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Alt 14.03.2005, 11:41
Gast
 
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Hallo Bastian,

man hört aus deinen Zeilen eine grosse Verzweiflung heraus, die ich gut nachvollziehen kann, ich habe meinen Vater letztes Jahr verloren. Aber ich denke Jutta hat recht, und Du sagst ja auch schon dass Du den Wunsch deiner Mutter respektieren willst: wenn sie an ein Hospiz denkt und das für sich will dann musst Du das akzeptieren. ich weiss nicht ob es medizinisch theoretisch möglich wäre, ihr Leben noch ein paar Jahre zu verlängern, aber vielleicht will sie das unter diesen Umständen und zu diesem (elenden...) Preis nicht mehr. Meine Tante (Schwester meiner Mutter) ist 1/2 Jahr vor meinem Vater auch an Krebs gestorben und sie hatte sich schon als es ihr noch "relativ gut ging" ihr Hospiz ausgesucht - wohin sie es dann aber nicht mehr geschafft hat weil sie nicht mehr aus dem KH herauskam nach vielen Komplikationen, schliesslich ist sie dort auch auf der Palliativstation geblieben und gestorben, meine Cousins sagen die Betreuung sei dort sehr menschlich und gut und einfühlsam gewesen. Meine Tante hatte immer gesagt dass sie nicht jede Behandlung um jeden Preis wollte, sie wollte wenn dann nur ein in ihren Augen lebenswertes Leben. Ich habe diese Haltung ungeheuer bewundert. Als Gesunder kann man sich auch mit all seinen eigenen Verlustängsten und Sorgen sicher nicht in diese Qualen hineinversetzen. Und mein Vater lag die letzten 9 Wochen seines Lebens mal im Koma mal wach ohne je wieder sprechen zu können (wegen der Beatmung) auf einer Intensivstation, er war nachher so furchtbar dünn und schwach und mit Stoma für Blase und Darm, und so sehr ich auch gewünscht hätte dass er es da noch mal raus schafft: er hätte es gehasst. Er hatte immer Schwierigkeiten mit diesen "körperlichen" Dingen und Ärzten und Krankenhaus und er hätte es gehasst nur noch im Rollstuhl zu sitzen und all diese Beutel und Schläuche zu haben und abhängig zu sein, die Ärzte hatten uns immer gesagt auch wenn er es schafft da wieder lebend raus zu kommen würde er mindestens ein Pflegefall bleiben... ich hätte ihn jetzt so gern noch hier aber das ist auch ein egoistischer Gedanke, denn gesund wäre er nun mal nicht mehr geworden. Ganz sicher wollte er nicht sterben und ganz sicher will deine Mutter das natürlich an sich auch nicht, aber offenbar kann man an einen Punkt kommen wo man einfach nicht mehr kann oder will...

Es tut furchtbar weh aber man kann nur da sein und es versuchen zu verstehen und helfen dass derjenige seinen Weg so gehen kann wie er es kann und möchte. Deine Mutter spürt sicher dass Du über den Tod nicht reden kannst oder möchtest und vielleicht braucht sie das und vielleicht wird sie im Hospiz auch genau dafür die richtigen Gesprächspartner finden.

Wünsche Euch viel Kraft.

Kerstin
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