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Alt 16.04.2004, 18:10
Gast
 
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Standard Bauchspeicheldrüse OP nach Whippel erfolgreich

Hallo an alle!
weil es unter diese Überschrift passt: in der letzten Woche hatte ich meinen Halbjahres-Check in der Uniklinik mit CT, Röntgen, Ultraschall und Blutuntersuchung. Alles ist o.k.! Jetzt sind 3 Jahre und 1 Monat rum nach meiner Whipple-OP und ich bin zuversichtlich, dass es weiter gut geht.

Es ist nicht so, dass ich in Anbetracht des länger werdenden zeitlichen Abstands zur Operation nun so ganz entspannt in die Untersuchungen gehe. Es beschleichen mich schon so Gefühle wie "Nun ist es so lange gut gegangen, vielleicht holt der Krebs jetzt noch mal zum Schlag aus", oder, wenn ich so in einem der Warteräume in der Radiologie mit meinem Taschenbuch sitze "Vielleicht sind das jetzt gerade die letzten halbwegs entspannten Minuten in meinem Leben, bevor mein behandelnder Arzt bedauernd den Kopf schüttelt".

Was ich meine: Auch wenn ich im Grunde meines Herzens glaube, dass ich es geschafft habe, so merke ich doch, dass die Unbefangenheit im Hinblick auf meine Gesundheit nicht mehr da ist. Die Nerven liegen bei Fieber oder einer Infektion, über die ich früher nicht weiter nachgedacht hätte, leichter blank. Jedesmal ist der Gedanke da, es könnte ja auch ein Vorbote für die Rückkehr des Krebses oder Metastasen sein. Ich bin ganz einfach leichter zu verunsichern, es ist eben doch eine Krankheit, die sich auch bei Heilung nicht so abhaken lässt, wie die Heilung eines gebrochenen Beines.

Und trotzdem: Ich möchte allen Betroffenen Mut machen, es dem Krebs mit allen medizinischen und psychologischen Mitteln zu zeigen! Nicht aufgeben! Es ist nichts mehr wie es war, weder für uns noch für unsere Angehörigen und es gibt, vor allem für diejenigen mit Metastasen oder anderen Komplikationen nicht nur ein Tal der Tränen. Auch das gehört dazu, wir müssen uns auch diesen Gefühlen stellen und sie nicht verdrängen.

Also, Leute, packen wir´s an! Dieses Forum ist - und das gefällt mir besonders gut - nicht nur eine Tauschbörse guter Informationen, sondern auch, das zeigen viele Beiträge, Balsam für die Seele. Und zwar, ganz demokratisch, ohne Ansehen der Person. Gut so. Ich werde auch weiterhin, wenn mir Hilfreiches oder Nützliches einfallen sollte, in diesem Forum schreiben. Und wenn es nur dazu gut ist, Mut zu machen.

In zwei Wochen werde ich 51. Ich bin voll berufstätig, obwohl ich mir das vor 3 Jahren - 5 Wochen nach der Operation und gerade in der Anschlussheilbehandlung - im Traum nicht hätte vorstellen können. Weder wusste ich, dass es noch weitere 5 Monate mit einem monatlichen Gewichtsverlust von rund 2 Kilo so weitergehen würde, bis sich das Körpergewicht nach einer Abnahme von insgesamt 23 Kilo endlich langsam (sehr langsam!) wieder erhöhte. Ich dachte wirklich schon: immer der Kampf mit diesen Kilos! Erst sind´s zuviel, jetzt sind´s zuwenig! Das Foto in meinem Behindertenausweis (gibt´s für Krebskranke) sieht aus, als sei ein Vögelchen aus dem Nest gefallen ...

In dem halben Jahr nach der Operation ist praktisch alles, was ich gegessen habe, buchstäblich und umgehend "durchgefallen"; die Enzyme (Kreon) haben auch bei Dosiserhöhung nichts genützt, ebensowenig Immodium. Bei Opii-Tropfen, die ich erst verhältnismäßig spät ausprobiert habe, hatte ich wiederum das Gefühl, ich kann keiner geregelten intellektuell anspruchsvollen Tätigkeit mehr nachgehen, also habe ich es wieder gelassen.

Und inzwischen? Die verbliebenen körperlichen Einschränkungen sind eigentlich überschaubar: Dumpingsyndrom (eine Art kurzzeitige Kreislaufschwäche nach dem Essen) vor allem morgens, Durchfallanfälligkeit nach einigen Speisen, leichtere Erschöpfbarkeit (oder ist es nur das Alter oder zuwenig Sport ...?). Alles in allem kann ich gut damit leben, finde das nicht besonders beeinträchtigend.

Von meiner Krankheit wissen nicht sehr viele Leute etwas, die anderen sagen vielleicht "Na, Sie sind aber schlank geworden, das ist ja klasse!". Ich verschweige in diesen Fällen die eigentlich richtige Antwort: "Der Preis dafür war zu hoch. Hätte ich die Wahl zwischen pummelig und gesund oder schlank und krank, nehme ich gern wieder mein leichtes Übergewicht zurück!" Seid alle gegrüßt und ermutigt im Kampf gegen den Krebs, Lea
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