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Alt 29.01.2002, 08:20
Gast
 
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Standard wen nicht kämpft hat schon verloren?

Liebe Jana,
es tut mir so leid für Dich und Deinen Vater wie Deiner gesamten Familie !
Ich sehe die Paralellen zu meinem Vater,der am 25.01.01 mit der Diagnose Leukämie ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Es sah schon bei Einlieferung schlecht aus, da sein Blut bereits zu 90 % "verseucht" war.
Um mit der dringend notwendigen Chemo zu beginnen, musste er einerseits erst einmal aufgebaut werden, aber in dem Wissen, dass die Chemo auch die gesunden Zellen vernichten wird., habe ich mich schon gefragt, ob die Quälerei wirklich sein muss (habe dass alles mit meiner Mutter hinter mir)..
Ein Ausläufer der Leukämie war u.a. eine Infektion, die ,bevor überhaupt mit der Chemo begonnen werden konnte ,operiert wurde, aber das Schlimme war,dass sie nicht abheilen wollte...
Man begann also mit der Chemo, weil die Zeit drängte, aber man musste dann aufhören, weil sich dann ununterbrochener Durchfall einstellte, der bald nicht mehr zu stoppen war.
Mein Vater hat unheimlich viel Flüssigkeit verloren und die Ärzte kamen mit Gegenmassnahmen nicht mehr nach.
Es war fürchterlich mitansehen zu müssen, wie er einerseits immer schwächer wurde und andrerseits dieses fürcherlich starke Herzrasen hatte , dass seinen ganzen Körper zum Beben brachte.. (bereits 3 Wochen später ist er dann eingeschlafen.)
Ich will Dich nicht noch mehr runterziehen, aber ich will Dir nur sagen, ich kann leider sehr gut nachempfinden,was Du gerade fühlst.
Ich bin zur Zeit unheimlich wütend, dass das alles passiert, und dass ich so ohnmächtig dagegen war, das hängt sicherlich mit dem "1. Jahrestag"! zusammen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Du auch Gefühle wie Wut ebenfalls empfindest,versuche es z.B. im Wald einfach rauszulassen...

Ich will Dir nicht auf die Frage antworten wie weh es tut, wenn Dein Vati nicht mehr da sein sollte...
Ich kann Dir leider auch nicht die Angst nehmen, aber ich hoffe, das Du spüren kannst, dass ich in Gedanken bei Dir bin und auch andere diese schlimmen Situation erleben mussten...

Ich sag mir auch oft, dass es doch einfach nicht sein kann, dass mein Vater vorher nie etwas an sich bemerkt hat, das kommt doch nicht von heute auf morgen, das das Blut bereits zu 90 % nicht mehr in Ordnung war.
Aber diese Fragen bringen keine Klärung, sie machen einen nur noch mehr fertig, und der Schmerz steigt ins Unermessliche...
Ich bin froh für Dich, dass Du nicht ganz allein bist und noch Deine Mutter hast. So könnt ihr euch wenigstens gegenseitig stützen, es ist schlimm , wenn man niemanden mehr in der Familie hat, weil eben alle an Krebs schon verstorben sind...

Liebe Jana,sei so oft Du kannst bei Deinem Vater und gib ihm Deine Liebe und Nähe und wenn Du hast auch Kraft.

Ich kann sehr gut verstehen, warum Dein Vati nicht im Krankenhaus sterben möchte, es war sehr unpersönlich auf der Intensivstation, die ich mit meinem Vater zusammen dort in seinen letzten Stunden verbracht habe, du hast keine Privatspäre (den Vorhang zwischen seinem und dem Nachbarbett konnte man wirklich vergessen und ich bin jedes mal zusammengezuckt, wenn die Geräte vom Nachbarn einen Warnton abgaben...)
Aber das hängt natürlich auch von vielen äußeren Gegebenheiten ab.
Bei meinem Vater war gar kein Transport nach Hause mehr möglich...)

Jana, fühle Dich von mir von hier aus ganz fest in den Arm genommen, die Angst und den Schmerz kann ich Dir leider nicht nehmen, obwohl ich Dir so gerne helfen würde, aber im Moment holen mich auch ganz doll diese gemeinsamen Erlebnisse aus den 3 Wochen Krankenhaus sehr ein, so dass ich zu mehr Unterstützung nicht in der Lage bin.
Aber ich hoffe, Dir etwas Anteilnahme gegeben zu haben.

Alles liebe, Katja
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