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Alt 07.02.2006, 18:40
Reinhard44 Reinhard44 ist offline
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Beitrag AW: Rund um die Chemotherapie

Betrifft: Metastasen, Chemo DTIC und Sorafenib.
ACHTUNG: Die Wirkungen und Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind bei jedem Patienten sehr unterschiedlich!! Dieser möglichst objektive Bericht sagt nur etwas über MEIN Befinden aus!!
Als 62-jähriger ehemaliger Grundlagenforscher [von Gleichspannung bis zu den höchsten Frequenzen (Lichtwellen)] versuche ich, zur Information ohne viel Emotionen zu schreiben.

Hallo Ihr lieben Hoffenden alle miteinander, Tag23, Di, 07.Feb.06

meine Vorgeschichte findet Ihr im KK-Forum 'Metastasen' bzw. früher hiess es 'Malignes Melanom Metastasen' Seite 26 #502 als Reinhard44 am 13.07.2005, 15:14 unter:
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...321#post231321

Gleich nach der AHB in der Klinik für Tumorbiologie Freiburg (es gab KEINE komplementäre Therapie, aber viel Gutes für mich!) wurden in Tübingen beim PET-CT und GanzKörper-MRT vom 16.08.05 im re Oberschenkel (OS) 2 Metastasen, im li OS auch 2 Metas und in der Lunge multiple kleine Metas entdeckt.
Daraufhin gab's ab 1.9.5 bis 12.12.5 die Standard-Chemotherapie 4 Zyklen je im Abstand von etwa 4 – 5 Wochen 5 Tage lang etwa 1 Stunde DTIC-Infusion. Auch die onkologische Ambulanz der Uni-Klinik Heidelberg riet mir dazu. Ich habe das durchgestanden (Thrombozyten und Leukozyten gingen natürlich runter und wieder rauf; Schmerzen und Entzündungen nach 2 -3 Tagen DTIC-Infusion in den Unterarm-Venen, deshalb am Fr, 09.Dez.05 die bei mir problemlose Port-Implantation – dann kann das 'Gift' bis jetzt schmerzfrei 'reinlaufen'.

Beim PET-CT und GK-MRT vom 14.12.05 wurden im re OS keine Metas mehr entdeckt- Aber leider wuchsen die Metas im li OS etwas und es gab zusätzlich NEUE (3 am Herz, je 1 unterhalb des Magens und in li Nierenhöhle; Sch...). Die multiplen Metas in der Lunge verkleinerten sich etwas.
Wegen der vielen Metas erhielt ich laut Tübinger Uni-Hautklinik-Tumorkonferenz keine OP, sondern ich kam als 5.Tübinger Studienteilnehmer nach ausführlichen und strengen Kriterien in die Sorafenib/Placebo-Studie + 2 Chemotherapeutika Paclitaxel (=Taxol) und Carboplatin, wie hier beschrieben:
http://www.journalonko.de/newsview.php?id=1329
http://www.arzt-spezial.de/index.htm...sorafenib.html
Oder im KK-Forum:
"Forum: Rund um die Chemotherapie
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.html?t=13410
= Beitrag von eisemann am 21.12.2005, 20:20 #7 und #13"
oder
"Forum: 'Malignes Melanom':
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...982#post262982
= Beitrag von Christian am 31.01.06 13:07 #4093“

Ich wurde vor dem Beginn der Behandlung sehr genau in einer 17-seitigen Patientenaufklärung und im Arztgespräch über den Verlauf und die Nebenwirkungen informiert. Weil meine Thrombozyten durch die letzte DTIC-Chemo (12.- 17.12.05) sehr zurückgingen (22 Tsd /ul – Norm: >140 Tsd), wurden im Tübinger Studienzentrum wegen auch noch zu niedriger Leukozyten und neutrophiler Granulozyten [nötig sind absolute Werte größer als 1500 pro MikroLiter (ul)] der Beginn meiner Sorafenib-Behandlung auf Mo, 16.1. verschoben.

Durch mein 'Tagebuch' wollte ich dahinter kommen, ob ich wirklich Sorafenib bekomme ;o)
Den Therapieplan am 1. und 2. Tag hab ich ja gut überstanden, aber dann war's heftig. Ich schrieb ans Studienzentrum Tübingen:
"....
k.V = keine Vorkommnisse

Tag1 (Mo, 16.Jan.06):
Morgens 1,5 Fortecortin-Tabletten 12 mg: k.V
Mittags Infusionen Fortecortin, Kevatril, Sedativum Hevert, Ranitic: k.V
Nachmittag ab 13:40 Paclitaxel, NaCl, Glukose: k.V
Abends ab 19:20 Carboplatin: um 20:40 plötzlich Schluckauf, der nicht mit Zucker-Einnahme wegging, erst vor dem Schlafengehen 22:30.
Wahrscheinlich wegen Ruhepuls 70/min, statt normal 58/min, nur von ca.02:45-04:15 und ca. 06:10-06:55 also nur 2,25 Stunden geschlafen!?
Tag2:
Ab Tag2 jeweils 2 Sorafenib Tabletten morgens und abends bis 2 Tage vor den neuen Infusionen.
Ich war aber den ganzen Tag fit (Ruhepuls 68-70/min).
07:20 Blutdruck 110/65, Temperatur 37,2°C (Ohr) von Schwester gemessen.
Ab morgens heiße rote Wangen den ganzen Tag bis in die Nacht.
08:30 2 Sorafenib Tabletten im letzten Drittel des Frühstücks: k.V ((war scheint's falsch))
Tagsüber und abends 6 mal 30-50 min lang Schluckauf ohne Grund.
Zu Hause nach Mittagessen 14:30 1 Std erholsam geschlafen --> fit.
Nach Früh-Abendkonzert und opulentem Buffet-21:30 um 23:30 2 Sorafenib k.V
Beim Schlafengehen Ruhepuls im Bett 70/min. Mit kurzen Unterbrechungen
Tag3:
gut bis 08:00 geschlafen, aber etwas müde aufgewacht.
Schon nachts verringerter Ruhepuls 58/min.
KEINEN Schluckauf mehr den ganzen Tag! :-)
09:30 2 Sorafenib Tabl. im letzten Drittel des Frühstücks: k.V ((war scheint's falsch))
Ab morgens warme leicht gerötete Wangen den ganzen Tag bis in die Nacht.
Vorm. müde, aber trotzdem 30 min Spaziergang mit Hund.
Nach Mittagessen 14:00 (Gemüse-Eintopf mit Wurst) leicht bitteren Geschmack im Mund bis abends.
Nachmittags 1 Std geschlafen --> noch müde.
Danach immer wieder leichtes Sodbrennen --> viel Wasser getrunken.
18:40 2 Sorafenib (fast nüchtern, wie von Tübingen vorgeschlagen) k.V
19:30 und 20:00 0,2l Milch getrunken; nichts gegessen.
Leichtes Kopfweh (KW) begann, deshalb aus Neugier:
20:10 im Sitzen Blutdruck 141/87 P58/min; 3 min später 130/85 P60
20:30 müde ins Bett; Ruhepuls ging allmählich von 58 auf 55 runter!
Unruhig mit 10-20 min Unterbrechungen geschlafen; immer wieder an Fuß- und Kniegelenken, in Beinmuskeln und in Ober- u. Unterkiefer-Zähnen leichte pulsierende Schmerzen. Zähne sind kälteempfindlich.
Leichtes KW die ganze Nacht. Viel Urin (1,6 l) die Nacht.
Tag4:
08:00 etwas benommen, müde und mit leichten pulsierenden Schmerzen in Beinen, re Rücken und Kiefer (s.o.) aufgewacht.
Warme leicht gerötete Wangen; leichtes KW; beim Kämmen leichte Schmerzen an der Kopfhaut;
08:05 im Sitzen Blutdruck 140/90 P63/min
08:10 5 Wobenzym Pillen mit 0,4 l Wasser,
08:40 2 Sorafenib (nüchtern) mit 0,2 l Wasser
09:40 Vit C, 50 ml Hedelbeersaft in 0,5 l Wasser, Vit A-Z, Vit B-Komplex.
10:40 Blutdruck 133/85 P71 nach Frühstück, leicht bitteren Geschmack im Mund.
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Tübingen empfahl mir, mich nicht zu sehr zu beobachten sondern mich auch z.B. durch Spazierengehen, den Hund, Freunde etc. abzulenken.
Am Tag4 habe ich mich leider nicht zum Spazierengehen aufraffen können, was sich wahrscheinlich gerächt hat:
weiter Tag4 (Do, 19.Jan.06):
Nach einigen Stunden Ruhen mit den aushaltbaren leicht pulsierenden Schmerzen, wachte ich 1/2 Std nach dem Schlafengehen um 23:40 mit starken Schmerzen (wie kleine Explosionen) auf, die jede 1/10 - 1/2 Sekunde woanders im vorderen Bereich der Beine und Füße auftraten. Im Bett hielt ich es nicht mehr aus, Paracetamol oder Tramadol wollte ich nicht nehmen.
Weil ich vermutete, dass wegen meines geringen Ruhepulses die Blutzirkulation erhöht werden sollte, radelte ich in meiner Verzweiflung am Ergometer 7 min lang bei 90 Watt, so dass mein Puls bis auf 101/min stieg - meine Schmerzen wurden dadurch 'übertönt'. Ohne Widerstand (rückwärts) radelte ich noch 10 min mit Puls 76/min weiter - und die Schmerzen waren danach fast weg!! )
Tag5:
So konnte ich bis 07:30 gut schlafen, wobei ich wiederum an stärkeren Schmerzen aufwachte. Aber durch Herumlaufen ließen die Kniegelenkschmerzen schnell nach! :-) . Das Spazierengehen mit dem Hund über Wiesen hat mir auch sehr gut getan, und die Schmerzen vermindern lassen! Beim kurzen Ruhen spürte ich nichts mehr.
Allerdings beim email-Schreiben fingen die leicht pulsierenden Schmerzen - Brausepulver (Oberseite Fuß, Schienbein und Knie) wieder an.

- Es wäre sicherlich hilfreich, wenn die Studienteilnehmer ein paar Hinweise bekämen - wenn es welche gäbe, wie sie einfache Nebenwirkungen selber minimieren könnten, um selber nicht zu sehr zu experimentieren.
- Hülfe z.B. ein nicht zu heißes oder gar kaltes Abduschen oder Wannenbad?? Das probiere ich beim 2, Zyklus aus!
- Vielleicht müssten die Ärzte ganz streng fordern: "Wenn Sie dies oder das an NW spüren, dann müssen Sie dies tun!!!" - Wie bei mir, das Laufen!
Am Di,24.1. sagte Tübingen mir, dass alles noch so neu ist und erst Erfahrungen gesammelt werden müssen! Studienergebnisse gibt's erst in 1 Jahr; Sorafenib kommt gegen das Nierenzellkarzinom 2007 auf den Markt.

Die Schmerzen in den Beinen gingen von 'Explosionen' auf 'Brausepulver' zurück und hörten ab Tag7 auf. Meine pelzigen Fußsohlen habe ich bis Tag23 immer noch: Das seien Nervenschädigungen, die aber normalerweise erst nach mehreren Chemo-Zyklen auftreten würden.

Ich berichte in Tübingen telefonisch, oder auch, als ich am Tag 9 Di, 24.1. und Tag12 Fr, 27.1 beim Blutabnehmen war. Da waren die Leukos 780 bzw 1000, die neutrophilen Granulozyten absolut nur 70 - vor Chemobeginn am 14.1. waren es 1800. Deshalb bekam ich gegen Infektionen die Antibiotika Tavanic und Antipilzmittel Diflucan von deren NW kann einem schon schlecht werden kann.
Tag12 Fr, 27.1.
nachmittags bekam ich leichtes Fieber (37,8°C) und hatte abends endlich einmal wieder schöne warme Füße ) - am Sa war alles weg.
Tag15 Mo, 30.1.
Verbesserung: Die Leukos 2300, die neutrophilen Granulozyten absolut 575 (relativ 25%), Thrombos von 90Tsd hoch auf 124 Tsd.
Am Do, wieder BB, da wird's weiter aufwärts gehen.
Am Tag16 (Di, 31.1.6,)
tat mir die Kopfhaut beim Darüberstreichen leicht weh und am Nachmittag gingen die ersten vielen Haare aus, am Tag18, wieder das Gleiche - auch meine kurzen Barthaare lassen sich sehr leicht herausziehen. Seit Tag20 gehen mir nicht mehr so viel Haare aus – ich hab fast keine mehr ;o) . Die letzten schönen flauschigen Haare habe ich heute, am Tag23, sehr gekürzt – mein Charakterkopf wird endlich sichtbar ;o)
Tag18: Blutbild -Leukos bei 5700 mit 3800 Neutrophilen, Thrombos bei 130 Tsd. Daher konnte ich Antibiotika Tavanic und Antipilzmittel Diflucan absetzen :-).

Die größeren Blutgerinnsel in der Nase, die ich mehrmals am Tag schneuze, dauern schon seit Tag15 an. Es ist scheint's nicht schlimm.

Der Juckreiz auf den Handoberflächen wird immer wahrnehmbar, wenn ich warme Hände habe. Diese Haut der Fingeroberseiten fühlt sich seit einigen Tagen etwas rauh an.

Ich kann nicht verstehen, warum ich einen Tag relativ fit bin und obwohl ich nachts genügend geschlafen habe, mich am nächsten Tag wieder müde und schlapp in den Muskeln und im Kopf fühle - schon nach dem Frühstück und auch nach dem Mittagessen schlafe ich wie hee,. Ich zwinge mich dann zum Spazierengehen :-), was mir gut tut!

Seit Beginn der Sorafenib-Chemotherapie habe ich um 1 kg auf 67 kg abgenommen. Ich vermute, dass es Muskelmasse war, weil ich zu wenig körperlich mache. Vor Beginn (am Ende eines DTIC-Zyklusses) radelte ich morgens vor dem Frühstück auf dem Ergometer 100 Watt mit durchschnittlichem Puls 93/min, jetzt nur noch 70 W mit 97/min! Also werde ich versuchen, etwas mehr zu tun, wenn ich mich dazu aufraffen kann.

Morgen fängt mein 2. Zyklus an – Z2 Tag1. Mal sehen, wie es wird. Ich weiss immer noch nicht, ob ich wirklich Sorafenib und kein Placebo erhalte.

Liebe Grüße an Euch alle vom Reinhard44

Dir, Christian, wünsche ich Erfolg und nicht so viele Nebenwirkungen bei Deiner Sorafenib-Studienteilnahme.
Mike (eisemann) darf hoffentlich wieder bei der Sorafenib-Studie mitmachen.
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