Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 01.09.2003, 13:54
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Was kann ich für meine Mutter tun?

Liebe Ulli, liebe Flo,

schon wieder ein Wochenende rum, und schon wieder Arbeiten. Für mich war am Anfang das Büro auch eine willkommene Abwechslung. Hab mich oft gefragt, warum das dann doch so gut funktioniert – ich meine, dass ich doch recht konzentriert und gut Aufgaben erledigen konnte. Damals waren die Wege zum Büro und vom Büro nach Hause das Schlimmste für mich. Überhaupt, war Autofahren schrecklich, weil ich dann plötzlich ganz allein mit meinen Gedanken war. Ich konnte es nur schwer ertragen allein zu sein, hab immer versucht, mich mit irgendwas abzulenken… Zur Zeit ist es eigentlich eher so, dass ich mehr Zeit für mich selbst bräuchte, da ich so viele Dinge erfahren und lernen möchte, aber momentan ist irgendwie immer etwas los…

Liebe Flo, ich freue mich, dass du ein schönes Wochenende mit deiner Mama verbracht hast, und jeder kleine Schritt nach vorne, ist einer. Vermutlich kommen auch immer und immer wieder Rückschritte, aber wichtig ist, dass man immer ein Stückchen über dem tiefsten Punkt bleibt. Es brauch einfach verdammt viel Zeit. Ich war zwei Monate nach dem Tod von Papa zusammen mit meiner Mum im Urlaub. Eine Woche auf der Donau. Rückblickend meine ich, dass es uns wirklich gut getan hat, auch wenn wir dort manche traurige Stunde hatten. Du fährst mit deinem Freund, oder? Es ist sicher schwer, sich auf den Urlaub zu freuen, gerade ja auch, weil man überhaupt nicht in der Lage ist, überhaupt Glücksgefühle zu empfinden. Aber ich denke, dass dir der Urlaub bestimmt gut tut. Einfach mal Abwechslung, und was anderes sehen und erleben. Ich würde versuchen, mir jetzt noch keine Gedanken darüber zu machen, lass es einfach auf dich zu kommen. Denk einfach daran, dass du im Urlaub abschalten kannst, und vor allem auch neue Kraft tanken kannst. Das ist sicher auch ganz wichtig, auch um deiner Mama zur Seite zu stehen. Falls sich in irgendeiner Art das schlechte Gewissen melden sollte. WEG DAMIT!!!! Trauer hat rein gar nichts damit zu tun, wo man ist, oder was man gerade tut. Trauer ist ein Gefühlszustand, und der begleitet ein ständig. Was ich in der Zeit lernen konnte ist, dass die Gedanken an meinen Papa mich jeden Tag und jede Stunde begleiten, ich vermiss ihn eigentlich mit der Zeit immer mehr. Trotz dem hatte ich auch schon wieder fröhliche Stunden und lache wieder. Weißt du, es ist so verdammt egal, was andere Leute denken, nur du selbst weißt, wie es in dir aussieht, und wie schwer es wirklich für dich ist. Letztens hat jemand zu mir gesagt, er bewundere, wie ich das doch alles wegstecke… Da musste ich mich innerlich dann wirklich fragen, ob er tatsächlich schon mal darüber nachgedacht hat, wie es mir geht, weil auseinandersetzen, wollen sich gerade die Personen nicht damit. Schon komisch, dass Menschen tatsächlich glauben, dass das äußere Auftreten einer Person, auch innere Gedanken und Gefühle widerspiegelt. Ach schau an, sie hat mal gelacht, da ist ja wohl alles wieder in Ordnung… BLÖDSINN!!!!!! Ich hoffe, du verstehst was ich meine? Es ist wichtig, dass du für dich den richtigen Weg findest – und wo der lang führt, kannst nur du selbst entscheiden. Versuche einfach daran zu denken, wie viel Kraft du in dem Urlaub tanken kannst, und wie gut es tun kann, einfach mal abzuschalten.

Ich hoffe, bis bald.

Liebe Grüße und noch einen schönen Arbeitstag

Cas
Mit Zitat antworten