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Alt 26.04.2004, 14:02
Gast
 
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Hallo,
ich lese schon seit fast einem Jahr die Erfahrungsberichte in diesem Forum und es hat mir immer sehr gut getan. Heute ist "mein schwarzer Tag", denn mein Vater hat ebenfalls seit 2 Jahren Nierenkrebs und auch Metastasen in der Lunge und im Brustkorb.
Vor zwei Jahren wurde durch Zufall ein Nierentumor bei meinem Vater gefunden. Es war ein Schock für die ganze Familie, denn mein Vater war der "Gesundheitsapostel" der Familie: er hat nie geraucht, viel Sport getrieben, sich gesund ernährt,... Mit 62 Jahren hatte er nur eine Zahnfüllung und das Wort Kopfschmerz war ein Fremdwort für ihn. Mein Vater wurde relativ schnell in das Klinikum Grosshadern in München eingewiesen. Ihm wurde die mit dem Tumor befallene Niere entfernt. Nach der Operation geschahen wirklich seltsame Dinge: Der behandelnde Arzt teilte meiner Mutter und mir auf dem Krankenhausflur (!) mit, dass die Operation sehr schwer gewesen sei und mein Vater mit einer Lebenserwartung von max. 1 Jahr zu rechnen habe. Eine Immuntherpie müsste erwogen werden, allerdings würde eine entgültig Entscheidung erst nach dem definitiven histologischen Befund fallen. Ich muss wohl keinem sagen, was diese Aussage für uns bedeutet hat! Mein Vater wusste nichts von dieser Diagnose, denn es war erst der zweite Tag nach der OP. Interessant war dann das Verhalten des behandelnden Arztes in den folgenden Tagen: Wir wollten ihn immer nach dem histologischen Befund fragen, aber irgendwie ging er uns dauernd aus dem Weg. Er war einfach nicht erreichbar. Erst bei der Entlassung meines Vaters musste er mit der Wahrheit herausrücken: Es täte ihm leid, dass er uns so erschreckt habe, aber der histologische Befund sei negativ. Alles in Ordnung und somit auch keine Immuntherpie. Zu diesem Zeitpunkt waren wir überglücklich, wobei ich schon irgendwie ein komisches Gefühl! Mein Vater kam also nach Hause, allerdings nur für einen Tag, da in der Nacht die Wunde am Bauch aufging. Er wurde wieder nach Großhadern gebracht und wurde dort mit den Worten empfangen:"Was wollen Sie den hier?" Obwohl diese Wunde an drei Stellen aufgegangen war, weigerte sich der diensthabende Arzt meinen Vater wieder aufzunehmen. Erst als sich eine Schwester massiv für ihn einsetzte, wurde er wieder aufgenommen. Drei Tage später wurde er wieder entlassen. Es dauerte insgesamt fast drei Monate bis diese Wunden von selbst wieder verheilten. Mein Vater musste jeden zweiten Tag verbunden werden und ich muss wohl nicht sagen, welche Schmerzen er durchgestanden hat.
Anschließend klagte er immer wieder über Schmerzen im Bauchraum. Er wurde aber von keinem Arzt ernst genommen! Es begann ein Odysee, an deren Ende er mehr oder weniger als psychisch gestört abgestempelt wurde.
Zum Glück zogen meine Eltern zu dieser Zeit nach Österrech in ein kleines Dorf in der Nähe von Salzburg. Mein Vater ging dort zum "Dorfarzt", um sich ein Rezept ausstellen zu lassen. Dieser untersuchte ihn und meinte nur, dass da irgendetwas nicht stimmen könne. Er überwies meinen Vater zu einem Chirurgen nach Salzburg. Dieser untersuchte ihn und es stand klar fest, dass etwas im Bauchraum nicht in Ordnung war. Was genau, konnte auch dieser Arzt nicht genau sagen. Er schlug vor, einen kleinen minimal invasiven Eingriff zu machen, um sich den Bauchraum von innen ansehen zu können. Am nächsten Montag sollte dieser kleine Eingriff gemacht werden. In der Nacht auf Sonntag ging es meinem Vater aber so schlecht, dass er per Heli ins Krankenhaus Salzburg geflogen werde musste. Er hatte einen Darmverschluss und musste notoperiert werden. Die OP dauerte über 6 Stunden und folgendes stellte sich dabei heraus: Man hatte bei der ersten OP in Grosshadern, um an die Niere überhaupt ranzukommen, Magen und Darm "zur Seite räumen" müssen und nach dem Entfernen der Niere wieder an die ursprüngliche Stelle zurücktun müssen (entschuldigt diese Worte, aber ich weiss nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll). Dies wurde nicht fachgerecht gemacht. Daher hatte sich in den fast 2 Jahren der Magen/Darm völlig in sich selbst verknotet und war verwachsen, bis es eben zum völligen Darmverschluss kam. Durch die Verwachsungen hatte sich ein Tumor gebildet, der auch schon einen Teil der Bauchspeicheldrüse befallen hatte.Meinem Vater wurde ein Teil des Dickdarmes und ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt. Der Arzt meinte nach der OP wortwörtlich " so eine Stümperarbeit und Sauerei habe er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht gesehen". Das Schlimmste aber war, dass der Tumor bereits in der Lunge Metastasen gebildet hatte. Meine Mutter und ich waren am Boden zerstört. Die Ärzte in Salzburg leiteten gleich im Anschluss eine Immuntherpie ein, die mittlerweile auch erste Erfolge gezeigt hat. Die Lunge ist besser geworden. Leider hat mein Vater aber erheblich unter den Nebenwirkungen gelitten und leidet auch noch sehr darunter. Er hat über 20 Kilo abgenommen und ist völlig entkräftet. Heute wurde er wieder ins Krankenhaus eingewiesen und ich weiss nicht, wie alles aussehen wird. Heute sehe ich alles sehr schwarz. Auf jeden Fall aber hat es gut getan, sich alles von der Seele zu schreiben!
Ich kann übrigens das Landeskrankenhaus in Salzburg sehr empfehlen. Ich habe bisher in keinem Krankenhaus in Deutschland so einen liebevollen Umgang mit den Patienten, aber auch den Angehörigen erlebt! Seit Anfang Januar ist Prof. Dr. Geil (ehemals in Insbruck) in Salzburg der Leiter der Onkologie. Nachdem ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe, weiss ich, dass er zu den Kapazitäten der Immuntherpie in Europa gehört.
Viele Grüße an alle und ich drücke allen die Daumen, dass alles wieder gut wird.
Susanne
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