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Alt 29.05.2016, 23:32
Nicole82 Nicole82 ist offline
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Standard AW: Noduläres malignes Melanom

Hallo Natascha,

ich weiß genau, wie du dich fühlst. Diese Ungewissheit, was die Zukunft angeht, kann einen in den Wahnsinn treiben. Das werden hier die allermeisten nachempfinden können. Du kannst heulen, schreien, am Boden sein und fragen: Warum ich? Aber nach dieser Phase ist es wichtig, die Angst zu besiegen, den Kampf aufzunehmen und das Leben zu leben! Es weiß niemand, wie lange er noch hat, nur das wir hier in einer Situation sind, in der wir gezwungen sind, darüber nachzudenken. Immer positiv denken! Hier gibt es viele Geschichten mit Happy End, selbst bei Leuten, die immer wieder mit Metas zu kämpfen haben.

Ein gutes Ergebnis oder nicht - das ist relativ. Es hätte besser sein können, nämlich wenn man gar nichts gefunden hätte. Es hätte aber auch viel schlimmer sein können, nämlich wenn man mehrere und größere Metas gefunden hätte, oder Fernmetastasen. Aus dieser Sicht ist die Lage gar nicht so schlecht. Weißt du, mein Arzt hat mal zu mir gesagt, ich mache mir viel zu viele Gedanken. Er hat MS, und wenn er wählen könnte zwischen meiner Diagnose und seiner würde er ohne zu zögern mit Kusshand meine nehmen. Ich finde das irgendwie ermutigend, sowas von einem Arzt zu hören. Dann kann es doch gar nicht sooo schlecht um uns stehen, oder?

Dass man dir nicht alle LKs entnehmen will, halte ich für ein gutes Zeichen. Bei mir war das vor 6 Jahren so, dass ich hätte selbst entscheiden können oder in eine Studie hätte gehen sollen, in der per Zufall für mich entschieden worden wäre, weil man herausfinden wollte, ob die Ausräumung Vorteile hat oder nicht. Ich denke ich wäre in die Studie gegangen, da mir die Ärzte damals nichts raten wollten. Vielleicht (ich bin da nicht so auf dem Laufenden, sorry) haben diese Studien ja ergeben, dass eine Ausräumung keine Vorteile bringt. Du kannst dir aber noch zweit- und Drittmeinungen einholen, wenn du Gewissheit möchtest. Habe ich ja auch getan, was die Therapie anging.

Auch was das Interferon angeht konnte man mir damals nichts sagen, es lagen keine verlässlichen Nachweise darüber vor, ob es einen Nutzen hat oder nicht. Wie das heute aussieht, weiß ich nicht. Ich hatte mich belesen, und ich habe mehrere verschiedene Ärzte (den behandelnden Arzt und den Oberarzt im Krankenhaus, meinen niedergelassenen Hautarzt und den Onkologen) gelöchert mit Fragen zur Immuntherapie. Letztendlich habe ich mich nach sehr langem, reiflichen Überlegen dagegen entschieden. Das ist eine aber Entscheidung, die dir keiner abnehmen kann. Ich habe auch sehr lange geschwankt zwischen "ich möchte jeden Strohhalm ergreifen" und "das möchte ich mir nicht antun ohne dass es irgendeinen Nachweis über den Nutzen gibt". Ausschlaggebend waren für mich die Aussagen der Ärzte was Autoimmunkrankheiten (ausgelöst durch die Immuntherapie) angeht und die Aussage, dass sie viele Leute trotz Immuntherapie verlieren und genau so viele ohne Therapie nur zur Nachsorge sehen und nach 10 Jahren ohne Probleme in die Gesundheit entlassen. Aber das Argument, alles versucht haben zu wollen, ist genauso stark. Keine leichte Entscheidung.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Kampfgeist, lass es uns wissen, wenn es Neuigkeiten gibt.

Liebe Grüße
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