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Alt 21.10.2008, 02:09
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nikita1 nikita1 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
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Standard AW: Mutmachereckchen für uns alle

Das ist ein schöner Beitrag - ich will auch gern mal was von der Seele schreiben.
Ich war wegen Myomen beim Gyn und eine Gebärmutterentzündung kam noch dazu, hatte ich doch wahnsinnige Menstruationsschmerzen.
Leider war die Gyn schockierter als ich (lag ja auf dem Stuhl und harrte der Dinge) So sah ich nicht gleich , dass sie voller Blut war...
Nun ja, sie rief eine andere FA dazu, dann musste ich in meinem Hemdchen, blutend durchs Wartezimmer voller schwangerer Frauen zur Sono gehen.
Der ganze Boden war voller Blut.

Man teilte mir mit, dass da was wäre, was nicht hingehört - alles sei befallen : Gebärmutter, Eierstöcke und Zervix, man nehme an, es sei Krebs. Aber sie würden gleich noch eine Biopsie machen....

Wie ich nach Hause gekommen bin - ich weiss es nicht mehr. Stand völlig neben mir.
Mein jüngerer Sohn fiel mit weinend um den Hals, als ich es ihm sagte. Der andere sass in Prag und studierte Medizin.
Mein Mann meinte - na ,na, so schlimm wird es doch nicht sein ...er war völlig hilflos.. konnte nicht damit umgehen.
Mein Vater kam dann im April und blieb bis Juli.

Zwei Wochen später kam ich in ein onkologisches Krankenhaus - dort wurde mir auf der Tumorkonferenz erklärt, dass ich einen Tumor in der Zervix und GM hätte - unoperabel, Figo 3b - und dass ich zwei Monate auf die Therapie (Chemo und Bestrahlung) warten müsse, da keine Betten in der Tagesklinik frei wären.
Diagnose am 1.März 2007 - Therapiebeginn am 1.Mai 2007.
Entsetzt schaute ich in die Runde der Onkologen - und stellte mich auf die Hinterbeine... ich will jetzt eine Therapie !! ... wenn ich noch solange warten muss, kann ich gleich mein Begräbnis bestellen.
Die Antwort - tut uns leid, aber es gibt noch schlimmere Fälle als Ihren - alle müssen warten - wir haben nicht genug Kapazitäten...
(Nebenbei bemerkt - ich werde nicht in Deutschland behandelt)

Wieder zu Hause - bekam ich Schmerzen da unten , es tat ziemlich weh und ich holte mir selbst irgendwelche Schmerzpillen aus der Apoheke - hab wohl zuviel davon genommen, denn ich bekam Ausschlag.
Mein Hausarzt hatte Erbarmen mit mir und verschrieb mir ein starkes Schlafmittel mit Psychopharmaka gekoppelt.
So konnte ich wenigstens ein wenig schlafen, trotz der Panikanfälle.

Die Therapie ist dann bis Juli über die Bühne gegangen - bis jetzt soll alles i.O. sein - Tumor weg und seit Oktober 2007 gehe ich wieder arbeiten.

So kann man sagen - ich lebe noch, trotz der Ärzte
Ich hatte allerdings eine wunderbare Radiologin, ihr verdanke ich, dass Darm und Blase nicht verbrannt sind - und sie ist auch die Einzige, mit der ich über meine Ängste sprechen konnte.
Ich will nicht undankbar sein, geheilt haben sich mich, lebe nun schon 20 Monate damit und es geht mir gut.
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Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (21.10.2008 um 16:07 Uhr)