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Alt 18.05.2007, 20:42
CarstenK CarstenK ist offline
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Registriert seit: 23.02.2006
Ort: Dresden
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Standard AW: Wir wissen nicht was....

Liebe Sanny,

mein Beileid! Es ist schwer sich in einen Menschen hineinzuversetzen, der so etwas erlebt hat. Da kann kommen wer will und kann auch erlebt haben, was er will - es ist nicht nachfühlbar. Jeder Mensch empfindet solch eine Situation anders.

Bei mir war es ähnlich: Im Februar noch im Urlaub. Auf'm Brocken, tief verschneit und wunderschön. Danach Rückenschmerzen, Physiotherapie und das ganze Programm. Ende Mai dann ins Krankenhaus. Schmerzen, aber keine Ursache. Dann Verlegung in die Uniklinik. Und wieder - suchen und mutmaßen. Dann die Gewissheit. Donnerstag die Diagnose und Sonnabend die erste Chemo. Im Juli der 40. Geburtstag, und immer noch im Krankenhaus.
Dann Entlassung. Pflege zu Hause und keine Besserung.
Ende August der 14. Hochzeitstag. Keine Besserung. Schmerzen und immer höhere Dosierungen von Schmerzmitteln.
Eine Woche später ist sie vorausgegangen. Ich war bei ihr und sie hat auf mich gewartet.

Es ist 18 Monate her, aber es läßt mich nicht los. 4 Monate von Schmerzen zum Tod. Wir hatten Pläne, wollten ein Haus kaufen, eine Familie - alles schien gut. Jetzt muss ich ein neues Leben leben. Neue Freunde, die alten waren gut solange alles in Ordnung war. Keine Familie, für die bin ich mitgestorben.
Neue Stadt, neuer Job, aber ich will nicht klagen. Ich bin stark und versuche voranzukommen.

Aber die Last ist schwer! Nur das zu sehen - das kann nur ich! Keiner kann nachfühlen, keiner kriegt die Bilder aus meinem Kopf, die Gerüche, die Gefühle. Das schaffe ich nur allein. Irgendwie! Eines habe ich gelernt: Der Tod gehört zum Leben dazu und ich will mich bemühen jederzeit mit mir und mit meiner Umwelt im Reinen zu sein. Ich weis, dass ich sie wiedersehe - drüben auf der anderen Seite. Ich fühle es und manchmal ist sie ganz nah. Aber ich muss mein Leben leben, ich muss es erfüllen. Ich habe nur das eine. Und wenn ich manchmal nicht mehr kann und ich ganz weit unten bin, dann lasse ich mich treiben und sage mir: Es ist okay, aber Du mußt Dich wieder aufrappeln!

Mach' es auch so! Lass Deinen Gefühlen freien Lauf. Hör nicht auf so sinnleere Sprüche wie: Zeit heilt alle Wunden! Das ist gelogen und nur ein fadenscheiniger Vorwand zu verlangen, dass Du wieder funktionierst.
Gib Dich Deiner Trauer hin, denke aber an Dich! Deine Oma hatte ein erfülltes Leben und auch wenn es ungerecht erscheint, es ist nur der Beginn einer neuen Reise.

" Trauert nicht! Macht weiter mit dem, was ihr so geliebt habt. Ich sehe ich zu und lache mit Euch! Ich bin auf der anderen Seite und passe auf Euch auf! "

In Gedanken bei Ihnen

Geändert von CarstenK (18.05.2007 um 20:46 Uhr)
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