[Tati P.]

Liebe Tina,

der größte Horror bei dieser Sache sollte sein, dass es wirklich Krebs ist und Du daran sterben könntest.
Was Du meinst jetzt schon zu wissen, wird mit einer Krebsdiagnose mit großer Warscheinlichkeit über den Haufen geschmissen und ob Brust oder nicht Brust wird dann warscheinlich eins Deiner kleineren Probleme sein.

Es tut mir leid, so deutliche Worte zu finden und ich kann die Unruhe in Deiner jetzigen Situation wohl genau so gut verstehen, wie jede andere Betroffene hier, aber steiger Dich nicht so in die Panik hinein. Es kann hundert Gründe für das was in Deiner Brust ist geben und die meisten davon sind harmlos.

Ich dachte vor der Krebsdiagnose auch "Bloß nicht die Brust abnehmen, alles nur das nicht". Als dann Krebs festgestellt wurde hätte ich sofort meine Brust "geopfert", wenn ich bloß keine Chemo machen müsste.
Zu Beginn der Chemo dachte ich dann der Haarausfall wäre das Schlimmste, das würde ich nicht aushalten. Alles nur nicht die Haare... als die Haare dann ausfielen war's zwar unschön, aber was soll's... das war der Preis für eine Überlebenschance.
Dann die Angst um Nebenwirkungen, um Metastasen, um... alles. Ist die Situation dann nicht eingetreten, ist an ihre Stelle eine andere Angst getreten und immer dachte ich die nächste Angstsituation wäre die Schlimmste.

Aber das Schlimmste wäre gewesen nicht zu überleben.

Leben. Überleben. Das war das Ziel und ich hätte fast alles dafür gegeben.
Und ich war mit jedem Step, nach jeder Etappe wieder überrascht, wie schnell sich die Psyche mit dieser Extremsituation abfindet und sich mit den Basics, dem Überleben beschäftigt.

Versuch Dich abzulenken, vielleicht besuchst Du jemanden oder holst Dir Besuch nach Hause. Deine Familie, Freunde, wen auch immer. Manchem hilft darüber zu reden. Versuch Dich von der Panik zu lösen und klar zu denken. Die Panik hilft Dir nicht weiter, Du machst Dir die Zeit damit unnötig schwer.

Und denk dran, die Warscheinlichkeit dass es "nichts" ist, ist größer als die dass es was bösartiges ist.