Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 25.08.2016, 01:58
lotol lotol ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Hodgkin Neuling

Hallo mimi1979,

Deine mentale Einstellung ist schon mehr als "die halbe Miete", den ganzen Sums überstehen zu können.

Zitat:
Zitat von Veruschka
Alles, was wir uns vorher überlegt haben, konnten wir vergessen! Anna hatte eine Zeitlang eine heftige Aversion gegen Kaffee, liebte aber Brezeln und Nutellabrote, dann konnte sie das wieder gar nicht sehen, dafür ging Nudelsuppe...
Wir haben einfach von Tag zu Tag und von Woche zu Woche gelebt!
Und es ging relativ "gut"!!! Anna ist fast jeden Tag ihre Runden spazieren gegangen und hat dann geschlafen, wenn sie müde wurde... Sie hat viel auf sich geschaut, mach das auch!
Kann ich nur bestätigen.
Es ist tatsächlich so, daß während der Chemo "Essens-Gelüste" entstehen, die völlig unkalkulierbar sind.
Der Körper "schreit" geradezu nach irgendetwas, das er haben will.
Schau auf Dich und sorg dafür, daß Dein Körper das bekommt, was er haben will.
Denn er kämpft für Dein Überleben parallel zur Chemo.
Alleine würde er das niemals schaffen können.
Also gib ihm, was er haben will.
Deck Dich dazu mit allem nur Möglichen ein.
Und selbst wenn Du davon ggf. etwas wegschmeißen mußt:
Spielt alles keine Rolle.

Zitat:
Was mir zur Zeit am meisten zu schaffen macht ist wie mein Umfeld reagiert. Ich habe Kundinnen die sitzen mit Tränen in den Augen vor mir. Aber hey, ich lebe und habe gut Chancen.
Dachte, Du betreibst ein Nagelstudio.
Traktierst Du dabei Deine Kundinnen so, daß die Tränen in den Augen haben?

Naja, Du sprachst von Haus und Hof.
Evtl. ländliche Umgebung, wo sich nichts "verheimlichen" läßt.
Ja, Du hast gute Chancen, weiterhin leben zu können.

Zitat:
Meinen Kindern habe ich es so schonend beigebracht wie möglich. Das böse K. Wort möchte ich in meinem Haus nicht hören. Das bekommt auch jeder zu hören der über meine Türschwelle tritt. Das böse Wort ängstigt meine Kinder. Denn sie verbinden damit automatisch Tod. Und nachdem meine Chancen so gut stehen möchte ich ihnen nicht ihre Kindheit zerstören.
Will nicht gerade sagen, daß Krebs zum Leben dazu gehört.
Den können wir auch weglassen.
Aber wenn wir ihn schon mal haben, verstehe ich nicht so ganz, was daran ein "böses Wort" sein sollte.

Die Realität ist nun mal, daß Du einen Krebs hast.
Kinder, auch Deine beiden Jungs, 11 und 14 Jahre alt, wollen wissen, was "Sache ist".
Denn sie sind in das "eingebettet", was ihnen Sicherheit gibt:
Die Familie.
Denke, es ist Dein Job, Deinen Kindern die Angst "wegnehmen" zu können, daß
mit "Krebs" "automatisch" der Tod verbunden ist.

Wie kommst Du darauf, daß Du mit Offenheit ihre Kindheit "zerstören" könntest?
Wem denn sonst als ihren Eltern sollten Kinder vertrauen können?

Denk bitte mal darüber nach.
Mit Deiner Einstellung wirst Du schon die richtigen Worte finden können, um Deinen Kindern den Sachverhalt erklären zu können.
Denn die sind ja schließlich - wie alle Kinder - nicht doof.
Sondern exzellente Beobachter.
Oder glaubst Du im Ernst, daß Deine Jungs die Veränderungen, die Du während der Chemo "durchmachst" (z.B. Haarausfall) nicht wahrnehmen und sich darüber (evtl. ängstigende) Gedanken machen?

Bereite sie bitte auf das vor, was todsicher kommen wird.
Sowie auf das, was höchstwahrscheinlich kommen wird:
Das Überleben.
Beide Erklärungen bist Du Deinen Kindern schuldig.
Wirst das schon hinbekommen.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (25.08.2016 um 02:12 Uhr) Grund: Rechtschreibungs-Fehler
Mit Zitat antworten