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Alt 16.06.2002, 11:17
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Liebe Conny,
ich habe auch Deinen Aufruf unter dem Thema "Krebs auf der rechten Niere" gelesen und möchte Dir hier an dieser Stelle auf beides antworten.
Ich kenne Deine Ängste und Deine Hilflosigkeit sehr gut: meinem Mann wurde vor ca. 4 Wochen die linke Niere mit einem 9cm großen Nierenzell-Karzinom entfernt. Wir wissen, daß in der rechten Niere ebenfalls ein Tumor ist, der zwar erheblich kleiner ist, aber wohl auch operativ angegangen werden sollte. Bzgl.
Deiner Frage, ob Metastasen auftreten können, obwohl operiert wurde, muß ich Dir leider mitteilen, daß ein Nierenzell-Karzinom zwar recht langsam wächst, aber auch noch nach Jahren trotz OP metastasieren kann. Wichtig ist im Moment für Euch, daß ein CT oder MRT der Lunge gemacht wird und ein Knochenszintigramm. Diese beiden Organe werden bevorzugt bei einem Nierenzellkarzinom von Metastasen befallen. Verlasst Euch bitte nicht nur auf eine Röntgenaufnahme der Lunge! Die ist zu ungenau! Bei den beiden oben genannten Untersuchungen können Metastasen im Frühstadium gesehen werden. Sollten Metastasen vorhanden sein, kann man mit einer Immunmodulation hier therapieren. Außerdem werdet Ihr die pathologische Untersuchung der entnommenen Niere und der umliegenden Lymphknoten abwarten müssen. Handelt es sich bei dem Tumor Deines Mannes auch um ein Nierenzell-Karzinom? Hat man ( wie eigentlich üblich ) auch die um die Niere gelegenen Lymphknoten mit entfernt und waren von diesen welche mit dem Tumor befallen? In welchem Tumorstadium ist Dein Mann (es gibt Stadien von T1 bis T4, die aussagen, wie weit der Tumor fortgeschritten war)? All diese Fragen können erst nach der pathologischen Untersuchung der herausoperierten Organe beantwortet werden. Auf jeden Fall wird nach der Operation eine engmaschige Tumornachsorge durchgeführt werden müssen, da, wie schon gesagt, der Nierentumor gerne auch noch nach Jahren metastasiert. Diese Nachsorge sollte zunächst alle 2 bis 3 Monate durchgeführt werden, im weiteren Verlauf werden die Abstände länger. Sie umfasst ein Sonogramm der noch vorhanden Niere und der Nierenloge (= die Stelle, an der die operierte Niere gesessen hat), Röntgen der Lunge bzw. CT oder MRT, diverse Blutuntersuchungen etc. Es tut mir sehr leid, Dir keine andere Auskunft geben zu können. Wie gesagt, kenne ich Deine Ängste und Deine Hilflosigkeit in dieser schweren Zeit sehr genau aus eigener Erfahrung. Ich kann Dir nur empfehlen, Dich so schlau wie möglich über diese Krankheit zu machen. Hole Dir alle Informationen, die Du bekommen kannst. Laß Dich nicht von Ärzten mit kurzen Allgemeinfloskeln abspeisen, sondern frage nach allem, was Du wissen möchtest. Auch hier im Krebsforum gibt es sehr gute Infomationen über das Nieren-Karzinom. Außerdem gibt es einen Chat, wo Du mit Krebspatienten und deren Angehörigen reden kannst. Ich selbst bin zwar bislang nur recht selten im Chat gewesen, aber wenn ich da war, habe ich mit sehr netten und lieben Menschen reden können. Auch über meine Ängste als Angehöriger. Vielleicht treffen wir uns ja mal da!
Du fragst, ob Du damit rechnen mußt, daß Dein Mann jetzt an Krebs sterben wird. Nun, zunächst, denke ich, werdet Ihr mit der Diagnose Krebs LEBEN müssen. Vielleicht, oder besser wahrscheinlich, ein anderes Leben als bisher, aber LEBEN! Auch wir stehen vor dieser Situation ( wir = ich 48 Jahre und mein Mann 57 Jahre ). Was dieses Leben an Rückschlägen bringt, weiß man nicht. Ich befürchte es wird ein Leben aus Hoffnung, Rückschlag, Hoffnungslosigkeit,Angst und vielen Ungewißheiten geben. Aber es wird auch ein Leben mit viel Zusammengehörigkeit
und viel Nähe werden, in dem wir viel reden müssen und jeden Tag LEBEN müssen, den wir gemeinsam zur Verfügung haben. Ich habe mir fest vorgenommen, den Kampf gegen den Krebs nicht aufzugeben! Mein Mann auch! Ob es uns immer gelingen wird, weiß ich nicht. Manchmal ist diese verdammte Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Hilflosigkeit und Angst da. Dann sieht alles nur rabenschwarz aus. Aber dann gibt es wieder andere Tage......
Ich denke, man muß sich mit der Krankheit vertraut machen, man muß sie respektieren, man darf vor ihr und vor der Zukunft Angst haben, man darf traurig und wütend sein, aber man darf sich nicht unterkriegen lassen, so daß die Angst der Herrscher über unser Leben wird! Es gibt immer Hoffnung und niemand weiß, ob das Zusammensein mit dem geliebten Partner ein, zwei, drei, fünf oder zehn Jahre andauern wird. Niemand weiß, welche Rückschläge noch auf uns zukommen?! Heute habe ich die Kraft, Dir das zu schreiben, wie es morgen ist, weiß ich nicht.....
Ich wünsche Dir und Deinem Mann viel Kraft in dieser schweren Zeit und alles Gute. Vielleicht hören wir ja noch mal von einander oder treffen uns mal im chat.Sei herzlich gegrüßt,
Ulrike
PS: Es wird unter dem Thema Nierenkrebs mehrfach von einer Impftherapie in Göttingen gesprochen. Meines Wissen ist diese Studie im vergangenen Jahr eingestellt worden und wird in keiner deutschen Klinik mehr durchgeführt.
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