eines der Bücher von C.O.Simoton "Wieder gesund werden" und "Auf dem Wege der Besserung". Wichtig ist, daß Du jetzt aktiv wirst und selbst Verantwortung für Dein Wohlergehen und Deine Lebensqualität in die Hand nimmst. Finde heraus, was Dir gut tut, körperlich wie seelisch. Und akzeptiere, daß Du im Moment eine andere Normalität hast, als die, die Du bisher kanntest. Wenn Du nur gegen diese Tatsache kämpfst, ist Deine Kraft bald im Keller.

"Im Leben bleiben" bedeutet, das Leben aktiv zu gestalten, am Leben teilzunehmen, gesunde Anteile zu fördern, Dinge zu tun, die Freude machen, Entspannung bringen oder neue Erfahrungen ermöglichen, und auch, sich selbst und die eigenen Gefühle wichtig nehmen.
Ich möchte Dir Mut machen, es auszuprobieren und neue, gute Erfahrungen zu machen.
(GfbK – Wege z. seel. Gleichgew.)

Nicht
Weil es schwer ist
Wagen wir es nicht,
sondern weil
wir es nicht wagen
ist es schwer.

liebe Grüße von Birgit
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