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Alt 15.12.2016, 21:58
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Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom - Dickdarm

Hallo Ihr Lieben im Forum und daheim,

heute nehme ich mir nach längerer online-Anwesenheit endlich die Zeit, wieder hier zu schreiben, wie es in der Reha läuft. Die Pause war nötig, um mich voll einzulassen auf die hiesige Behandlung und vor allem der Auseinandersetzung mit meiner Krankheit. Und abends ist hier das Thema „Krebs“ tabu. Ich habe hier in etlichen Vorträgen und Diskussionsrunden viel gelernt über den Umgang mit den ganzen Problemen,die der (Darm-)Krebs mit sich bringt.

@ Brenda7, MaraM und Ines11 vielen Dank für Eure ermutigenden Worte. Was den Stuhlgang betrifft, so ist und bleibt es schleierhaft. Mittlerweile habe ich in den letzten drei Wochen insgesamt 4 Mal rektalen Stuhlgang gehabt, sowie teils Blähungen, die nicht in den Beutel geleitet sondern ebenfalls rektal „entsorgt“ wurden. Der Chefarzt glaubt ebenfalls nicht an Reste, die sich vor der Operation am 11. November im Darm befunden haben und ist der Meinung, dass dies nur möglich ist, wenn es sich um ein doppelläufiges Stoma handelt. Im Entlassungsbericht ist dahingegen mehrfach vom „endständigen“ Stoma die Rede. Er hat daher den OP-Bericht angefordert, falls es sich um ein Versehen in der Formulierung handelt. Bisher liegt dieser jedoch nicht vor. Morgen habe ich das Entlassungsgespräch, meine Ärztin sagt, bis dahin müssten die Vorfälle geklärt sein.

Am Dienstag, dem 20. Dezember werde ich entlassen nach 3 Wochen plus einer Woche Verlängerung. Ich würde gerne noch eine weitere Woche bleiben, aber da ich in keinem Arbeitsverhältnis mehr stehe, wird diese nicht mehr gewährt. Es wird mir schwerfallen, wenn ich ab Mittwoch wieder selbst für mein Essen sorgen muss. Ich bin jetzt viel zu verwöhnt. Heute war „Italienischer Abend" mit warmen und kalten Spezialitäten samt Salatbuffet und Nachtisch. Abgesehen von den wirklich kompetenten und großartigen Ärzten, Pflege- und Küchenpersonal gibt es auch viel, was zur Unterhaltung beiträgt am Abend. Sei es Tanzabende, ein Magier, Alleinunterhalter, Irischer Folkloreabend... es kommt nie Langeweile auf. Ich komme kaum dazu, meine E-Mails zu beantworten oder sonst etwas außerhalb zu erledigen. Die Cafeteria, Hobby-, Mal- und Batikräume sind rund um die Uhr offen. Wenn wir ab 21.00 Uhr keinen Cafeteria-Service mehr haben, können wir uns mit selbst mitgebrachten Getränken und Snacks vergnügen bis uns die Augen zufallen. Jedenfalls ist es hier alles andere als in anderen Reha-Einrichtungen, die ich schon erlebt habe, wo um 22.00 h Bettruhe zu herrschen hat und man dann allein im Zimmer mit seinen Grübeleien allein auf sich gestellt ist und deswegen nicht schlafen kann. Hier sind auch auffallend viele junge Patienten, da ist die Stimmung schon aufgehellter als nur mit alten Leuten zusammen zu sein.

Alles in allem bin ich hochzufrieden mit dem Erfolg, den ich hier erlebt habe. Anfangs habe ich kaum 10 Stufen der Treppe geschafft ohne Pause, heute Morgen bin ich mit der Fortgeschrittenen-Gruppe ½ Stunde Nordic Walking mitgelaufen, ohne zurückzufallen und kam im guten Mittelfeld am Ziel an. Am ersten Tag wollte mir meine zuständige Ärztin einen Rollator verordnen, aber den habe ich dankend abgelehnt. Den aufrechten Gang wollte ich mit den Nordic-Walking-Stöcken erreichen. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, trotz Knie-, Rücken- und Narbenschmerzen immer die Treppe zu nehmen und nicht den Aufzug, um nach den 3 Monaten Bettruhe nicht noch mehr einzurosten. Da hätte ich mit dem Rollator noch mehr Probleme beim Treppensteigen bekommen ;-)

Die Wunde sieht weiterhin grauenhaft verstümmelt aus, ein Krater mit unpassendem Bauchnabel, der seitlich am Narbenrand baumelt. Einfach grotesk. Wenigstens tut sie nur noch am oberen Ende weh, weil dort einer der Fadenenden ins Gewebe piekst, der sich eigentlich schon längst aufgelöst haben sollte. Da die Basisplatte des Stomas zu dicht an der Narbe liegt, muss beim Kleben immer ein Stück vom Pflasterrand zurechtgeschnitten werden mit dem Ergebnis, dass es immer wieder dazu kommt, dass der Darminhalt die Platte unterläuft und das Stoma undicht wird. Leider gibt es keine Vorwarnung, bevor das passiert. Außerdem steht jetzt mein Wecker auf 1.00 Uhr, 3.00 h und 6.00 Uhr, weil ich nachts den Beutel rechtzeitig leeren muss, damit es keine Sauerei im Bett gibt. Das mache ich mittlerweile im Halbschlaf, ohne richtig wach zu werden. Daran kann ich mich nur ganz schlecht gewöhnen. Am liebsten würde ich sofort eine Rückverlegung machen lassen. Der hiesige Chefarzt dagegen hat mir ernsthaft nahegelegt, das nicht vor Ablauf eines Jahres (!) ins Auge zu fassen- vorher war von 6 – 8 Wochen die Rede, dann von 6 Monaten, jetzt sind es schon 12 Monate mit dem Hinweis, ich könnte mich ja bis dahin damit arrangiert haben und die Rückverlegung ganz zu vergessen. Am besten, ich schiebe den Gedanken erst einmal weit weg und konzentriere mich auf das Jetzt. Und jetzt gehe ich zur Fortsetzung des „Italienischen Abends“ in die Cafeteria und feiere anschließend Abschied mit einer netten Clique, die morgen abreist.

Ich wünsche Euch allen ein erholsames und schmerzfreies Wochenende mit lieben Grüßen aus der Reha

Geändert von gitti2002 (15.12.2016 um 23:51 Uhr)
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