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Alt 17.09.2013, 16:29
Mirijam Mirijam ist offline
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Standard AW: Frage zu Rituximab

Hallo Robert,

ich bekam vor mehr als 5 Jahren auch die Diagnose foll. Lymphom (Grad 1 Stadium IV), habe auch die Chemo abgelehnt und nur Rituximab Monotherapie gemacht.

Die Therapie hat bei mir sehr gut geholfen. Die Lymphknoten gingen nach und nach zurück und sind heute im Ultraschall nicht mehr sichtbar. Ich lebe wie jeder andere gesunde Mensch auch und habe heute keinerlei Beeinträchtigungen. (Soviel zu deiner Frage, ob deine Freundin eine Chance ohne Chemo hat).

Beim niedrigmalignen foll. Lymphom ist es sehr sinnvoll, wenn man nicht sofort eine Chemo macht, sondern so schonend wie möglich mit der Behandlung beginnt, da die Krankheit normalerweise ab Stadium 2b nicht mehr als heilbar gilt. D.h. sie kommt immer mal wieder und muss dann behandelt werden. Von daher ist es schlau, nicht gleich mit Chemo loszupreschen, sondern erstmal sanft anzufangen, um später noch soviel wie möglich weitere Therapieoptionen zu haben.
Diese Erkenntnis setzt sich nach und nach in den meisten größeren Kliniken durch (ich selbst wurde in einer Uniklinik behandelt).
Sei froh, wenn deine Freundin Rituximab Mono überheaupt bekommt! Das ist das Beste was ihr passieren kann. Die meisten Krankenkassen zahlen Rituximab nur in Kombination mit einer Chemo, so dass viele diese Therapieoption gar nicht angeboten bekommen.
Sollte die Behandlung nicht anschlagen, kann eine Chemo jederzeit "nachgelegt" werden.

Noch etwas zur Wirkung von Rituximab. Das Medikament "öffnet nicht die Zellen" für die Chemo wie Rosemie schrieb, sondern ist ein Antikörper. Dieser erkennt das Oberflächenmerkmal CD 20, das auf der Zellaußenseite der B-Lymphozyten zu finden ist. (B-Lymphozyten sind die Zellen, von denen das foll. Lymphom ausgeht). Der Antikörper heftet sich an die B-Lymphzyten an und macht sie so für das Immunsystem sichtbar. Das Immunsystem vernichtet daraufhin die B-Lymphozyten und damit die krebsauslösenden Zellen. Nachteil ist halt, dass man eine zeitlang nur sehr wenig B-Lymphozyten hat und damit z.B. anfälliger für Krankheiten oder Infektionen ist. Ich hatte z.B. eine zeitlang eine gestörte Wundheilung.

Rituximab hat den Vorteil, dass es selektiv nur auf die eine, krebsauslösende Zellart wirkt und diese vernichtet und eben nicht wie eine Chemo auf alle sich schnell teilenden Zellen geht.

Viele Grüße und dir und deiner Freundin alles Gute

Mirijam
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follikuläres NHL, Grad 1, Stadium 4, seit März 2008
Therapie: April/Mai 08 - Chemo abgelehnt, stattdessen Rituximab Monotherapie
Ergebnis: Rückgang der LK um 30-50%,
Jetzt "watch and wait"
Nachuntersuchung Aug.08: nur noch wenige LK zu sehen, weiter "watch and wait"

aktueller Stand 2019: keine vergrößerten LK zu finden
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